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Viel Rauch um nichts

Wenn das Haus brennt, kommt die Feuerwehr und löscht. Im Idealfall. Anders sieht es aber bei Gebäuden mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach aus. Hier besteht die Angst vor einem Stromschlag. Aber abbrennen muss das Haus deshalb dennoch nicht.

Von Dieter Nürnberger |
    Dass die Feuerwehr im Brandfall äußerst zurückhaltend beim Löschen reagiert, sei in Deutschland bei Häusern mit PHotovoltaikanlagen schon vorgekommen, sagt beispielsweise Gregor Pfafferott, er ist Branddirektor bei der Berliner Feuerwehr. Und deshalb waren auch einige Bauherren in den vergangenen Monaten verunsichert.

    Das Geschäft mit der Photovoltaik boomt hierzulande – und in der Tat gibt es Probleme, die bei der Brandbekämpfung eine Rolle spielen können, so Gregor Branddirektor Pfafferott. Es geht um einen technisch sehr komplexen Vorgang.
    "Die Solarzelle wandelt Licht in elektrischen Strom um. Dieser Gleichstrom wird dann über einen sogenannten Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt. Wir kennen es so, wenn wir eine Sicherung ziehen, dass dann die Anlage spannungsfrei ist. Die Freischaltstelle bei Solaranlagen liegt im Regelfall vor dem Wechselrichter, aber man muss wissen, dass zwischen der Solarzelle und der Freischaltstelle noch immer Spannung anliegt. Denn die Solarzelle produziert ständig Strom, sobald sie von irgendwoher Licht bekommt."

    Für die Branche und alle beteiligten Akteure ist das Problem nicht neu. So wird seit Jahren daran gearbeitet, wie eine fachgerechte Anleitung für die Feuerwehr im Notfall aussehen soll. Allerdings gebe es keinen Grund zur Panikmache, sagt Karsten Callondann, er ist Referent für Schadenverhütung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft:

    "Man kann den Wasserschlauch draufhalten. Das Problem dabei ist wiederum, dann wandert das Löschwasser meist in die Dachrinne und nicht zum Brandherd selber. Der liegt ja meist auch unter der Dachhaut, somit ist ein Innenangriff meistens hilfreicher als ein Außenangriff."

    Wichtig sei, dass die Feuerwehr vor Ort Bescheid wisse, dass eine Solaranlage in Betrieb sei. Hausherren können dies schon heute mit einem entsprechenden Hinweisschild am Eingang des Gebäudes oder an Stromverteilern signalisieren, aus Sicht einiger Experten sollte ein solcher Hinweis auch zwingend vorgeschrieben werden. Dann könne entsprechend reagiert werden, sagt auch der Berliner Branddirektor. Elektrizität im Haushalt sei schließlich allgegenwärtig.

    "Üblicherweise brennt ja nicht die Solaranlage, sondern es brennt irgendwo im Haus. Es gibt ganz normale Vorschriften über Abstände zu spannungsführenden Teilen, die sind hier genauso einzuhalten wie bei allen anderen elektrischen Anlagen."

    Erst in der vergangenen Woche hat sich der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft mit Experten zusammengesetzt. Es ging beispielsweise um Mindestabstände, die zwischen unter Spannung stehenden Anlagen und löschenden Personen oder Gerätschaften einzuhalten sind. Diskutiert wurde auch eine technische Lösung: Eine zusätzliche Abschalteinrichtung könnte helfen – neuere Photovoltaikanlagen seien damit teilweise auch schon ausgestattet, sagt Karsten Callondann. Er bezieht sich auf ein Papier des Verbandes der Elektrotechnik, kurz VDE.

    "Diese Lösung ist aber auch die teuerste Lösung. Es wird nicht unbedingt einen Zwang dazu geben, diese Schalter nachzurüsten. In der VDE-Regel ist im Anwendungsbereich beschrieben, dass die Feuerwehren oder die Versicherer dies verlangen können. Die Zukunft wird zeigen, ob sie dies auch verlangen werden."

    Aus Sicht der Versicherungswirtschaft liegt das Hauptproblem übrigens nicht bei Brandfällen von Gebäuden mit Photovoltaikanlagen. Sturm, Hagel oder Überspannungsschäden seien das deutlich größere Problem. Versicherungsexperte Karsten Callondann empfiehlt deshalb den Bauherren auf jeden Fall, auf Qualität zu achten.

    "Gerade bei den Fotovoltaik-Modulen gibt es eine Unmenge an Herstellern. Da sollte man darauf achten, dass die verwendeten Module vom TÜV oder vom VDE zertifiziert worden sind."

    Photovoltaikanlagen stellen besondere Anforderungen an die Feuerwehr. Doch, wenn alle Beteiligten entsprechend informiert sind, dann sei dies auch handhabbar, so der Berliner Branddirektor Gregor Pfafferott.

    "Ich sehe jetzt da jetzt keinen Grund, Albträume zu haben. Es gibt keinen Grund zu sagen, ich muss ein Gebäude abbrennen lassen, nur weil eine Photovoltaikanlage drauf ist. Ich muss entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen, dann ist es aber auch beherrschbar."