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Visuelle Effekte bei "Game of Thrones"
"Das Gefühl, diese Welt gibt’s"

In den USA ist gerade eine neue Episode der Fantasyserie "Game of Thrones" angelaufen - mit actionreifen Kampfszenen und gewaltigen Panoramen. Hauptverantwortlich für die Visuellen Effekte in der US-Serie ist ein Deutscher mit seiner Produktionsfirma. Er arbeitet daran, dass die Welt von Westeros, Essos und dem wilden Norden fantastisch, opulent und eben auch glaubwürdig aussieht.

Von Julian Ignatowitsch |
    Ein Werbebild der Serie «Game of Thrones» (undatiertes Handout). Die deutsche TV-Ausstrahlung der zweiten Staffel der Erfolgs-Serie startete am 8. März 2013 auf RTL II.
    Ein Werbebild der Serie "Game of Thrones" (dpa / 2011 Home Box Office)
    "Shut the gates!"

    Sie sind da, schließt die Tore, macht euch bereit zum Kampf! Die neuste Episode von "Game of Thrones", sie ist zweifellos eines der spektakulärsten Kapitel im bisherigen Verlauf der Erfolgsserie.
    John Snow will die Wildlinge auf seine Seite bekommen - und bricht dazu nach "Hardhome" auf: eine riesige Siedlung, jenseits der Mauer, zwischen massiven, schneebedeckten Bergen und einem scheinbar endlosen Gewässer. Allein diese Szenerie - und dann folgt eine epische Schlacht um Leben und Tod, mit Lebenden und Toten.
    "Das Gefühl, diese Welt gibt's! Dass es nicht nur etwas Erfundenes ist, sondern eine wirkliche Welt zum Anfassen. Das ist ja auch unser Ziel: Dass der Zuschauer nicht sieht, dass es Effekte oder konkret eine digital erstellte Burg ist, sondern dass er glaubt, diese Welt gibt es wirklich."
    Der Deutsche Jörn Großhans ist mit seiner Produktionsfirma hauptverantwortlich für die Visuellen Effekte, kurz VFX, in "Game of Thrones". Zwei Emmys hat er dafür schon gewonnen. Er arbeitet daran, dass die Welt von Westeros, Essos und dem wilden Norden jenseits der Mauer so aussieht, wie sie aussieht: fantastisch, opulent und eben auch glaubwürdig.
    "Die Hauptaufgabe ist es, Hintergründe oder digitale Kulissen zu erstellen. Es ist ja so in einer Fantasy-Serie, dass es bestimmte Orte so nicht gibt, das heißt man kann da nicht drehen, das sind fiktive Orte, die sich der Autor ausgedacht hat - und wir erstellen dann diese Fantasieburgen und -welten digital am Computer."
    In einem Video zeigt Großhans, wie die Welten entstehen: Aus einfachen Graslandschaften erwachsen plötzlich herrschaftliche Burgen und Schlösser; ein ruhig daliegender See wird mit Schiffen bestückt, Wellen darauf projiziert; Heeresarmeen verzehnfachen sich und werden neu ausstaffiert; schließlich streckt ein monumentaler Koloss seine Fackel in den Himmel der Hafenstadt Braavos. Alles in kleinteiligster Arbeit am Computer animiert.
    "Für drei Sekunden Film braucht man ungefähr zwei bis drei Monate bis das fertiggestellt ist."
    Der Aufwand ist für eine Fernsehserie beispiellos. 40 Mitarbeiter sind im Team von Großhans, sie arbeiten gut ein halbes Jahr an einer Staffel, rund 80 nachbearbeitete Einstellungen, mit einer Gesamtlänge von circa acht Minuten. Dabei sind auch noch drei andere Firmen bei den visuellen Effekten involviert. Den Großteil der Arbeit machen weite Panorama-Aufnahmen, sogenannte Establishing Shots - von King's Landing, Volantis oder der Mauer im Norden. So etwas kennt man sonst nur aus Blockbustern, wie zum Beispiel dem "Herr der Ringe".
    "Wie wertig das Ganze produziert ist, nicht nur die visuellen Effekte, sondern alles: die Schauspieler, die Kostüme, die Kamera, das Licht. Einfach alles sieht da grandios aus und das ist ja kaum noch eine Serie, sondern jede Folge ist ein kleiner Kinofilm."
    Hass, Liebe, Mord, Verrat in der Familie: Die Story und die Charaktere überzeugen in "Game of Thrones". Entsprechend fürchtet Großhans auch nicht die totale Digitalisierung:
    "Gerade alles, was mit Schauspielern zu tun hat. Für mich gibt es noch keinen Film, wo ich sagen würde, der Schauspieler ist komplett überzeugend, mal abgesehen von Animationsfilmen, was ein anderes Genre ist. Bei den Erweiterungen, bei den digitalen Hintergründen kann man aber natürlich sehr weit gehen. Das ist dann aber eine Budgetfrage."
    Das Budget bei "Game of Thrones" ist hoch, auch für die Effekte. Es übersteigt so manche deutsche Kinoproduktion. Am Set war Großhans selbst noch nie, seine Arbeit, vom Studio in Stuttgart aus, geht parallel zu den Dreharbeiten, muss entsprechend schneller ablaufen als bei einer Spielfilmproduktion - und ist dann besonders gelungen:
    "Wenn niemand sieht, dass wir was daran gemacht haben, das ist das größte Kompliment."