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Vor 50 Jahren unterzeichnet
Das Pariser Abkommen über ein Ende des Vietnamkriegs

Ab den 1950er-Jahren führten die USA einen nie erklärten, gnadenlosen Krieg in Vietnam. Erst weltweiter Protest sowie militärische Misserfolge führten zu zähen Friedensverhandlungen in Paris - die 1973 mit einem Waffenstillstandsabkommen endeten.

Von Otto Langels |
Der US-Außenminister William P. Rogers (Mitte) unterzeichnet am 27. Januar 1973 im Pariser Hotel Majestic das Waffenstillstandsabkommen zwischen den USA und Nordvietnam.
US-Außenminister William P. Rogers (Bildmitte) am 27. Januar 1973 in Paris bei der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens für Vietnam. (picture-alliance / dpa / UPI)
„Ich spreche zu Ihnen, um Ihnen mitzuteilen, dass wir beschlossen haben, den Krieg zu beenden und Frieden in Ehren nach Vietnam und Südostasien zu bringen.“
Mit diesen Worten wandte sich US-Präsident Richard Nixon an die amerikanische Bevölkerung und kündigte für den 27. Januar 1973, um “24 Uhr Greenwich Mean Time“, einen Waffenstillstand in Vietnam an.
Ein Vierteljahrhundert war Vietnam ein Kriegsschauplatz gewesen; zunächst im Konflikt zwischen der Kolonialmacht Frankreich und dem kommunistisch orientierten Norden Vietnams unter Führung Ho Chi Minhs. Nach der militärischen Niederlage Frankreichs 1954 und der Teilung des Landes am 17. Breitengrad verstärkten die USA ihre militärische Präsenz und unterstützten das westlich orientierte, autokratische Herrschaftssystem Südvietnams gegen die kommunistische Befreiungsbewegung der Vietcong.

Viermal mehr Bomben als im Zweiten Weltkrieg

Doch trotz hochmoderner Waffen und einer halben Million Soldaten konnten die Amerikaner keinen durchschlagenden Erfolg gegen den Vietcong und das mit ihnen verbündete Nordvietnam erzielen. Stattdessen sahen sich die USA im In- und Ausland Protesten ausgesetzt.

Mehr als sieben Millionen Tonnen Bomben warf die US-Luftwaffe auf Vietnam, viermal so viel wie im Zweiten Weltkrieg, darunter Napalm- und Splitter-Bomben. Das Bild des schreienden, durch Napalm halb verbrannten nackten Mädchens ging um die Welt.
Das Bild "Terror of War" von Nick Ùt - als "Napalm-Mädchen" geht es in die Geschichtsbücher ein
Das Bild "Terror of War" von Nick Ùt - als "Napalm-Mädchen" geht es in die Geschichtsbücher ein (picture alliance / AP Photo)
Hinzu kamen brutale Massaker an der Zivilbevölkerung wie der Angriff auf das Dorf My Lai im März 1968, bei dem US-Soldaten ein Blutbad unter alten Männern, Frauen und Kindern anrichteten. Ein GI berichtet:
"Unser Captain Medina sagte uns: Ihr geht da jetzt rein, brennt alles nieder und tötet jeden: Frauen, Kinder, Babys, Kühe, Katzen, alles. Als wir aus den Hubschraubern heraussprangen, haben wir sofort angefangen zu schießen.“
Der Widerstand von Nordvietnamesen und Vietcong ließ sich nicht brechen. Im Mai 1968 begannen daher geheime Friedensgespräche in Paris unter Leitung des amerikanischen Sonderberaters Henry Kissinger und des nordvietnamesischen Chefdelegierten Le Duc Tho. Nach viereinhalb Jahren kam eine Vereinbarung zustande. Am 27. Januar 1973 trafen sich die Außenminister der vier Kriegsparteien im Internationalen Kongresszentrum in Paris.

Abzug aller GI's gegen Freilassung aller Kriegsgefangenen

Das „Abkommen über die Beendigung des Krieges und die Wiederherstellung des Friedens in Vietnam", wie es offiziell hieß, sah einen Waffenstillstand und den Abzug aller US-Soldaten innerhalb von 60 Tagen vor. Im Gegenzug sicherte Nordvietnam zu, alle amerikanischen Kriegsgefangenen freizulassen. Der 17. Breitengrad galt als vorläufige Grenze bis zu freien Wahlen im Süden. Ein Dolmetscher fasste Le Duc Thos Resümee zusammen:
„Dieser Kampf hat einen hohen Preis und viele Opfer erfordert. Mit diesem Abkommen haben auch das amerikanische Volk und alle friedliebenden Völker der Welt einen Sieg errungen.“

Eine Million tote Soldaten, zwei Millionen Zivilisten

Die bittere Bilanz des Vietnamkriegs: Über 50.000 gefallene amerikanische Soldaten, zwei Drittel im Alter von 18 bis 21 Jahren, 300.000 Verletzte, mehr als 30.000 blieben gelähmt. Viele Veteranen begingen Selbstmord. Auf südvietnamesischer Seite starben eine Million Soldaten und zwei Millionen Zivilisten, weitere zwei Millionen wurden verstümmelt. In Nordvietnam verloren ebenso viele Menschen ihr Leben.
Henry Kissinger und Le Duc Tho erhielten für ihre Bemühungen den Friedensnobelpreis, doch beide Seiten hielten sich nicht an die Vereinbarungen, die Kämpfe gingen weiter. Im April 1975 besetzten nordvietnamesische Truppen die südvietnamesische Hauptstadt Saigon, im Juli 1976 riefen die Sieger die Sozialistische Republik Vietnam aus. Bei der anschließenden Fluchtwelle kamen Hunderttausende sogenannte Boatpeople im Südchinesischen Meer ums Leben.