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Vodafone kauft Kabel Deutschland

Vodafone übernimmt Kabel Deutschland. Damit kann das britische Unternehmen künftig alles aus einer Hand anbieten: Handyvertrag, Festnetz, Internet und Fernsehen. Ein erstzunehmender Konkurrent für die Deutsche Telekom.

Von Brigitte Scholtes |
    Auf der Zielgeraden war es nochmals spannend geworden: Bis Mittwochabend hatte Vodafone erst 20 Prozent der Anteile sicher und musste bis zuletzt zittern, ob genügend Aktionäre ihre Anteile an Kabel Deutschland anbieten würden. Nun steht fest: Die gewünschten 75 Prozent sind beisammen, wie viele es genau sind, will Vodafone am kommenden Montag bekannt geben. Das lässt sich der britische Mobilfunkanbieter 7,7 Milliarden Euro kosten und übernimmt zudem drei Milliarden Schulden des Kabelnetzbetreibers. Die Zustimmung der Kartellbehörden steht zwar noch aus, gilt aber als recht sicher. Die Gründe für die Übernahme erläutert Markus Friebel, Analyst von Independent Research:

    "Hintergrund ist zum einen, dass durch die Übernahme von Kabel Deutschland sich Vodafone eines Wettbewerbers entledigt. Die Kabelkonzerne sind in den letzten Jahren deutlich gewachsen und haben den etablierten Telekomkonzernen wie Vodafone und Deutsche Telekom erhebliche Marktanteile abgejagt. Zum anderen hat Vodafone eine deutliche Schwäche im Festnetzgeschäft. Hier ist die Deutsche Telekom mit knapp über 40 Prozent Marktanteil im Breitbandnetz weit vor Vodafone mit rund zehn Prozent. Und Vodafone kann sich nun über die Übernahme von Kabel Deutschland weitere Marktanteile im Breitbandgeschäft dazu holen."

    Die Deutsche Telekom muss sich nun also warm anziehen. Deren Aktie habe zwar bisher nur leicht nachgegeben, sagt Friebel:

    "Allerdings reagiert die Deutsche Telekom schon dahin gehend, dass sie vor ein paar Tagen angekündigt hat, mehrere Milliarden in den Breitbandausbau zu stecken."

    Denn bisher hinkt die Deutsche Telekom hinterher, Kabel Deutschland bietet weit höhere Verbindungsgeschwindigkeiten als der einstige Staatskonzern. Ein gutes Breitbandangebot sei von immer größerer Bedeutung, glaubt Analyst Friebel:

    "Wichtig ist er deshalb zum einen, weil die Netzabdeckung im schnellen Internet in Deutschland im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich ist. Zum anderen sind da noch die ganzen neuen Dienste über das Internet, die sich so andeuten, sei es jetzt Streaming von Videos oder Musik oder wie das vernetze zu Hause oder andere Dienste, allerdings erfordern die Bandbreiten von deutlich über 100 Mbit pro Sekunde, und die haben wir in Deutschland nur in sehr wenigen Regionen."

    Der Kunde könnte dann vom Netzausbau profitieren, aber wohl weniger von fallenden Preisen, erwarten Beobachter.

    Die Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone könnte aber nicht die einzige bleiben: Im Mobilfunkbereich wird es wohl zu einem Zusammenschluss von E-plus und O2 kommen. Damit gäbe es drei große Konzerne im deutschen Telekommunikationsmarkt neben einigen kleineren reinen Kabelnetzbetreibern. Aber ein Ende der Konsolidierung in der Branche ist nicht absehbar, denn nun richtet sich der Blick auf Europa, meint Ulrich Trabert, Analyst des Bankhauses Metzler:

    "Sicherlich kann man festhalten, dass der Telekommunikationsmarkt hier in Europa in Bewegung gekommen ist, dass die Unternehmen im Vergleich zu anderen Industrien nicht sehr teuer sind."

    Das könnte in den nächsten Monaten für weitere Bewegung am Markt sorgen.