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Verstaatlichte Bank
HRE-Chefin Better schmeißt hin

2009 ist die Hypo Real Estate Holding (HRE) verstaatlicht worden, weil sie aufgrund der Finanzkrise in Schieflage geriet. Die HRE-Chefin Manuela Better nimmt nun ihren Hut. Streit gab es mit dem Bund. Dieser wollte die Depfa Bank als Teil der HRE selbst abwickeln und nicht wie Better verkaufen.

Von Michael Braun |
    Die Vorstandsvorsitzende der Hypo Real Estate (HRE), Manuela Better, schaut am Donnerstag (01.03.2012) auf der Bilanzpressekonferenz der Bank in München (Oberbayern) in den Saal.
    Die Vorstandsvorsitzende der Hypo Real Estate (HRE), Manuela Better, verlässt aufgrund von Zerwürfnissen mit dem Bund die HRE. (picture alliance / dpa - Frank Leonhardt)
    Seit gestern amtiert sie nicht mehr, die Frau, die sich traute, den Überresten der Hypo Real Estate ein neues Geschäftsziel zu geben, den Überresten jener Bank also, die nur gerettet werden konnte, weil sie Wertpapiere von fragwürdigem Wert über 170 Milliarden Euro an eine staatliche Abwicklungsanstalt abgegeben hat. Manuela Better wollte eine Altlast, die noch am Konzern hängt, verkaufen, die Depfa Bank mit Hauptsitz in Irland. Aber der Eigentümer der Bank, der Bund, hat anders entschieden. Ein Rücktritt sei da nichts Ungewöhnliches, meint Professor Christoph Schalast von der Frankfurt School of Finance and Management:
    "Das ist eine Entscheidung, die im Grunde jeder Eigentümer von notleidenden Investments treffen muss: Wie schätzt er den Abwicklungsaufwand, die Abwicklungszeit und auch die Mühen ein im Verhältnis zu dem, was er auch an Mehrertrag erzielen kann. Und wenn es da unterschiedliche Einschätzungen gibt zwischen Vorstand und Eigentümer, hat der Eigentümer das letzte Wort. Und wenn der Vorstand das nicht mittragen kann, ist es, glaube ich, sehr, sehr ehrenhaft, dann eine entsprechende Entscheidung zu treffen."
    Knapp zwei Jahre in der Vorstandsspitze der HRE
    Vor knapp Jahren war Frau Better, die als Spezialistin für Risikomanagement gilt, an die Vorstandsspitze der Hypo Real Estate aufgerückt:
    "Die Verpflichtung, die wir gegenüber dem Bund und dem deutschen Steuerzahler haben aus den Kapitalhilfen, die wir bekommen haben, macht es nötig, mit dieser Konstellation besonders sorgfältig umzugehen. Dieser Herausforderung möchte ich mich aber stellen."
    Frau Better hatte das Ziel, das zukunftsfähige Geschäft in der Staats- und Immobilienfinanzierung, gebündelt in der Deutschen Pfandbriefbank, wieder ans Laufen zu bringen und für den Staat zu Geld zu machen:
    "Wir wollen, was, ich denke, auch ein wichtiges Ziel der Politik ist, wir wollen die PBB Deutsche Pfandbriefbank in jedem Fall wieder reprivatisierungsfähig machen."
    Ein Mittel dazu: Verkauf von Altlasten. Im aktuellen Fall geht es um den Verkauf der Depfa Bank. Die hatte langfristig Kredite vergeben, gern an Staaten aus Südeuropa, und hatte sie mit kurzfristigen Krediten anderer Banken refinanziert. Als in der Finanzkrise diese kurzfristigen Gelder nicht mehr aufzutreiben waren, als keine Bank der anderen mehr Geld lieh, kam die Depfa ins Schleudern. Und mit ihr die Hypo Real Estate, die die Depfa kurz vor Ausbruch der Finanzkrise übernommen hatte.
    Bund will Depfa selbst abwickeln
    Manuela Better wollte die Depfa nun endlich aus den Büchern haben, hat dem Vernehmen nach 320 Millionen Euro geboten bekommen. Doch in der Depfa stecken noch eine Milliarde Euro Eigenkapital. Deshalb schien der gebotene Kaufpreis dem Bund viel zu niedrig. Das Gegenargument, die Depfa mache ja noch Verluste, die Abwicklung dauere noch zehn, 15 Jahre, bis dahin werde das Eigenkapital noch schmelzen, ließ der Bund nicht gelten. Er will die Depfa nun über seine Abwicklungsanstalt geduldig selbst abwickeln. Das könne funktionieren, meint Professor Schalast:
    "Hier hat sich gezeigt, dass toxische Papiere im Rahmen eben der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung leichter restrukturiert und refinanziert werden konnten, als man es 2008/9 erwartet hat. Und im jetzigen Umfeld, vor allem im Zinsumfeld, aber auch im Marktumfeld, was zum Beispiel Immobilien betrifft, gilt das für viele andere sogenannte toxische Papiere. Aber, ich glaube, diese Perspektive ist da. Und es ist eine rein rationale, wirtschaftliche Entscheidung, die hier getroffen wurde, die zumindest von außen nachvollziehbar ist."
    Bei der Hypo Real Estate und der Pfandbriefbank macht nun erst mal der Finanzvorstand als kommissarischer Chef weiter.