Auf unnachahmlich komplizierte Art und Weise berichtete das chinesische Staatsfernsehen CCTV über den Fall Fan Bingbing:
"In Übereinstimmung mit den Vorgaben des Artikels 63 des chinesischen Steuerverwaltungsgesetzes muss Fan Bingbing das Vierfache ihrer Steuerschuld als Strafe bezahlen", erklärt der Nachrichtensprecher.
Beliebteste Schauspielerin Chinas
Was dann folgt, ist eine Aneinanderreihung von Zahlen und Summen, bei denen auch einer Multimillionärin wie Fan Bingbing schwindelig werden kann: Die 37-Jährige muss insgesamt umgerechnet fast 115 Millionen Euro bezahlen. Diese Rekordsumme setzt sich zusammen aus Steuernachzahlung und Strafe.
"Lost in Thailand": Die 2012 veröffentlichte Komödie ist einer der erfolgreichsten chinesischen Filme aller Zeiten. Auch, weil Fan Bingbing mitspielte. Sie ist nicht nur die am besten verdienenste Schauspielerin Chinas, sondern auch die mit Abstand beliebteste.
Geheimer Hausarrest
In den vergangenen Wochen aber sorgte sie nicht mit Filmen für Aufsehen, sondern weil sie wie vom Erdboden verschluckt war. Rund drei Monate lang.
Erst jetzt ist klar: Die Behörden hatten sie wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung geheim und ohne Anklage unter eine Art Hausarrest gestellt. Die 37-Jährige hat nun zugegeben, Dutzende Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben, indem sie immer nur einen Teil ihrer Honorare dem Finanzamt meldete.
Bingbing lobt Partei und Staatsführung
In einer schriftlichen Erklärung entschuldigte sie sich: bei ihren Fans, der chinesischen Gesellschaft, ihren Freunden und beim Finanzamt. In dem Schreiben lobte Fan Bingbing außerdem die, Zitat, gute Politik der Kommunistischen Partei und der chinesischen Staatsführung.
Diese hat an Fan Bingbing ganz offensichtlich ein Exempel statuiert: Zeitgleich mit der Entschuldigung der Star-Schauspielerin kündigten die chinesischen Finanzbehörden an, nun generell verstärkt gegen Steuerhinterzieher aus der Film- und Fernsehbranche vorzugehen. Promis, die Steuern hinterzogen haben, sollen sich demnach bis Ende dieses Jahres melden. Wer bis zum 31. Dezember nachzahlt, könne straffrei davonkommen, hieß es in einem Artikel der staatlichen Presse.
Kein Wort über staatliche Willkür
Worüber in China so gut wie überhaupt nicht diskutiert wird, ist die unrechtsstaatliche Behandlung Fan Bingbings. Kein Wort zur Tatsache, dass sie ohne offizielle Anklage festgehalten wurde. Kein Wort auch darüber, dass wochenlang völlig unklar war, wo sich die Schauspielerin befindet und wie es ihr geht.
"Ich habe auf taiwanesischen Nachrichtenseiten gelesen, dass sie unter Hausarrest stand und ihr nicht erlaubt war, zu reisen", sagt diese Studentin aus der Stadt Hangzhou.
Diskussionen nur in Auslandsmedien
Taiwanesische Nachrichtenseiten sind allerdings in der Regel gesperrt in Festlandchina. Die 26-Jährige muss also eine Spezial-App nutzen, um die Internetzensur zu umgehen. Den Aufwand sei es ihr aber wert, erzählt sie.
"Die chinesischen Nachrichten sind doch komplett staatlich kontrolliert. Nur die wenigsten wissen deswegen, was wirklich abgeht. Auf ausländischen Seiten wird hingegen kontrovers diskutiert. Und der Fall Fanbingbing ist in der Entertainment-Welt ja eine Riesen-Nachricht."