Nudeln, Konserven, Desinfektionsmittel – nicht nur in Supermärkten und Apotheken ist die Nachfrage nach bestimmten Artikeln enorm gestiegen, seit das Coronavirus die Runde macht. Auch im Buchhandel wird nach einzelnen Titeln dieser Tage besonders oft gefragt: So meldet etwa die italienische Tageszeitung "La Republica", dass im besonders Corona-gebeutelten Italien Albert Camus‘ "Die Pest" bei einem Online-Händler von Platz 71 auf Platz 3 gesprungen ist. Auf dem US-amerikanischen Markt ist dagegen "Severance" von Ling Ma besonders gefragt: ein satirischer Science-Fiction-Roman über eine Pandemie, die sich von China aus über die ganze Welt ausbreitet.
Angst auf hoher See
Der deutschsprachige Leser dürfte auf der Suche nach Virus-Lektüre nicht lange brauchen, bis er bei Klaus-Peter Wolf und seinem Thriller "Todesbrut" landet. Vor zehn Jahren ist das Buch erschienen und erzählt von einem gefährlichen Virus, das an Bord einer Nordseefähre entdeckt wird. Wolf schrieb das Buch, nachdem er selbst 2009 auf einer Lesereise in der Schweiz an der Schweinegrippe erkrankt war. "Ich hatte auch Angst", erzählt er im Gespräch. Seine Nöte, seine Sorgen und die Reaktion der anderen hat Wolf zu einem Thriller verabeitet."Das Virus macht was mit den Menschen."
Lesen als Vorbereitung auf den Ernstfall
In seinem Buch werden Urlauber nicht von einer Fähre gelassen. Sie reisen von Emden nach Borkum, doch auf der Insel angekommen, wird ihnen der Zutritt verweigert. In Emden ist eine Seuche ausgebrochen, und nun haben die Insulaner Angst sich anzustecken. "Ich bin kein Hellseher, ich denke die Dinge nur zu Ende. Ich habe mir die Pläne der Weltgesundheitsorganisation angesehen und die Pläne der Bundesregierung. Meine Geschichte wird jetzt Wirklichkeit."
Es sei in der momentanen Situation gut, Bücher zu lesen, die Pandemien und ähnliche Szenarien beschreiben, so Wolf. "Es ist ein Exorzismus gegen unsere Angst, weil erzählt wird, wie Menschen sich verhalten. Man kann im Buch vorwegnehmen, was als nächstes passiert." Der Realität könne man ohnehin nicht entfliehen, auch nicht durch eskapistische Literatur, meint Wolf. "Das Lesen von Romanen ist ein Einüben: Wie würde ich mich verhalten."
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