Natürlich wird auch das Theater-Rad nicht jeden Abend neu erfunden, auch zum jeweiligen Spielzeitbeginn - und nicht mal alle zehn Jahre. "SheShePop", das Quartett aus Berlin, macht sich wenigstens die Mühe, so zu tun als ob: die Welt neu zu erfinden, die gute alte Schöpfung noch einmal von vorne beginnen zu lassen. Und sie auch zu beenden: Und siehe, sie war gut; oder könnte zumindest gut gewesen sein. Von den sieben Tagen und sieben Nächten göttlicher Mühe erzählen Mieke Matzke, Ilia Papatheodorou und Sebastian Bark als Gott, Eva und Adam, und Lisa Lucassen singt sich dazu als "himmlische Heerscharen" durch alle sieben Songs von Meat Loafs LP "Bat out of Hell" von anno 1977.
Impusle-Festival Gob SquadSo sprechen Eva und Gott nachts, und mit lachgasbedingter Quietschestimme, über Lisa und die Lieder. Adam gibt sich derweil als zukunftsbewusster Grüner, weiß also, dass der Mensch mit allem, was er tut, die Erde mehr und mehr zerstört - und reduziert das eigene Handeln auf sehr fantasievolle Weise, bis er sich kaum mehr bewegen kann, nichts mehr sieht und nichts mehr hört, weil Augen und Ohren zugeklebt sind; und auch an Sprechen ist nicht mehr zu denken mit dem Mikrofon im Mund. Eva lebt wie vor hundert Jahren immer noch mit all den alten Klischees über die Minderwertigkeit der Frau an sich - und ist abendfüllend (also eineinhalb Stunden) damit beschäftigt, all diese mit Kreide auf den Kulissen-Halbmond im Hintergrund geschriebenen Begriffe am eigenen Beispiel optisch, intellektuell und instinktiv zu zerstören. Gott räumt derweil auf im Chaos der Proben-Requisiten, sortiert Überflüssiges und Überlebenswertes, macht Licht und Dunkel. Am Ende führt eine Art Müll-Weg hinaus aus der Show; Adam liegt mittendrin und Gott am Ende.
Nicht, dass all das wirklich wirken könnte als gedanklicher Zusammenhang; über Tableaus unterschiedlich wirksamer Bilder über Wesen, Wirken und Aussichtslosigkeit des Welt-Entwurfs kommt "SheShePop" diesmal nicht hinweg. Mit abermaliger Kür für’s Berliner "Theatertreffen" wie beim "Väter"- und "Lear"-Projekt ist eher nicht zu rechnen.
Das deutsch-englisch-argentinische Quartett "Gob Squad" hat sich derweil das bürgerliche Wohnzimmer als Keimzelle aller Irrwege des Lebens ausgesucht; Simon Will und die Seinen hatten ja auch schon mal die Küche an sich neu erfunden. Knappe drei Minuten Youtube-Video von einer Familienfeier samt Karaoke-Einlage stellen und spielen sie nach; "Re-Enactment" heißt so was heute im Performance-Deutsch. Einer im Bild hat ein Smartphone in der Hand - Anlass zum Diskurs:
Schließlich werden sieben Stück Publikum zur Übernahme der Rollen im Spiel-im-Spiel eingeladen. All das kommt so intelligent wie amüsant daher; doch dass es zu irgendetwas führt, irgendeiner Art von Erkennen, lasst sich nicht sagen. Auf der Ebene intelligenter Unterhaltung sind beide einst so neuen Gruppen angekommen - und das ist gar nicht schlimm. In jedem besseren Stadttheater wäre so was immer noch das Highlight der Saison.
Impusle-Festival Gob SquadSo sprechen Eva und Gott nachts, und mit lachgasbedingter Quietschestimme, über Lisa und die Lieder. Adam gibt sich derweil als zukunftsbewusster Grüner, weiß also, dass der Mensch mit allem, was er tut, die Erde mehr und mehr zerstört - und reduziert das eigene Handeln auf sehr fantasievolle Weise, bis er sich kaum mehr bewegen kann, nichts mehr sieht und nichts mehr hört, weil Augen und Ohren zugeklebt sind; und auch an Sprechen ist nicht mehr zu denken mit dem Mikrofon im Mund. Eva lebt wie vor hundert Jahren immer noch mit all den alten Klischees über die Minderwertigkeit der Frau an sich - und ist abendfüllend (also eineinhalb Stunden) damit beschäftigt, all diese mit Kreide auf den Kulissen-Halbmond im Hintergrund geschriebenen Begriffe am eigenen Beispiel optisch, intellektuell und instinktiv zu zerstören. Gott räumt derweil auf im Chaos der Proben-Requisiten, sortiert Überflüssiges und Überlebenswertes, macht Licht und Dunkel. Am Ende führt eine Art Müll-Weg hinaus aus der Show; Adam liegt mittendrin und Gott am Ende.
Nicht, dass all das wirklich wirken könnte als gedanklicher Zusammenhang; über Tableaus unterschiedlich wirksamer Bilder über Wesen, Wirken und Aussichtslosigkeit des Welt-Entwurfs kommt "SheShePop" diesmal nicht hinweg. Mit abermaliger Kür für’s Berliner "Theatertreffen" wie beim "Väter"- und "Lear"-Projekt ist eher nicht zu rechnen.
Das deutsch-englisch-argentinische Quartett "Gob Squad" hat sich derweil das bürgerliche Wohnzimmer als Keimzelle aller Irrwege des Lebens ausgesucht; Simon Will und die Seinen hatten ja auch schon mal die Küche an sich neu erfunden. Knappe drei Minuten Youtube-Video von einer Familienfeier samt Karaoke-Einlage stellen und spielen sie nach; "Re-Enactment" heißt so was heute im Performance-Deutsch. Einer im Bild hat ein Smartphone in der Hand - Anlass zum Diskurs:
Schließlich werden sieben Stück Publikum zur Übernahme der Rollen im Spiel-im-Spiel eingeladen. All das kommt so intelligent wie amüsant daher; doch dass es zu irgendetwas führt, irgendeiner Art von Erkennen, lasst sich nicht sagen. Auf der Ebene intelligenter Unterhaltung sind beide einst so neuen Gruppen angekommen - und das ist gar nicht schlimm. In jedem besseren Stadttheater wäre so was immer noch das Highlight der Saison.