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Verurteilung von Barry Bennell
Der "Fleisch gewordene Teufel"

Der frühere englische Jugend-Fußballtrainer Barry Bennell ist wegen sexuellen Missbrauchs zu 31 Jahren Haft verurteilt worden. Über viele Jahre hatte er sich in englischen Klubs an Kindern und Jugendlichen vergangen. Das Management der Vereine schaute weg.

Von Jens-Peter Marquart |
    Kinder spielen Fußball
    Ein Gericht in Liverpool sah es als erwiesen an, dass sich Bennell in den 80er-Jahren an Jungen zwischen acht und 15 Jahren vergangen hat. (imago)
    Drei ehemalige Fußballspieler, als Kinder und Jugendliche missbraucht von Bary Bennell. Sie brauchten Jahre, bis sie endlich den Mut fanden, gegen ihren früheren Trainer auszusagen. 86 hatten sich seit Beginn des Prozesses bei den Behörden gemeldet. In 43 Fällen wurde Bennell jetzt schuldig gesprochen. Der Liverpool Crown Court verurteilte ihn heute zu einer Freiheitsstrafe von 31 Jahren. Der Richter beschrieb Bennell als "Fleisch gewordenen Teufel."
    Viele seiner Opfer saßen heute im Gerichtssaal. Sie leiden immer noch unter schweren psychischen Störungen, weil Bennell sie einst als Sex-Spielzeug missbraucht und unter Druck gesetzt hatte. Steven Walters kann immer noch nicht verstehen, dass niemand realisiert habe, was damals im Fußballtraining abgelaufen sei, und dass niemand die Kinder und Jugendlichen vor diesem Monster beschützt habe.
    Massenhafter Missbrauch
    Barry Bennell galt über viele Jahre als erfolgreicher Talent-Scout im englischen Fußball. Er war in zahlreichen Vereinen als Trainer im Kinder- und Jugend-Bereich tätig, vor allem bei Manchester City, Stoke City und Crewe Alexandra. In der Gerichtsverhandlung kam heraus, dass Bennell in den Jahren 1979 bis 1991 junge Fußballspieler im Alter zwischen acht und 15 Jahren massenhaft und über lange Zeit missbraucht hat. Es kam auch heraus, dass die Vereine frühzeitige Hinweise auf das Fehlverhalten und die Verbrechen des Trainers missachtet hatten. Bei Crew Alexandra hatte es nach entsprechenden Hinweisen und Beschwerden von Eltern sogar eine Sondersitzung des Vorstands gegeben, räumte der frühere Manager Hamilton Smith ein:
    "Bei der Sondersitzung hatten alle gesagt, sie wüssten von nichts. Ich habe dann den Fußballverband um Rat gefragt. Die hatten auch nichts gefunden. Von heute aus gesehen, bin ich sicher, dass sich hier alle hätten besser verhalten müssen."
    Auch bei Manchester City war Bennell lange unantastbar, galt als erfolgreicher Talentsucher. Simon Cussins, der frühere City-Manager, der im vergangenen Jahr starb, hatte auf die Frage gesagt, ob man den Jugendbereich nicht aufmerksamer hätte beobachten müssen: Ja, im Rückblick sei das sicher richtig, aber damals habe niemand Bennell unter Verdacht gehabt.
    Auf die Vereine könnten jetzt noch hohe Schadenersatzansprüche der Vereine zukommen. Manchester City-Trainer Pep Guardiola erklärte, solche Taten dürften nie wieder vorkommen:
    "Ich fühle mit den Opfern, auch als Vater, denn das hätte auch meiner Tochter oder meinem Sohn passieren können. Es muss alles getan werden, damit sich so etwas nie wiederholt."
    Fußballverband arbeitet an Maßnahmen
    Barry Bennells Taten erscheinen heute als Spitze eines Eisbergs im englischen Fußball. Nachdem 2016 der frühere Fußballspieler Tony Woodward erstmals der Öffentlichkeit erzählte, wie der Trainer ihn über Jahre missbrauchte, quälte und misshandelte, und wie er und andere ehemalige Spieler noch heute darunter leiden, haben immer mehr Opfer den Mut gefunden, ihre Geschichten zu erzählen. Viele Hundert frühere Jugendfußballer haben sich gemeldet, weil sie auch sie missbraucht worden seien. Nicht nur von Barry Bennell, sondern auch von anderen Trainern. Die Polizei spricht inzwischen von 285 Verdächtigen und 331 betroffenen Vereinen im englischen Fußball. Der Fußballverband, die FA, arbeitet an Maßnahmen, um die Aufsicht über die Jugendarbeit zu verbessern.