In allen Tierarten sind Viren verbreitet, und manchmal springen sie über von einer Art auf eine andere. Eine besonders wichtige Rolle kommt dabei den Fledermäusen zu.
"Man muss sich das vielleicht so vorstellen, dass die Fledermäuse für diese Viren die Eintrittspforte in den Stammbaum der Säugetiere gewesen sind."
Christian Drosten, der Leiter des Instituts für Virologie an der Universitätsklinik Bonn, ist weltweit unterwegs. Um neue Viren zu entdecken, muss er zunächst mögliche Virenträger einfangen.
"Bei den Nagetieren können Sie Lebendfallen nehmen, die auf dem Boden stehen. Bei den Fledermäusen müssen Sie Netzfänge machen, und dann nehmen Sie sich geeignete Proben. Wir haben in der jetzigen Studie sehr viel an Kotproben gearbeitet. Aus dem einfachen Grund: Viren werden häufig im Kot ausgeschieden. Und Kotproben sind ganz leicht zu nehmen, ohne dass Sie dem Tier Blutproben abnehmen müssen oder das Tier töten müssen."
Die Forscher um Christian Drosten haben Fledermäuse in Afrika, Asien, Süd- und Mittelamerika und auch in Europa auf Viren untersucht. Dabei konzentrierten sie sich auf Paramyxoviren. Dazu gehören Masern und Mumps beim Menschen, ebenso die Erreger von Hundestaupe und Rinderpest. Insgesamt analysierten die Virologen Proben von 9278 Tieren. Durch die Analyse der Proben konnten sie die Zahl der bekannten Paramyxoviren von 60 auf 120 verdoppeln.
Nur selten werden die Viren aus Fledermäusen direkt auf den Menschen übertragen. Am ehesten in Afrika, wo besonders viele und gefährliche Viren auftreten. Als Übertragungsweg kommen hier unter anderem der Kot und die Nahrung infrage. Und in einigen Regionen Afrikas steht gegrillte Fledermaus mit Zwiebeln und Koriander gelegentlich auf dem Speiseplan.
Medizinisch bedeutsam sind die Viren, die dann von Mensch zu Mensch übertragbar sind. Beispiel: Mumps.
"Das Mumpsvirus des Menschen, der Erreger wie man im Volksmund sagt vom Ziegenpeter. Dieses Virus gibt es beim Menschen, und wir finden exakt dasselbe Virus in Fledermäusen. Und wir finden nicht nur dieses Virus, wir finden in den Fledermäusen auch noch den Bruder, die Schwester, den Cousin, den Großonkel und die Verwandtschaft bis ins X-te Glied. Definitiv kommt unser Mumpsvirus aus den Fledermäusen."
Auch Verwandte des Masernvirus haben die Forscher in Fledermäusen entdeckt. Zwar konnten sie den Masernerreger selbst noch nicht finden, aber Christian Drosten geht davon aus, dass es auch für Masernviren ein natürliches Reservoir in Fledermäusen gibt.
"Ist es vielleicht ein bisschen vorschnell, zu sagen: Man will Viren wie das Masernvirus einfach mal schnell ausrotten? Ist es nicht so, dass wir einfach nur noch nicht bemerkt haben, dass es in Wirklichkeit doch Naturreservoire gibt für diese Viren?"
Sollte die Menschheit tatsächlich irgendwann masernfrei sein, würde es nicht lange dauern, die Impfungen würden eingestellt, und die Viren kämen früher oder später zurück. Denn in Fledermäusen wären sie nach wie vor präsent. Um das konkrete Risiko besser einzuschätzen, müssen die Forscher noch genauer die Fledermäuse der Welt untersuchen.
Wichtig sind zum Beispiel Nipah- und Hendraviren, die in den vergangenen Jahren in Asien immer wieder für gefährliche Ausbrüche sorgten. Auch für sie sind Fledermäuse ein sicherer Rückzugsraum. Den müssen die Forscher weiter erkunden.
Der US-Buchautor Nathan Wolfe propagiert in seinem Buch "Virus - die Wiederkehr der Seuchen" eine Art Virusvorhersage und sammelt Geld für ein weltweites Virenüberwachungssystem. Christian Drosten ist da eher skeptisch.
"Die Idee der Virusvorhersage wie im Wetterbericht ist etwas, das mehr und mehr gerade von amerikanischen Kollegen vorgeschlagen wird. Momentan muss man dazu deutlich sagen, dass wir an dieser Stelle noch nicht sind. Wenn man es mit dem Wetterbericht vergleichen will: Wir sind vielleicht so weit, wie die Meteorologen zu einer Zeit als sie noch nicht in der Lage waren, ihren ersten Wetterballon steigen zu lassen."
Schließlich gibt es überall in der Natur Virenreservoirs. Und die Forscher haben noch nicht einmal einen Überblick.
"Man muss sich das vielleicht so vorstellen, dass die Fledermäuse für diese Viren die Eintrittspforte in den Stammbaum der Säugetiere gewesen sind."
Christian Drosten, der Leiter des Instituts für Virologie an der Universitätsklinik Bonn, ist weltweit unterwegs. Um neue Viren zu entdecken, muss er zunächst mögliche Virenträger einfangen.
"Bei den Nagetieren können Sie Lebendfallen nehmen, die auf dem Boden stehen. Bei den Fledermäusen müssen Sie Netzfänge machen, und dann nehmen Sie sich geeignete Proben. Wir haben in der jetzigen Studie sehr viel an Kotproben gearbeitet. Aus dem einfachen Grund: Viren werden häufig im Kot ausgeschieden. Und Kotproben sind ganz leicht zu nehmen, ohne dass Sie dem Tier Blutproben abnehmen müssen oder das Tier töten müssen."
Die Forscher um Christian Drosten haben Fledermäuse in Afrika, Asien, Süd- und Mittelamerika und auch in Europa auf Viren untersucht. Dabei konzentrierten sie sich auf Paramyxoviren. Dazu gehören Masern und Mumps beim Menschen, ebenso die Erreger von Hundestaupe und Rinderpest. Insgesamt analysierten die Virologen Proben von 9278 Tieren. Durch die Analyse der Proben konnten sie die Zahl der bekannten Paramyxoviren von 60 auf 120 verdoppeln.
Nur selten werden die Viren aus Fledermäusen direkt auf den Menschen übertragen. Am ehesten in Afrika, wo besonders viele und gefährliche Viren auftreten. Als Übertragungsweg kommen hier unter anderem der Kot und die Nahrung infrage. Und in einigen Regionen Afrikas steht gegrillte Fledermaus mit Zwiebeln und Koriander gelegentlich auf dem Speiseplan.
Medizinisch bedeutsam sind die Viren, die dann von Mensch zu Mensch übertragbar sind. Beispiel: Mumps.
"Das Mumpsvirus des Menschen, der Erreger wie man im Volksmund sagt vom Ziegenpeter. Dieses Virus gibt es beim Menschen, und wir finden exakt dasselbe Virus in Fledermäusen. Und wir finden nicht nur dieses Virus, wir finden in den Fledermäusen auch noch den Bruder, die Schwester, den Cousin, den Großonkel und die Verwandtschaft bis ins X-te Glied. Definitiv kommt unser Mumpsvirus aus den Fledermäusen."
Auch Verwandte des Masernvirus haben die Forscher in Fledermäusen entdeckt. Zwar konnten sie den Masernerreger selbst noch nicht finden, aber Christian Drosten geht davon aus, dass es auch für Masernviren ein natürliches Reservoir in Fledermäusen gibt.
"Ist es vielleicht ein bisschen vorschnell, zu sagen: Man will Viren wie das Masernvirus einfach mal schnell ausrotten? Ist es nicht so, dass wir einfach nur noch nicht bemerkt haben, dass es in Wirklichkeit doch Naturreservoire gibt für diese Viren?"
Sollte die Menschheit tatsächlich irgendwann masernfrei sein, würde es nicht lange dauern, die Impfungen würden eingestellt, und die Viren kämen früher oder später zurück. Denn in Fledermäusen wären sie nach wie vor präsent. Um das konkrete Risiko besser einzuschätzen, müssen die Forscher noch genauer die Fledermäuse der Welt untersuchen.
Wichtig sind zum Beispiel Nipah- und Hendraviren, die in den vergangenen Jahren in Asien immer wieder für gefährliche Ausbrüche sorgten. Auch für sie sind Fledermäuse ein sicherer Rückzugsraum. Den müssen die Forscher weiter erkunden.
Der US-Buchautor Nathan Wolfe propagiert in seinem Buch "Virus - die Wiederkehr der Seuchen" eine Art Virusvorhersage und sammelt Geld für ein weltweites Virenüberwachungssystem. Christian Drosten ist da eher skeptisch.
"Die Idee der Virusvorhersage wie im Wetterbericht ist etwas, das mehr und mehr gerade von amerikanischen Kollegen vorgeschlagen wird. Momentan muss man dazu deutlich sagen, dass wir an dieser Stelle noch nicht sind. Wenn man es mit dem Wetterbericht vergleichen will: Wir sind vielleicht so weit, wie die Meteorologen zu einer Zeit als sie noch nicht in der Lage waren, ihren ersten Wetterballon steigen zu lassen."
Schließlich gibt es überall in der Natur Virenreservoirs. Und die Forscher haben noch nicht einmal einen Überblick.