Computer-Stimme: "Guten Morgen, liebe Hörer des Deutschlandfunk."
"Ja, das ist eine Sprachausgabe und diese Sprachausgabe wird über die parallele Schnittstelle des Rechners angesteuert. Aber der zentrale Punkt ist ein selbst gebauter Rechner aus dem Jahre 1984. Und zwar lief der unter der Bezeichnung ct 86."
Der Braunschweiger Helmut Jakob musste erst einige Bauteile ersetzen, um seinen altersschwachen Rechner nach fast dreißig Jahren wieder in Betrieb nehmen zu können. Aber der Löteinsatz habe sich gelohnt:
"Es ist transparent. Man kann es noch in großen Teilen selbst überschauen, man kann Fehler finden, man kann die Funktionen verstehen. Wenn ich heute einen Computer sehe, der mit den üblichen Taktfrequenzen und Speichergrößen arbeitet, der ist der von einem einzelnen Menschen nicht mehr verstehbar. Dieser kann das noch."
Aus Retro-Rechnern lernen
Wie alle anderen Rechner auch, die in den letzten zwei Tagen im Berliner Pergamon-Palais ausgestellt waren und – ausdrücklich – ausprobiert werden durften, so Dr. Stefan Höltgen, vom Lehrstuhl für Medientheorien der Humboldt- Uni. Die Beschäftigung mit den alten Kisten, sei nämlich höchst lehrreich:
"Die Computer, die wir hier sehen, sind von ihrer Architektur her genau dasselbe, wie das iPhone. Die unterscheiden sich in nichts vom iPad, vom modernen PC, von der Play Station. Das sind speicherprogrammierbare Computer. Das heißt, wenn ich gelernt habe, wie ein C64 funktioniert, dann weiß ich im Prinzip auch, wie eine Play Station 3 funktioniert, eine Play Station 4, mein Handy und so fort.
Dann, wenn ich gelernt habe, eine kleine Programmiersprache auf diesem System zu programmieren, und damit eigene Spiele und eigene Programme zu entwickeln, dann traue ich mich vielleicht auch viel eher, eine Entwicklungsumgebung für meine iPhone zu installieren. Das heißt, wir haben es hier mit einer Technologie zu tun, diese Retro-Technologie, die die Hürde sehr viel niedriger macht, um sich wieder an die Technologie heranzutrauen."
Betriebssystem mit Bananensteckern programmieren
Und dadurch vielleicht die Liebe zu einem Beruf zu finden, wie Prof. Bernd Ullmann, dessen Begeisterung für Mathematik bereits in der Schulzeit geweckt wurde:
"Das ist wirklich lange Zeit meine über alles geliebte Schulbibliothek gewesen, wo ein Buch über Analogrechnen stand, das ich natürlich in meinem damaligen Alter nur ansatzweise verstehen konnte."
Diesmal demonstrierte er dem Publikum, wie man per Drehregler und mit bunt verkabelten Bananensteckern das Betriebssystem dieses Rechners programmiert:
"Das sind auch klassische 4-Millimeter-Bananenstecker und was hier gesteckt ist, ist wirklich, im wahrsten Wortsinne, das Programm dieses Analogrechners."
Klassiker von Commodore und Apple
Ein Knäuel bunter Drähte, die dem Recher bei bestimmten Rechenarten heute noch unschlagbare Eigenschaften verleihen, im Vergleich zu modernen Geräten. Deren Vorläufer, einst teure Kinderwünsche heute 40 - 60-Jähriger, waren ebenfalls betriebsbereit, wie diese beiden Klassiker:
"Das ist der erste Computer, den die Firma Commodore tatsächlich erstellt hat. Der ist im Jahre 1977 rausgekommen, genau so, wie das Exemplar daneben; das ist ein Original Appe 2. Die unterscheiden sich – da hatte Apple noch nicht bei Microsoft eingekauft, - das ist sozusagen der Ur-Apple, nach dem Apple 1. Sehr selten zu kriegen heutzutage, aber ein tolles Design. Man muss sagen, also einfach aufgebaut, Genial!"
Und nach all der Zeit in der Lage, Erinnerungen zu wecken:
"Das hat mich zum einen zum Mathematikstudium gebracht und zum anderen eine unglaubliche Begeisterung für das Rechnen mit Modellen gesät. B: Für meinen dritten Rechner, meinen Atari, habe ich ernsthaft gearbeitet. Da habe ich bei Krupp gearbeitet im Walzwek als Schüler und hab' mir dann einen Atari gegönnt. C: Ich bin Grafikdesigner für Computerspiele. Mein erster war ein Amiga und ich hab' gezeichnet. Da fing das schon an, damals, so, die ersten Computerspiele einfach nachgemalt, so Super-Mario und so 'ne Sachen."