Das sich isolierende, sehr konservative, auch rassistische Amerika, das amerikanische Künstler heute beschreiben, sei immer da gewesen, so Schlöndorff. "Das war die berühmte stumme Mehrheit." Jetzt probe sie den Aufstand. Er sei enttäuscht, dass es überhaupt so gekommen sei, aber nicht so pessimistisch wie viele seiner amerikanischen Freunde. Es sei normal, dass Gesellschaften sich mit Themen wie Globalisierung auseinandersetzen müssten. Schlöndorff äußerte die Hoffnung, dass die erste Amtszeit von US-Präsident Donald Trump vielen die Augen öffnet und und auf diese Weise werde "die Gefahr gebannt" wird: "Vielleicht wird das auch ein Exorzismus."
Zur Rolle Deutschlands in dieser Situation sagte Schlöndorff, die deutsche Außenpolitik gehe auf leisen Füßen, was eigentlich ein "Drückebergertum" darstelle. Deutschland müsse vielmehr auch politisch die Verantwortung übernehmen, die es als Wirtschaftsmacht habe.
Die Kunst könne erst recht laut sein - das deutsche Kino ist es aber nach Schlöndorffs Empfinden nicht genug: "Inzwischen hat man das Gefühl, da werden überhaupt keine Positionen mehr bezogen." Radikale Filme, wie sie beispielsweise aus der Türkei kämen, gebe es nicht. "Da reden zu viele Köche mit und rühren in diesem Brei, bis er schön konsensfähig ist", kritisierte Schlöndorff. "Konsensfähigkeit in der Kunst ist der Tod."