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Verunglücktes Boot
Hunderte tote Flüchtlinge befürchtet

Nach dem Kentern eines Bootes im Mittelmeer mit rund 700 Migranten an Bord befürchtet das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) die schlimmste Flüchtlingskatastrophe der jüngeren Vergangenheit in der Region. Papst Franziskus appellierte an die internationale Gemeinschaft.

    Ein Boot der italienischen Küstenwache birgt die Überreste eine afrikanischen Flüchtlingsschiffes in der Nähe von Porto Empedovle, Agrigento, am 15. September 2002.
    Kein neues Thema: Die italienische Küstenwache birgt Überreste eines Flüchtlingsboots im Mittelmeer - 2002! (picture-alliance/ dpa / epa ansa Franco Lannino)
    Die Flüchtlinge seien "Männer und Frauen wie wir auf der Suche nach einem besseren Leben, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche vor Zehntausenden Menschen auf dem Petersplatz in Rom. Vor dem Angesicht dieser neuen Tragödie bete er für die Opfer und ihre Angehörigen. Die Weltgemeinschaft müsse endlich handeln, um weitere Unglücke zu verhindern.
    Bei einem neuen Schiffsunglück im Mittelmeer sind offenbar erneut Hunderte Menschen Flüchtlinge ums Leben gekommen. Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa und die Zeitung "Times of Malta" übereinstimmend berichten, wurde in der Nacht ein Notruf abgesetzt, als ein Handelsschiff das in Seenot geratene Boot entdeckte. 28 Überlebende konnten von dem Schiff aufgenommen werden. Italien und Malta schickten Einsatzkräfte zum Unglücksort. Das Schiff kenterte demnach rund 110 Kilometer vor der libyschen Küste.
    "Schlimmstes Massensterben jemals"
    Etwa 700 Menschen würden vermisst, sagte Carlotta Sami, eine Sprecherin des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Überlebende gebe es wohl keine. Sollten sich die Zahlen bestätigen, wäre es das "schlimmste Massensterben, das jemals im Mittelmeer gesehen wurde", sagte Sami. Italienische Medien berichteten, bislang seien 21 Leichen geborgen worden.
    Das Drama ereignete sich offenbar, als die rund 700 Flüchtlinge an Bord sich bei dem Eintreffen des Frachters alle auf eine Seite des kenternden Schiffes drängten.
    Grüne kritisieren EU-Politik
    In Berlin kritisierten die Grünen die Haltung der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten. Parteichefin Simone Peter erklärte, die vielen Toten seien eine Schande für Europa. Sie verwies darauf, dass Italien zum Jahresende das Seenotrettungsprogramm "Mare Nostrum" eingestellt hat. Es war nach der Katastrophe von Lampedusa eingeführt worden.
    Die Zahl der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer hat zuletzt deutlich zugenommen. In der vergangenen Woche brachte die italienische Küstenwache 11.000 Menschen in Sicherheit. Seit Jahresbeginn starben laut UNHCR bereits mehr als 900 Flüchtlinge bei der Überfahrt im Mittelmeer.
    (bor/hba)