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Virenschleuder ohne Symptome?

Medizin. - Impfen gegen die Schweinegrippe ist wichtig, aber andere Maßnahmen sollten auch nicht vernachlässigt werden. Wer krank ist, sollte den Kontakt zu seinen Mitmenschen meiden, um das Virus nicht weiter zu geben. Die Frage ist bloß: Wann ist es für einen genesenen Patienten angemessen, wieder zur Arbeit zu gehen?

Von Arndt Reuning |
    Es war Ende Juni, als rund 1400 frisch gebackene Kadetten ihre Offiziersausbildung an der U.S. Air Force Academy in Colorado Springs antraten. Keine zwei Wochen später zeigten die ersten von ihnen Krankheitssymptome, wie sie für Grippe typisch sind: Fieber, Husten, Erschöpfungszustände und so weiter. Die Medizinerin Catherine Takacs Witkop, die auf der Militärbasis arbeitet, hatte den sofort den Verdacht, dass hier die Schweinegrippe zugeschlagen hatte.

    "Ungefähr zwei Tage später erhielten wird die Bestätigung, dass es sich tatsächlich um die neue Form von H1N1 handelt. Wir haben dann sehr schnell die kranken Kadetten in einem separaten Wohnheim isoliert. Dort blieben sie ungefähr sieben Tage lang, vom Ausbruch der Symptome aus gerechnet – solange bis sie 24 Stunden lang frei von Beschwerden waren."

    Jene Kranken, ungefähr 160 Kadetten, nahmen nun an einer Studie teil: Auf der Krankenstation wurde ihnen regelmäßig die Nase gespült. In dieser Flüssigkeit suchten Dr. Witkop und ihre Mitarbeiter nach Spuren des Virus. Und wurden sogar dann noch fündig, als die Kadetten schon längst keine Anzeichen der Infektion mehr zeigten. Die Erreger vermehren sich also selbst dann noch, wenn die Krankheit schon abgeklungen ist. Ein Resultat, das sich deckt mit ähnlichen Untersuchungen an der saisonalen Grippe. Witkop:

    "Wir wissen allerdings nicht, ob diese lebensfähigen Viren, die wir in der Petrischale nachgewiesen haben, auch auf andere Menschen übertragbar sind."

    Catherine Takacs Witkop glaubt daher nicht, dass man die Empfehlung der amerikanischen Seuchenbehörde CDC nun ändern muss. Die Experten dort empfehlen, noch 24 Stunden nach Abklingen des Fiebers zu warten, bevor man wieder an die Arbeit geht.

    "Wir stimmen auch mit der CDC überein, wenn es um Risikogruppen geht. Also zum Beispiel Krankenhäuser oder Kindergärten, wo einzelne einem höheren Risiko für Komplikationen ausgesetzt sind. Dort sollte man möglicherweise eine längere Isolationszeit für die mit H1N1 Infizierten erwägen."

    Auch glaubt die Medizinerin, dass eine breit angelegte Informationskampagne an der Luftwaffenakademie in Colorado dabei geholfen hat, die Schweinegrippe einzudämmen.