Das Zika-Virus verbreitet sich über Stechmücken. Sie zu bekämpfen ist schwierig – das hat sich in den letzten Monaten in Brasilien gezeigt. Deshalb arbeiten zahlreiche Forschergruppen weltweit an einer Impfung gegen das Virus. Denn wenn sich Schwangere mit Zika infizieren, drohen den Embryonen schwere Schäden. Mit einer Impfung könnte man das verhindern.
Bei einem vielversprechenden Kandidaten zum Schutz vor Zika genügt ein Stück Erbinformation des Virus, ein Stück DNA, sagt Anthony Fauci.
"Wir bauen den genetischen Plan für ein Protein von der Oberfläche des Zika-Virus in einen DNA-Ring ein. Wenn wir solche Ringe einem Menschen spritzen, beginnen seine Zellen, Zika-Proteine herzustellen. Dagegen entwickelt sein Immunsystem Antikörper, die ihn dann hoffentlich gegen das Zika-Virus selbst schützen."
Erste Testergebnisse sehen positiv aus
Anthony Fauci ist Chef des Nationalen Forschungsinstituts für Allergien und Infektionskrankheiten der Vereinigten Staaten, kurz NAIAID, und einer der führenden Experten für Impfstoffe in den USA. Sein Institut arbeitet mit mehreren Forschergruppen an ganz unterschiedlichen Ansätzen für einen Impfstoff gegen Zika.
Die Entwicklung des DNA-Impfstoffs ging deshalb so schnell, weil Anthony Fauci und seine Kollegen bereits nach demselben Prinzip einen Impfstoff gegen ein anderes Virus entwickelt hatten. Bei Zika sehen die ersten Ergebnisse positiv aus, sagt er.
"Wir haben es erst an Mäusen und Affen und dann in einer ersten klinischen Studie an etwa 80 Menschen getestet. Die Probanden haben es gut vertragen, und es hat eine vielversprechende Immunreaktion hervorgerufen. Jetzt beginnen wir mit größeren Studien, die wirklich die Wirksamkeit testen."
Parallel zum DNA-Impfstoff werden weitere Kandidaten in klinischen Studien getestet, die auf anderen Techniken basieren: Einige Impfstoffe verwenden statt DNA den Erbgut-Botenstoff RNA. Sie wirken ganz ähnlich wie die Impfstoffe auf DNA-Basis, sie überspringen jedoch einen Verarbeitungsschritt in der Zelle. Deshalb reichen kleinere Dosen aus, um Menschen zu schützen.
Klinische Tests beginnen
Wieder ein anderer Ansatz geht den Weg, den schon die Entwickler lange bekannter Impfstoffe gegangen sind, zum Beispiel gegen Röteln oder die Pocken. Sie verwenden ein abgeschwächtes Lebendvirus. Auch das ist so weit entwickelt, dass es jetzt am Menschen getestet wird. Außerdem haben Forscher ein sogenanntes chimäres Impfvirus aus dem Dengue- und dem Zika-Virus zusammengebaut. An all diesen Projekten ist Faucis Forschungsinstitut als Geldgeber oder mit Know-how beteiligt.
"Es gibt also mindestens vier verschiedene Plattformen und für jede mehrere Entwicklungen, darum beginnen jetzt für ein halbes bis zu einem Dutzend Impfstoffkandidaten klinische Tests."
Sicherheit ist bei Zika noch wichtiger als ohnehin bei Impfungen, weil die überwältigende Mehrheit der Infizierten nicht einmal etwas von der Erkrankung merkt. Doch Zika wäre nicht der erste Impfstoff, der großen Teilen der Bevölkerung verabreicht wird, um eine kleine Gruppe zu schützen, sagt Anthony Fauci.
"Auch die Röteln rufen eine relativ milde Erkrankung hervor. Dennoch wird jeder dagegen geimpft. Dabei ist die wichtigste Zielgruppe Frauen im gebährfähigen Alter. Sie gilt es zu schützen, bevor sie Kinder bekommen können. Bei Zika kommt erschwerend hinzu, dass das Virus beim Sex übertragbar ist. Darum muss man auch Jungen impfen, und zwar schon im Kindesalter."
Warten auf Versuchspersonen
Ob die Zika-Impfung – wie die Röteln-Impfung – schon Kleinkindern verabreicht wird, wie viele Dosen von den jeweiligen Präparaten notwendig sind – all das werden erst die großen Tests zeigen. Es zeichnet sich jedoch schon jetzt ab, dass eine Impfung schon nach wenigen Tagen wirkt und ein Leben lang vor Zika schützen kann.
Die Forscher müssen sich mit ihren klinischen Studien beeilen, denn die Zika-Epidemie hat ihren Höhepunkt überschritten, immer mehr Menschen sind gegen das Virus immun. Deshalb gehen den Forschern die Versuchspersonen aus. Doch Anthony Fauci bleibt gelassen.
"Wenn – und das ist ein großes 'wenn' – es im Juli, August einen neuen Ausbruch in Puerto Rico gibt, können wir dort die Impfstoffe testen. Dann könnten wir die Daten im zweiten Halbjahr auswerten und wissen schon Anfang 2018, ob diese Impfstoffe wirken oder nicht."
Wenn die Fallzahlen hingegen kleiner werden, dürfte es zwei weitere Jahre dauern, bis die Forscher die Impfstoffe an genügend Menschen getestet haben, um wirklich sagen zu können, wie gut sie wirken.