Die Suryoye - auf Deutsch auch Aramäer oder Assyrer genannt - sind eines der ältesten christlichen Völker der Welt. Fast ein Wunder ist es, dass es sie überhaupt noch gibt. Vom Völkermord an den anatolischen Christen 1915 dezimiert, flohen die meisten Suryoye im Laufe des 20. Jahrhunderts vor türkischem Assimilationsdruck und kurdischer Zuwanderung nach Europa.
Heute leben noch 2.000 Suryoye im Tur Abdin - und 300.000 in Europa. In Deutschland wird schon lange Aramäisch gesprochen: In über 50 deutschen Städten gibt es Suryoye-Gemeinden und ihre Verbände, Fußballteams und Folklorevereine. Mit rund 100.000 Menschen - fast alle deutsche Staatsbürger - ist die weltweit größte Bevölkerung dieses urchristlichen Volkes heute in Deutschland zuhause.
Das Heimweh nach dem Tur Abdin hat die Suryoye aber nie losgelassen, und als die Türkei vor 15 Jahren einen demokratischen Reformkurs einschlug, war das für sie das Startsignal zur Heimkehr nach Südostanatolien. Hunderte Aramäer sind seither in die Türkei zurückgekehrt, tausende haben ihre Häuser, Kirchen und Dörfer dort wieder aufgebaut.
Die Rückkehrer haben verlassene Dörfer zu neuem Leben erweckt, keltern Wein nach biblischem Rezept und geben die erste aramäische Zeitung in der Geschichte der Türkischen Republik heraus. Doch mit dem Rückfall der Türkei in Krieg, Gewalt und undemokratische Gewohnheiten ist die Zukunft der Suryoye in ihrer Heimat wieder ungewiss geworden.
"Gesichter Europas" porträtiert das urchristliche Volk zwischen der alten Heimat im Tur Abdin und der neuen Heimat in Deutschland.