Rund 15.000 Menschen sind gekommen, um eines der größten Counter-Strike-Turniere der Welt zu sehen, die sogenannte ESL One. Neben der Zuschauern in der Halle, fieberten noch Millionen via Internetübertragung mit, als sich über drei Tage lang 16 Teams miteinander duellierten.
"Die ESL ist das größte eSport-Unternehmen der Welt. Das heißt, wir sind aktiv in der Organisation von Veranstaltungen, von Turnieren, von Ligen. Haben sieben Milionen Accounts von Menschen, die bei uns eSport online betreiben."
Aus der Nische zum Massengeschäft
Jan Pommer sitzt im ESL-Headquarter in Köln. Rund 500 Mitarbeiter hat das Unternehmen, zudem Büros weltweit. Pommer hat früher im organisierten Sport gearbeitet, war Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga, jetzt ist er im eSport-Mann - und hat große Ziele.
"Wir rechnen damit, dass eSport irgendwann die Sportart Nummer zwei wird. Wir trauen uns noch nicht zu, Fußball einzuholen, aber: Wer weiß, wohin es uns führt."
Von den Schmuddelkindern zu Shootingstars, aus der Nische zum Massengeschäft - und damit auch zum Wirtschaftsfaktor: In Deutschland ist der Umsatz im ersten Halbjahr 2017 für Spiele auf PCs, Konsolen, Smartphones und Tablets um elf Prozent auf mehr als eine Milliarde Euro gewachsen, so Zahlen des Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware, kurz BIU. Knapp 18 Millionen Menschen spielen mittlerweile via Internet gemeinsam - und viele von ihnen treffen sich eben ab heute auf der Video- und Computerspiel-Messe Gamescom.
"Die Jugend der Welt versammelt sich beim Thema Gameing"
All diese Zahlen und Trends kennt man wohl auch im Bundeskanzleramt, weshalb erstmals die Bundeskanzlerin die Gamescom eröffnen wird, heute ab 13 Uhr.
"Wir freuen uns darüber und sind auch nicht verwundert, weil wir natürlich wissen, dass eine Bundestagswahl bevorsteht und ein Auftritt auf der Gamescom einen wesentlichen Beitrag leisten kann, sich der jungen Zielgruppe zu nähern. Ich würde pointiert sagen: Die Jugend der Welt versammelt sich nicht nur bei den Olympischen Spielen, sondern die Jugend der Welt versammelt sich beim Thema eSport, beim Thema Gameing."
Und so passt der Auftritt in Merkels Strategie: In der vergangenen Woche gab es Interviews für vier Youtube-Stars, heute dann die Gameing-Branche - sehr zur Freude von Koelnmesse-Chef Gerald Böse: "Das ist so eine Art Ritterschlag für die Gamescom."
Wahlkampfarena auf der Spielemesse
Über 900 Hersteller aus über 50 Ländern zeigen auf mehr als 200.000 Quadratmetern die Innovationen der Branche - und zwischendrin die Politik.
"So politisch, wie in diesem Jahr war die Gamescom noch nie. Es liegt auf gar keinen Fall nur am Wahlkampf, sondern daran, dass ganz klar wird, auch politisch, wie groß die Bedeutung der Games-Branche ist", sagt auch Felix Falk, Geschäftsführer vom Branchenverband BIU, der sich über die Anerkennung freut.
Neben der Eröffnung durch die Kanzlerin heute, gibt es morgen eine Wahlkampfarena mit den Generalsekretären und Bundesgeschäftsführern von CDU, SPD, Die Linke, Grünen und FDP. Doch die bekommen nicht nur den Kontakt zu Jugendlichen, sondern auch Wünsche aus der Branche zu hören, so Falk.
"Wir müssen nachholen, sonst sind wir das Schlusslicht"
"Ganz vorne steht eine Entwicklungsförderung, die es in anderen Ländern schon gibt. In Frankreich, England, Italien, Kanada, überall, wird die Entwicklung von Spielen gefördert, weil das natürlich ganz wichtiger Innovationsfaktor ist. Das haben wir in Deutschland noch gar nicht. Und da müssen wir nachholen, sonst sind wir das Schlusslicht auf der Welt."
Doch letztendlich überwiegt erst einmal die Freude über die Anerkennung - und zwar parteiübergreifend, so ESL-Mann Pommer.
"Ich glaube, es gibt in allen Parteien Personen, die sich für das Thema interessieren. Das hat auch oft mit der Generation, die diese Politiker und Politikerinnen angehören zu tun. Da gibt es manchmal völlig selbstverständlichen Umgang mit dem Thema, andere näheren sich dem Thema eher von der wirtschaftlichen Seite. Insofern finden wir bei allen politischen Parteien Menschen vor, die unseren Anliegen positiv gegenüber stehen."
Und zwar erst recht in Wahlkampfzeiten.