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Vladimir Sofronitsky
Spiritualität und Raffinement

Sofronitsky galt als Spezialist für das Werk von Alexander Skrjabin; sein Pianistenkollege Sviatoslav Richter bezeichnete ihn sogar als den Skrjabin-Interpreten schlechthin. Doch Sofronitsky schätzte auch Chopin sowie viele andere Komponisten.

Von Norbert Hornig |
    Der aus St. Petersburg stammende Pianist Vladimir Sofronitsky war in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. In Russland wurde er vergöttert, im Westen, jenseits des Eisernen Vorhanges, vergessen. Abgesehen von Auftritten in Warschau, Potsdam und Paris konzertierte Sofronitsky nie außerhalb der Sowjetunion. Sein umfangreiches Repertoire umfasste neben den Favoriten Skrjabin und Chopin Werke von Scarlatti bis zu Prokofiew und Rachmaninow. Das Spiel des Pianisten lässt sich keiner Schule zuordnen, es wirkt irritierend frei und bewahrte sich immer ein Quantum Unberechenbarkeit. Eine Vielzahl von Soloaufnahmen auf dem russischen Label Melodiya, die im Westen lange nicht erhältlich waren, haben Sofronitsky ein Denkmal gesetzt.