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Videobeweis für Zuschauer
"Ich bin ein großer Freund davon, Bilder im Stadion zu zeigen"

Der Videoassistent steht vor seiner dritten Saison. Auch wenn sich viele Fußball-Fans immer noch seine Abschaffung wünschen: Der Videobeweis werde nicht nur bleiben, er habe die Bundesliga auch gerechter gemacht, sagte DFB-Schiedsrichter Jochen Drees im Dlf. Aber er fordert mehr Transparenz.

Jochen Drees im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Bayern München - Hannover 96, 32. Spieltag in der Allianz Arena. Auf einem Display im Stadion wird auf eine Entscheidungssituation des Videoassistenten hingewiesen.
Jochen Drees spricht sich für mehr Transparenz aus: Die Zuschauer sollten die Szenen deshalb im Stadion sehen können (picture-alliance / dpa / Matthias Balk)
"Wir haben selten einen Eingriff in den Fußball gehabt, der so eklatant war wie die Einführung des Videoassistenten", sagte DFB-Schiedsrichter Jochen Drees, der seit einem Jahr das Projektteam Videoassistent des DFB leitet, im Deutschlandfunk-Sportgespräch.
82 Fehlentscheidungen korrigiert
Im Großen und Ganzen habe diese Neuerung die Bundesliga gerechter gemacht, sagte Drees im Dlf-Sportgespräch und begründete seine Feststellung mit 82 Fehlentscheidungen auf dem Platz, die in der Saison 2018/2019 dank des Einsatzes der Assistenten in Köln noch korrigiert wurden. Die Videoassistenten weisen die Schiedsrichter während eines Spiels auf Fehlentscheidungen hin. Ihr Arbeitsplatz ist der sogenannten Kölner Keller, ein inzwischen sehr modern eingerichteter Raum mit vielen Bildschirmen und Computern.
Fußball Schiedsrichter sitzen im Video-Assist-Center vor Monitoren.
Hochmodern: Der Arbeitsplatz der Fußball-Schiedsrichter im Video-Assist-Center in Köln (picture-alliance / dpa / Oliver Berg)
Die Arbeitsgrundlage des Videoassistenten sei in erster Linie ein Abgleich mit der Wahrnehmung des Schiedsrichters - keine Bewertung seiner Entscheidung und auch nicht dessen, was am Ende als Ergebnis da stehe. "Er muss erst einmal bewerten, was er sieht. Das ist eine Herausforderung für viele Videoassistenten, sich auf diese Ebene einzulassen und diese Fähigkeiten auszubilden", sagte Drees.
Spezialisierung und Professionalisierung
Nicht jeder Schiedsrichter, der auf dem Feld spuper Leistungen bringe, werde das auch als Videoassistent bringen können. Das seien Erfahrungswerte der ersten Jahre. "Wir haben Schiedsrichter, die von der Hierarchie her eher im unteren Mittelfeld rangieren, die sind fantastische Videoassistenten. Wir werden in den nächsten Jahren erleben, dass es eine Spezialisierung beim Thema Videoassistenten geben wird", sagte Drees.
10.08.2018, GER, Saison 2018/2019, DFB, Deutscher Fussbalbund Pressekonferenz Video-Assistent - Dr. Jochen Drees Schiedsrichter *** 10 08 2018 GER Season 2018 2019 DFB German Football Association Press Conference Video Assistant Dr Jochen Drees Referee
DFB-Schiedsrichter Jochen Drees leitet seit einem Jahr das Projektteam Videoassistent des DFB. (Imago)
Dies gelte auch für die Schiedsrichtern. Die Bedinungen für Schiedsrichter müssten so professionell gestaltet sein, dass man sich Vor- und Nachbereitend um das Spiel kümmern könne. "Das wird dazu führen, dass wir natürlich immer weiter professionalisieren werden ohne den Anspruch zu haben, dass wir nur noch Profi-Schiedsrichter hier haben werden."
Frage der Abschaffung "erübrigt sich"
Drees verstehe aber auch, dass einige Fans mit dem Videoassistenten unzufrieden sind. Es seien zu wenige Informationen über die Arbeitsweise vermittelt worden, worunter die Akzeptanz gelitten habe. Er versuche, das zu ändern, glaube aber: "Es wird immer Leute geben, die sagen: Ich will das nicht, ich möchte das so wie früher haben." In diese Richtung machte der DFB-Schiedsrichter im Gespräch mit dem Deutschlandfunk jedoch wenig Hoffnung: "Ich glaube, die Frage, ob man den Videoassistent abschafft, erübrigt sich." Sinnvoller wäre es, sich darüber auszutauschen, wie der Videoassisten "am wenigsten stört".
Für mehr Transparenz sorgen
Drees sprach sich daher dafür aus, für mehr Transparenz zu sorgen. "Ich bin ein großer Freund davon, Bilder im Stadion zu zeigen." Im Moment scheitere dies aber unter anderem daran, dass die DFL - anders als die FIFA bei Weltmeisterschaften - keinen Zugriff auf die Leinwände habe, weil diese Eigentum der Vereine sind. Außerdem sei die Qualität der Leinwände in den Stadien zu unterschiedlich. "Wenn ich es anbiete, dann muss ich es allen gleich anbieten", sagte Drees. Auch für einen Dialog mit den Fans zeigte er sich offen, ohne dass dies konkret geplant ist.
"Die Art der Emotionalität hat sich durch den Videoassistenten geändert", so die Beobachtung des DFB-Schiedsrichters, der in seiner Karriere selbst mehr als 100 Erstliga-Spiele gepfiffen und auch als Videoassistent gearbeitet hat. Manche Fans jubelten über Tore mit etwas Vorbehalt - sollte ein Tor aber bestätigt werden, würden die Fans zweimal feiern. Die veränderte Emotionalität sei aber ein Preis, den man für den Videobeweis zahlen müsse.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.