Die Ausstellung beginnt mit einer Installation, die bedrückender nicht sein könnte: In einer Vitrine liegen säuberlich auf weißem Grund Werkzeuge des bäuerlichen Alltags in Ruanda - Machete, Hippe, Gartenmesser - einfache Gebrauchsgegenstände, die 1994 zu den Waffen der Mörder wurden. Dahinter lehnt ein Hirtenstab an einem großen Haufen blutverschmierter Hemden, Pullover, Hosen und Röcke. Es sind die Kleider der Opfer, die vergeblich Schutz in einer Kirche gesucht hatten.
"Die Kleidungsstücke haben Ruanda zum ersten Mal verlassen", sagt der Historiker Marcel Kabanda, Ko-Kurator der Ausstellung und Präsident von Ibuka France, der Vereinigung der Opfer des Völkermords:
"Das sind Reliquien, die sehr bedeutend sind für die Menschen in Ruanda. Es sind Überbleibsel des Lebens, die aufbewahrt werden müssen: blutbefleckte Kleider von Kindern, von Männern und Frauen, die an diesem einen Ort ermordet wurden. Ich war mir sehr unsicher, ob Ruanda sie ausleihen würde. Das ist ein Vertrauensbeweis. Die Welt soll wissen, was geschehen ist."
Zu sehen sind auch ruandische Personalausweise, auf denen seit der belgischen Kolonialherrschaft die Zugehörigkeit zu einer der beiden Volksgruppen, Hutu oder Tutsi vermerkt war. Wer "Tutsi" im Ausweis stehen hatte oder keinen Ausweis vorzeigen konnte, hatte kaum Überlebenschancen. Die Ausstellung dokumentiert die Chronologie der Ereignisse - von der ideologischen und materiellen Vorbereitung des Genozids durch die radikale "Hutu-Power"-Bewegung bis zum Einsatz der UNO-Blauhelmsoldaten und der Rolle der internationalen Gemeinschaft, die das Morden nicht stoppten.
Hommage an die Opfer
Die gerade so heftig umstrittene Frage nach der Rolle Frankreichs im ruandischen Völkermord allerdings wird in der Ausstellung nicht thematisiert. "Diese Frage war nicht vorgesehen", sagt Marcel Kabanda.
"Es sollte um die Erinnerung gehen. Wir wollten von den Opfern sprechen, weniger von den Verantwortlichen. Hier geht es nicht um Beweise für ein Gericht oder Ermittlungen in einem Kriminalfall, sondern um eine Hommage an die Opfer. Natürlich muss man an die Verantwortlichen für den Völkermord denken. Aber ich denke, man sollte trennen zwischen Ehrung der Opfer und polemischen Debatten."
Frankreich habe bei der "politischen Vorbereitung des Völkermords eine direkte Rolle gespielt und sich an den Massakern beteiligt". Dieser Vorwurf des ruandischen Präsidenten Kagame führte Anfang April erst zum Boykott der Gedenkveranstaltungen durch die französische Regierung und dann zur Ausladung auch des französischen Botschafters.
Doch während führende Politiker sowohl der Regierung als auch der Opposition gegen die Anschuldigungen aus Ruanda protestieren, mehren sich auch in Frankreich kritische Stimmen. Ein ehemaliger Offizier der französischen Armee berichtete im Radiosender France Culture, dass die französische Militär-Operation namens "Turquoise" im Sommer 1994 in Ruanda keineswegs nur humanitäre Ziele gehabt habe. Andere Augenzeugen berichten sogar von der Beteiligung französischer Soldaten an Massakern. Formelle Beweise hierfür gibt es nicht. Doch die Wahrheitsfindung wird vor allem dadurch behindert, dass die relevanten französischen Dokumente aus dieser Zeit als Militärgeheimnis eingestuft sind und Historiker also keinen Zugang zu diesen Akten haben.
Damit eine seriöse und umfassende Erforschung der historischen Fakten möglich wird, sei es höchste Zeit, sagt Marcel Kabanda, endlich die Archive zu öffnen:
"Wenn das geschehen wäre, hätte es den Clash am 7. April nicht gegeben. Es ist sehr schade, dass man auf den Moment des Gedenkens gewartet hat, um über die Verantwortlichkeiten zu sprechen. Die Krise entstand, weil 20 Jahre lang nichts geschehen ist. Aber wenn jetzt nichts passiert, werden wir uns zum 25. und zum 50. Jahrestag die gleichen Fragen stellen. Jenseits der Gedenktage muss das endlich angepackt und geklärt werden, was geschehen ist. Das Schweigen darf nicht weiter gehen - sonst kehren die Fragen immer wieder zurück."