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Vertikaler Slum oder gigantische Bauruine

Das internationale Architekten- und Stadtplanerteam von Urban-Think Tank hat einen Wolkenkratzer in Caracas erforscht, dessen Bau auf halber Strecke aufgegeben wurde. Heute leben im "Torre David", so nennt sich das Hochhaus, über 750 Familien, die in der Bauruine eine bessere Alternative zum Leben im Slum sehen.

Hubert Klumpner im Gespräch mit Marietta Schwarz |
    Mit 190 Metern und 45 Stockwerken ist er einer der höchsten Wolkenkratzer Südamerikas. Doch der "Torre David" in Caracas ist keiner von den üblichen hochglanzpolierten Bürotürmen. Er hat kaum verglaste Fenster und eigentlich noch nicht einmal eine Fassade: Der "Torre David" ist eine gigantische Bauruine - benannt nach dem Investor David Brillembourg, der ihn Anfang der 90er-Jahre errichten ließ.

    Vor einigen Jahren wurde die Ruine von Menschen aus den Slums am Stadtrand besetzt. Bis heute haben sich dort über 750 Familien angesiedelt. Das Architektur- und Urbanismusbüro "Urban-Think Tank" hat mit Unterstützung der ETH Zürich den "Torre David" erforscht und mit seiner Analyse einen Goldenen Löwen auf der diesjährigen Architekturbiennale in Venedig gewonnen.

    Der Architekt Hubert Klumpner von Urban-Think Tank erklärt im Corsogespräch, dass man anhand dieser informellen Strukturen im "Torre David" in Reinkultur ablesen kann, wie heutzutage die Wohnformen in Megacities aussehen.

    Die Analysen des Büros dazu kann man sich noch bis zum Wochenende auf der Biennale in Venedig anschauen oder in dem Buch "Torre David. Informal Vertical Communities", das im Lars Müller Verlag erscheint.

    Hinweis: Das Gespräch können Sie nach der Sendung mindestens fünf Monate lang als Audio-on-demand abrufen.