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Video des IS-Chefs
Zurückhaltung beim Umgang mit Propagandavideos geboten

Der mehrfach für tot erklärte IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi hat sich erstmals seit fast fünf Jahren wieder in einem Video gezeigt. Medien sollten mit solchen Bildern zurückhaltend umgehen, damit sie nicht deren Propaganda übernehmen, sagt Deutschlandfunk-Sicherheitskorrespondent Marcus Pindur in @mediasres.

Marcus Pindur im Gespräch mit Isabelle Klein |
Ein Ausschnitt aus dem Propaganda-Video der IS-Terroristen, das ihren Chef Abu Bakr al-Bagdadi zeigen soll.
Ein Ausschnitt aus dem Propaganda-Video der IS-Terroristen, das ihr Anführer Abu Bakr al-Bagdadi zeigen soll. (Screenshot / Deutschlandradio)
IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi gehört zu den meist gesuchten Terroristen der Welt. Nach dem militärischen Sieg über die Terrormiliz wird gerätselt, wo er sich aufhält. Woher das Video stammt und wann es aufgenommen wurde, ist nicht eindeutig zu verifizieren. Al-Bagdadi erwähnt aber aktuelle Ereignisse der vergangenen Wochen.
In der mehr als 18 Minuten langen Aufnahme droht er dem Westen und seinen Verbündeten damit, der IS werde seinen Kampf gegen die "Ungläubigen" fortsetzen. Die Terrorangriffe von Sri Lanka mit mehr als 250 Toten bezeichnete er als Vergeltung für die Zerstörung des vom IS ausgerufenen Kalifats in Syrien und im Irak. In dem Teil über Sri Lanka ist nur Al-Bagdadis Stimme zu hören, er selbst aber nicht zu sehen. Das könnte dafür sprechen, dass dieser erst nach der eigentlichen Videoaufnahme hinzugefügt wurde.
Weil es von Al-Bagdadi so wenig Aufnahmen und Lebenszeichen gibt, wurde er immer wieder der "unsichtbare Scheich" genannt. Er war zuletzt und zum bisher einzigen Mal im Juli 2014 in einer Videoaufnahme zu sehen gewesen.
Tagesschau zeigt nur kurz Bilder
Die Tagesschau zum Beispiel ist mit dem Video zurückhaltend umgegangen. Sie hat einen Ausschnitt gezeigt ohne direkte Übersetzung dessen, was Al-Bagdadi gesagt hat. Dass sie den Ausschnitt gezeigt hat, begründet die Tagesschau-Redaktion damit, dass sie Meldungen widerlege, Al-Bagdadi sei tot.
Deutschlandfunk-Sicherheitskorrespondent Marcus Pindur spricht in @mediasres von einer "sehr angemessenen, wenn auch sehr knappen Art der Berichterstattung", zumal Al-Bagdadi nicht in heroischer Pose gezeigt werde, das Video als Propaganda gekennzeichnet sei und die Redaktion Zweifel eingebaut habe, ob das Video echt und aktuell sei.
Bei Material von Terrororganisationen sei immer äußerste Zurückhaltung geboten, erläutert Pindur. Man solle es nur insoweit verwenden, wie es Hörer oder Zuschauer zur Information dient über die Umstände der Tat. Als Negativbeispiel nennt er den arabischen Fernsehsender Al-Dschasira, dem man früher den Vorwurf gemacht habe, eine Art Medienkooperation mit der Terrororganisation Al Kaida zu haben. Dessen Propagandavideos habe der Sender oft lang und breit gezeigt.
"Eine ultimative Erniedrigung der Opfer"
Ein anderer Fall sei der Umgang der Medien mit dem Terroranschlag von Christchurch gewesen. Man dürfe auf keinen Fall zeigen, wie Menschen erschossen werden. "Das ist eine ultimative Erniedrigung der Opfer, und das kann auch nicht wieder durch eine einordnende oder kontexterstellende Berichterstattung wettgemacht werden", so Pindur.
Dass die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern Journalisten darum gebeten habe, den Namen des Attentäters nicht zu verbreiten, bereite ihm ein ungutes Gefühl. Wenn Journalisten berichten, gehöre dazu unter Umständen auch der Name eines Täters. Er selbst nenne Namen ungerne, sagt Pindur, das könne aber manchmal notwendig sein. "Als Journalisten müssen wir berichten", so Pindur, diese Berichterstattung finde ihre Grenzen aber allein in der Menschenwürde.