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Verstrahlt, verschickt, vergessen

Das Reaktorunglück von Tschernobyl am 26. April 1986 gilt als schwerste nukleare Havarie und eine der schlimmsten Umweltkatastrophen aller Zeiten. Der Unfall führte bei einer nicht genau bekannten Zahl von Menschen - die Schätzungen liegen zwischen 10.000 und 250.000 - zum Tod.

Von Anja Schrum und Ernst-Ludwig von Aster | 16.04.2011
    Die politische Führung versuchte damals, das wahre Ausmaß der Atomkatastrophe zu vertuschen und setzte hunderttausende Menschen einer erhöhten Stahlenbelastung aus, darunter Zehntausende Kinder.

    Der damals 15-jährige Igor muss wenige Tage nach der Katastrophe in unmittelbarer Nähe des Reaktors Vieh zusammentreiben und das Feuer im Moor löschen. Er wird verstrahlt, liegt Monate im Krankenhaus. Der erste Sekretär der Partei lässt seine Tochter mit dem Fahrrad durch Choiniki fahren.

    Sie soll den anderen ein "gutes Beispiel" geben. Die gesundheitlichen, aber auch die sozialen Folgen der Verstrahlungen sind bis heute zu spüren: Kinder erkranken an Immunschwäche und Schilddrüsenkrebs; sie werden verschickt und zwangsumgesiedelt; sie erleben, wie Freunde und Angehörige sterben.

    Wie haben die "Kinder von Tschernobyl" die Ereignisse damals erlebt ? Wie haben sie sie verarbeitet? Und wie beeinflussen die damaligen Geschehnisse noch heute ihr Leben?