Gaza-Krieg
Viele Tote bei israelischem Angriff nahe Chan Junis - Ziel waren zwei ranghohe Hamas-Kommandeure

Die israelische Armee hat im Gazastreifen bei einem Bombenangriff auf den mutmaßlichen Aufenthaltsort des hochrangingen Hamas-Kommandeurs Deif zahlreiche Menschen getötet. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums starben 90 Menschen, fast 290 wurden verletzt.

    Eine palästinensische Frau weint. Sie umgeben von Männern. Vor ist eine Trage, auf der vermutlich eine Leiche liegt.
    Eine palästinensische Frau vor der Leichenhalle des Nasser-Krankenhauses in Chan Junis im Gazastreifen. Dorthin wurden Opfer des israelischen Angriffs auf den Ort Al-Mawasi gebracht. (AFP / EYAD BABA)
    Ob auch der Anführer des militärischen Arms der Hamas ums Leben kam oder verletzt wurde, ist unklar. Der israelische Ministerpräsident Netanjahu sagte, es gebe "keine vollständige Bestätigung", dass Deif getötet worden sei. Von Seiten der Hamas hieß es, Deif sei am Leben. Der Angriff hat nach Angaben des israelischen Militärs außerdem dem Kommandeur der Hamas-Brigade in der Stadt Chan Junis gegolten.
    Beide gelten als Drahtzieher des Hamas-Überfalls auf Israel am 7. Oktober mit rund 1.200 Toten. Der Großangriff auf den Süden des Landes löste den Gaza-Krieg aus. Deif steht seit Jahren weit oben auf der Fahndungsliste Israels. Er soll in der Vergangenheit mehrere israelische Attentatsversuche überlebt haben.

    Angriff in humanitärer Zone

    Ein Hamas-Sprecher wies die israelischen Angaben zurück und erklärte, bei der israelischen Attacke seien ausschließlich Zivilisten getötet worden. Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen wirft Israel vor, Zelte von Geflüchteten getroffen zu haben. Die israelische Armee bestätigte, dass das Ziel in einem als humanitäre Zone deklarierten Gebiet lag. Bombardiert worden sei aber nur ein eingezäuntes Gelände der Hamas, auf dem sich Terroristen aufgehalten hätten.
    Bilder zeigten Krankenwagen, die inmitten von Rauch- und Staubwolken auf das Gebiet zurasen. Menschen flüchteten in Panik, einige hielten ihre Habseligkeiten in den Händen. Viele Tote und Verletzte wurden in das nahe gelegene Nasser-Hospital in Chan Junis gebracht. Von dort hieß es, das Krankenhaus sei nicht mehr funktionsfähig. Die Ärzte erklärten, sie seien überfordert und könnten aufgrund der Intensität der israelischen Militäroffensive und des akuten Mangels an medizinischen Hilfsgütern die große Zahl von Verletzten nicht mehr medizinisch versorgen.
    Diese Nachricht wurde am 13.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.