Ziel des Warntags war es, mögliche Schwachstellen in den Katastrophenschutzsystemen offenzulegen. Denn eine verlässliche Vorbereitung auf Not- und Katastrophenfälle kann Leben retten. Das hat im Sommer 2021 die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands noch einmal deutlich gemacht. Die Bevölkerung im Ahrtal und anderswo war nicht ausreichend über drohende Gefahren informiert worden. Mehr als 180 Menschen starben.
Sirenen, Warnapps, Rundfunkdurchsagen
Am heutigen 12. September wurden deshalb die verschiedenen Warnsysteme ein weiteres Mal geprüft. Gleichzeitig soll die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert und mit dem Ablauf bei behördlichen Alarmierungen vertraut gemacht werden. Durchgeführt wird der Warntag von Bund, Ländern und Kommunen gemeinsam. Zuständig sind das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), die Landesinnenministerien und die Katastrophenschutzbehörden.
Konkret wurde gegen 11 Uhr testweise eine Katastrophenwarnung ausgelöst. Die Menschen hörten Sirenen oder Lautsprecherdurchsagen, sie erhielten SMS oder Meldungen auf Warnapps wie NINA oder KATWARN, wurden über elektronische Anzeigetafeln in den Städten oder an Bahnhöfen aufmerksam gemacht. Radiosender wie der Deutschlandfunk und das Fernsehen beteiligten sich ebenfalls. Sie sind unter bestimmten Bedingungen dazu verpflichtet, behördliche Warnmeldungen zu verbreiten. Gegen 11.45 Uhr erfolgte die Entwarnung. Der Deutschlandfunk informierte darüber in seinen Nachrichtensendungen.
Test für "Cell Broadcast“
Auch "Cell Broadcast“ kommt wieder zum Einsatz. Das gemeinsam von Behörden und Telekommunikationsanbietern aufgebaute System erlaubt es, Nachrichten gleichzeitig an Millionen von Mobiltelefonen zu senden. Dabei kann ein Kurztext abgestuft verbreitet werden - im gesamten Netz, in einer Region oder sogar nur in einer Mobilfunkzelle.
Anders als bei Warnapps erfolgt der Text-Empfang bei eingeschaltetem Handy automatisch und lässt sich für Warnungen der höchsten Stufe nicht abstellen. Die Nachrichten sollen selbst dann ankommen, wenn Funknetze überlastet sind. Voraussetzung für den Empfang ist, dass das jeweilige Betriebssystem auf dem aktuellsten Stand ist. Zudem muss das Handy eingeschaltet und darf nicht im Flugmodus sein. Ältere Geräte können Cell-Broadcast-Nachrichten zum Teil nicht empfangen. Über Cell Broadcast wird aktuell noch keine Entwarnung gesendet.
Erster Warntag 2020 gescheitert, zweiter Warntag besser
Der erste bundesweite Warntag im September 2020 galt rasch als gescheitert. Die zentrale Warnung des BBK verzögerte sich um 30 Minuten. Der damalige Amtsleiter musste seinen Posten räumen, die Bonner Behörde wurde neu ausgerichtet. 2021 fiel der eigentlich jährlich vorgesehene Warntag aus.
Bund und Länder verwiesen auf noch laufende technische und organisatorische Veränderungen. Außerdem sollte mehr Zeit da sein, um aus den Pannen des Vorjahres und den Erfahrungen bei der Flutkatastrophe Lehren zu ziehen. Beim zweiten Warntag im Dezember 2022 wurden nach Angaben des BBK mehr als 90 Prozent der Menschen in Deutschland über mindestens einen Warnkanal erreicht.
Feedback der Bevölkerung erwünscht
Auch im Anschluss an den vierten bundesweiten Warntag hoffen die Behörden auf zahlreiche Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Direkt nach dem Probealarm um 11 Uhr können die Menschen online ihre Beobachtungen mitteilen. Vor allem interessiert das Bundesamt, ob die Warnung angekommen ist und wenn ja, auf welchem Weg.
Die Umfrage endet am 19. September. Die Daten und die technische Analyse sollen als Basis für die Vorbereitungen zum nächsten Warntag am 11. September 2025 dienen. Die Ergebnisse der Umfrage zum bundesweiten Warntag 2023 hat das Bundesamt hier zusammengestellt.