"Wir radeln jetzt 25 km bis wir unseren Wagen wieder sehen. Und dann radeln wir noch 10 km weiter und dann nehmen wir den Wagen und fahren zum Lunch."
Vier Tage Radtour durchs Mekong-Delta haben wir gebucht. Und nun stehen wir, drei Frauen und zwei Männer, in der Tropensonne Südvietnams und lauschen den Ausführungen unseres Tourguides Then. Er erläutert uns den Verlauf der Tour und gibt uns ein paar generelle Informationen über die Region. Der Mekong, ein über 4.500km langer Fluss in Südostasien, verzweigt sich kurz vor seiner Mündung in ein Netz von Flussarmen, die durch unzählige Kanäle verbunden sind.
"Das Mekong Delta ist südlich von Saigon. Es ist größer als 40tausend Quadratkilometer, ungefähr 20 Millionen Menschen wohnen da, von denen ungefähr 70% von der Landwirtschaft leben. Und das Mekong-Delta ist berühmt für Reis und tropische Früchte."
Wir radeln meist auf schmalen Pfaden. Manchmal müssen wir mit einer Fähre ans andere Ufer eines Kanals übersetzen, um unsere Tour fortsetzen. Immer mal wieder stoßen wir während des Radelns auf den Begleitbus, der unser Gepäck transportiert und in den man einsteigen könnte, wenn es einem zu anstrengend wird. Aber 150 km in vier Tagen in einer topfebenen Landschaft, das hört sich nicht allzu schwierig an. Denken wir! Die Landschaft ist üppig grün. In Gärten werden Mangos, Papayas, Ananas und andere tropische Früchte angebaut. Wir radeln durch Kokosplantagen, Blumenpflanzungen, Reisfelder. Gänse und Hühner laufen frei herum, Schweine grunzen in Ställen. Das Mekong-Delta ist eine fruchtbare Gegend. Das sei der Grund, meint jedenfalls Then, weshalb die Menschen hier zwar wohlhabender, aber fauler seien als in anderen Regionen Vietnams.
"Wir sind reicher, aber fauler. Weil die Bauern hier für sich selbst arbeiten, sie müssen sich nicht beeilen. Sie haben jeden Tag tropische Früchte, deshalb müssen sie nicht jeden Tag arbeiten."
"Das Mekong Delta ist südlich von Saigon. Es ist größer als 40tausend Quadratkilometer, ungefähr 20 Millionen Menschen wohnen da, von denen ungefähr 70% von der Landwirtschaft leben. Und das Mekong-Delta ist berühmt für Reis und tropische Früchte."
Wir radeln meist auf schmalen Pfaden. Manchmal müssen wir mit einer Fähre ans andere Ufer eines Kanals übersetzen, um unsere Tour fortsetzen. Immer mal wieder stoßen wir während des Radelns auf den Begleitbus, der unser Gepäck transportiert und in den man einsteigen könnte, wenn es einem zu anstrengend wird. Aber 150 km in vier Tagen in einer topfebenen Landschaft, das hört sich nicht allzu schwierig an. Denken wir! Die Landschaft ist üppig grün. In Gärten werden Mangos, Papayas, Ananas und andere tropische Früchte angebaut. Wir radeln durch Kokosplantagen, Blumenpflanzungen, Reisfelder. Gänse und Hühner laufen frei herum, Schweine grunzen in Ställen. Das Mekong-Delta ist eine fruchtbare Gegend. Das sei der Grund, meint jedenfalls Then, weshalb die Menschen hier zwar wohlhabender, aber fauler seien als in anderen Regionen Vietnams.
"Wir sind reicher, aber fauler. Weil die Bauern hier für sich selbst arbeiten, sie müssen sich nicht beeilen. Sie haben jeden Tag tropische Früchte, deshalb müssen sie nicht jeden Tag arbeiten."
Die vietnamesische Wirtschaft wächst
Reich ist freilich relativ. Wir kommen vorbei an Männern, die mit Äxten die Schalen von Kokosnüssen abschlagen - für 15 Dollar am Tag. Frauen, die kleine Orangenbäumchen in Töpfe pflanzen - für 20 Dollar am Tag. Korbflechter, deren Einkünfte ähnlich sein dürften. Nicht viel Geld für europäische Maßstäbe. Aber manche der eingeschossig gebauten Häuser, die sich unter Palmen oder Bananenstauden ducken, sehen durchaus wohlhabend aus. Die vietnamesische Wirtschaft wächst - und die Konsumwünsche steigen.
Fahrradfahren war gestern. Die Menschen fahren Mopeds, träumen von Autos. Am Ende, scherzt Then, wollen sie Helikopter. Was natürlich zur Folge hat, dass irgendwelche freiwillig durch die Hitze radelnden Touristen von vielen Vietnamesen für verrückt gehalten werden.
Wir halten uns natürlich nicht für verrückt! Finden allerdings, dass die Tour anstrengender ist als erwartet. Denn die Pfade sind schmal und oft kommt uns mit lautem "Beep Beep" ein Motorrad entgegen, so dass wir ausweichen müssen. Die kleinen Brückchen, die über zahllose Kanäle führen, sind meist ohne Geländer und man muss vorsichtig darüber balancieren. Und kleine und große Schlaglöcher sind auch nicht selten. Zwar sind die Räder gut, aber sie haben schmale Herrensättel, so dass wir Frauen nach dem zweiten Radtag klagen, der Sattel würde scheuern. Ich versuche es mit zwei Radhosen übereinander, aber es scheuert weiter. Also tröste ich mich mit der schönen Gegend. Freue mich, wenn alle zwei Minuten Kinder zusammenlaufen und uns ein fröhliches "Hello" entgegen schmettern. Ärgere mich, dass ziemlich viel Müll in der Landschaft liegt. Wundere mich, dass die ländliche Stille manchmal von schrillen Discotönen zerrissen wird.
Wir radeln im Februar kurz vor den sogenannten Tet- oder Luna-New-Year-Holidays. Zeitgleich mit dem chinesischen Neujahrsfest ist es das wichtigste Fest in Vietnam, etwa vergleichbar mit Weihnachten bei uns. Wegen dieses Festes sind die größeren Straßen mit der vietnamesischen Flagge geschmückt, goldener Stern auf rotem Grund, manchmal sieht man auch Hammer und Sichel auf rotem Grund. Denn Vietnam ist ja ein sozialistisches Land. Vor allem aber stehen vor jedem Laden oder Haus, auf jeder Fähre, vor jeder Pagode Blumentöpfe mit goldenen und gelben Studentenblumen oder Chrysanthemen. Wir radeln an riesigen Gärtnereien vorbei, wo tausende dieser Pflanzen in Töpfen gezogen werden und wie goldgelbe Felder aussehen.
"Die Menschen nehmen sie zu Neujahr mit nach Hause. Weil gelbe Blumen ein Symbol für Geld und Gold sind."
Fahrradfahren war gestern. Die Menschen fahren Mopeds, träumen von Autos. Am Ende, scherzt Then, wollen sie Helikopter. Was natürlich zur Folge hat, dass irgendwelche freiwillig durch die Hitze radelnden Touristen von vielen Vietnamesen für verrückt gehalten werden.
Wir halten uns natürlich nicht für verrückt! Finden allerdings, dass die Tour anstrengender ist als erwartet. Denn die Pfade sind schmal und oft kommt uns mit lautem "Beep Beep" ein Motorrad entgegen, so dass wir ausweichen müssen. Die kleinen Brückchen, die über zahllose Kanäle führen, sind meist ohne Geländer und man muss vorsichtig darüber balancieren. Und kleine und große Schlaglöcher sind auch nicht selten. Zwar sind die Räder gut, aber sie haben schmale Herrensättel, so dass wir Frauen nach dem zweiten Radtag klagen, der Sattel würde scheuern. Ich versuche es mit zwei Radhosen übereinander, aber es scheuert weiter. Also tröste ich mich mit der schönen Gegend. Freue mich, wenn alle zwei Minuten Kinder zusammenlaufen und uns ein fröhliches "Hello" entgegen schmettern. Ärgere mich, dass ziemlich viel Müll in der Landschaft liegt. Wundere mich, dass die ländliche Stille manchmal von schrillen Discotönen zerrissen wird.
Wir radeln im Februar kurz vor den sogenannten Tet- oder Luna-New-Year-Holidays. Zeitgleich mit dem chinesischen Neujahrsfest ist es das wichtigste Fest in Vietnam, etwa vergleichbar mit Weihnachten bei uns. Wegen dieses Festes sind die größeren Straßen mit der vietnamesischen Flagge geschmückt, goldener Stern auf rotem Grund, manchmal sieht man auch Hammer und Sichel auf rotem Grund. Denn Vietnam ist ja ein sozialistisches Land. Vor allem aber stehen vor jedem Laden oder Haus, auf jeder Fähre, vor jeder Pagode Blumentöpfe mit goldenen und gelben Studentenblumen oder Chrysanthemen. Wir radeln an riesigen Gärtnereien vorbei, wo tausende dieser Pflanzen in Töpfen gezogen werden und wie goldgelbe Felder aussehen.
"Die Menschen nehmen sie zu Neujahr mit nach Hause. Weil gelbe Blumen ein Symbol für Geld und Gold sind."
Kult um die Verstorbenen
Wir radeln stundenlang durch Reisfelder, die in sattem Grün leuchten. Mitten in den Feldern fallen große, meist weiße steinerne Gräber auf.
"Das sind Gräber der Leute, die hier wohnen. Denn die meisten Vietnamesen sind Buddhisten. Und wenn die alten Leute sterben, begraben sie sie auf dem eigenen Land."
Allerdings werden die Knochen nach einigen Jahren geborgen und an einem anderen Ort bestattet. Der Kult um die Verstorbenen spielt in Vietnam eine große Rolle. Gerade zu Neujahr treffen sich die Vietnamesen im Kreis ihrer Familie, laden ihre Ahnen ein, damit sie mit ihnen feiern und speisen. Manch einer der Geister verspätet sich allerdings. Und um ihn zu versöhnen, wenn schon alles aufgegessen ist, wird ein Hühnerfuß an die Tür genagelt. Will heißen: wir haben an dich gedacht, aber du bist leider zu spät.
"Vor dem Neujahrsfest muss der Hausbesitzer den Geistern Huhn anbieten. Und es gibt da viele Geister. Hunderte oder tausende. Manchmal kommen die Geister zu spät, um noch Huhn zu essen."
Tagelang sind wir durchs Mekong Delta geradelt und haben fast keine Touristen getroffen. Das ist natürlich anders, als wir in der Nähe der Millionenstadt Can-Tho per Boot den größten schwimmenden Markt der Region besichtigen. Eine Touristenattraktion, die auch auf organisierten Kurztrips ins Delta angeboten wird.
"Das ist der größte schwimmende Markt im ganzen Mekong-Delta. Die Händler kommen so gegen 6 oder 6:30Uhr und bleiben den ganzen Tag hier."
Auf dem Wasser liegen unzählige Boote beladen mit Obst und Gemüse. Kleinere Schiffe rudern an sie heran, um ihnen ihre Waren abzukaufen. Entstanden sind die Märkte zu einer Zeit als das Straßenverkehrsnetz nicht entwickelt war und der Handel über Wasserwege stattfand.
"Das ist ein Großhandelsmarkt. Auf dem Land sieht man kleine Läden, deren Besitzer kommen hierher, kaufen die Sachen und verkaufen sie in ihren Läden weiter.
Danach geht’s wieder aufs Rad. Es ist der letzte Tag der Tour.
"Jetzt wollen wir 27 km radeln. Aber auf halben Weg müssen wir mit einer kleinen Fähre den Fluss überqueren, radeln dann weiter bis zum Wagen. Der fährt uns zum Restaurant und dann geht’s ab nach Saigon."
Allerdings werden die Knochen nach einigen Jahren geborgen und an einem anderen Ort bestattet. Der Kult um die Verstorbenen spielt in Vietnam eine große Rolle. Gerade zu Neujahr treffen sich die Vietnamesen im Kreis ihrer Familie, laden ihre Ahnen ein, damit sie mit ihnen feiern und speisen. Manch einer der Geister verspätet sich allerdings. Und um ihn zu versöhnen, wenn schon alles aufgegessen ist, wird ein Hühnerfuß an die Tür genagelt. Will heißen: wir haben an dich gedacht, aber du bist leider zu spät.
"Vor dem Neujahrsfest muss der Hausbesitzer den Geistern Huhn anbieten. Und es gibt da viele Geister. Hunderte oder tausende. Manchmal kommen die Geister zu spät, um noch Huhn zu essen."
Tagelang sind wir durchs Mekong Delta geradelt und haben fast keine Touristen getroffen. Das ist natürlich anders, als wir in der Nähe der Millionenstadt Can-Tho per Boot den größten schwimmenden Markt der Region besichtigen. Eine Touristenattraktion, die auch auf organisierten Kurztrips ins Delta angeboten wird.
"Das ist der größte schwimmende Markt im ganzen Mekong-Delta. Die Händler kommen so gegen 6 oder 6:30Uhr und bleiben den ganzen Tag hier."
Auf dem Wasser liegen unzählige Boote beladen mit Obst und Gemüse. Kleinere Schiffe rudern an sie heran, um ihnen ihre Waren abzukaufen. Entstanden sind die Märkte zu einer Zeit als das Straßenverkehrsnetz nicht entwickelt war und der Handel über Wasserwege stattfand.
"Das ist ein Großhandelsmarkt. Auf dem Land sieht man kleine Läden, deren Besitzer kommen hierher, kaufen die Sachen und verkaufen sie in ihren Läden weiter.
Danach geht’s wieder aufs Rad. Es ist der letzte Tag der Tour.
"Jetzt wollen wir 27 km radeln. Aber auf halben Weg müssen wir mit einer kleinen Fähre den Fluss überqueren, radeln dann weiter bis zum Wagen. Der fährt uns zum Restaurant und dann geht’s ab nach Saigon."
Noch einmal 27 km durch wunderschöne tropische Landschaft. Und wieder einmal 27 km über Schlaglöcher, enge Straßen, geflickten Asphalt. Der Sattel scheuert mehr denn je. Ich fluche vor mich hin. Und bin froh, als wir am Ziel sind. - Trotzdem, es war wunderschön. Aber nächstes Mal nehme ich meinen eigenen Sattel mit!