Prof. Dr. Christian Drosten, Virologe und Institutsdirektor an der Berliner Charité, ist bekannt und berühmt geworden mit dem NDR-Podcast "Coronavirus-Update". Seit dem 26. Februar erklärt er die wissenschaftlichen Hintergründe und Details zu COVID-19, spricht über die Forschung an Impfstoffen und die Suche nach Medikamenten. Er erläutert den Sinn von Handyortung, Schutzmasken und Kontaktverboten. Und betont dabei immer wieder, dass er ein medizinischer Berater für die Politik ist, aber kein Entscheidungsträger. Die Wissenschaft generiere Daten, werte sie aus und könne Auskunft darüber geben, wie sicher oder unsicher sie sind – nicht mehr und nicht weniger.
Deswegen fühlt der Virologe sich missverstanden, wenn die Medien ihn zum "Superman" oder "heimlichen Bundeskanzler" stilisieren oder auch als "Buhmann" karikieren. Im 24. "Coronavirus-Update" platzte ihm dann der Kragen. Wütend beschwerte er sich, dass die Medien wider besseren Wissens Streit zwischen Virologen inszenierten oder eine Allmacht der Wissenschaft in der Krise beschreiben würden. "Wir sind hier langsam an einem Punkt", so sagte er im NDR-Podcast, "wo dann demnächst auch die Wissenschaft in geordneter Weise den Rückzug antreten muss, wenn das nicht aufhört."
Hat Christian Drosten Recht mit seiner Kritik? Wird der Journalismus der Wissenschaft in der Coronakrise gerecht? Darüber debattieren Volker Stollorz und Markus Weißkopf.
Volker Stollorz ist Wissenschaftsjournalist und seit 2015 Redaktionsleiter und Geschäftsführer des "Science Media Center Deutschland", das sich als unabhängige Wissenschaftsredaktion versteht und Journalisten Informationen und Statements von Experten vor allem zu wissenschaftlichen Themen zur Verfügung stellt.
Markus Weißkopf ist Wissenschaftskommunikator und Geschäftsführer von "Wissenschaft im Dialog", einer Initiative der deutschen Wissenschaft mit dem Ziel, die Diskussion und den Austausch über Forschung in Deutschland zu fördern.