So also sieht "Erfolg" im Bayerischen Staatsschauspiel aus, wenn ihn drei Volksbarden und ein Kabarettist interpretieren. Auf der Bühnenrampe wohlgemerkt stehen: ein einfacher Holztisch, an dem der Schauspieler-Kabarettist Jörg Hube lesen wird, vier Holzstühle und viele Instrumente für die Biermösl-Blosn. Harfe, Gitarre, Dudelsack, Trompete, Zither, Tuba, eine Sense und eine Schnadahüpferl-Peitsche. Was man eben so braucht, um wie die "Biermösl-Blosn" – Erfolg – zu haben.
Schräg ist nicht nur die Musik, sondern eigentlich alles, was hier abläuft. Die – übrigens von den studierten und perfekt spielenden Musikern – in bayerischer Mundart vorgetragene echte! bayerische Volksmusik beißt sich mit dem Hoch-Kulturtragenden Ambiente des königlich renovierten Residenztheaters; der Aufzug in Jeans und Lederhose der zwar angegrauten, aber doch bubenhaft wirkenden Well-Brüder kontrastiert zum mausgrauen Anzug mit Krawatte des in seiner kahlen Rundschädeligkeit urbayerischen Jörg Hube; die Beschreibungen der bayerischen Mentalitäten, politische Intrigen und Befindlichkeiten im Vorfeld des Faschismus treffen auf ein heftig applaudierendes, sich köstlich amüsierendes, bürgerliches Publikum. Wie heißt es in Bayern, wenn’s um an und für sich unvereinbare Dinge geht? "Passt scho". Auch wenn’s einem dabei manchmal mulmig wird:
"Es gab Bier und Weißwürste..
...so also war das, wenn man siegte."
Lion Feuchtwangers Buch über "drei Jahre Geschichte einer Provinz" mit kaum verkappten Originalfiguren ist keine Abrechnung, sondern ein unglaublich genauer Blick auf und in die Protagonisten. Die liebevollen und grausamen Schilderungen des bayrischen und vielleicht nicht nur des bayrischen Gemüts werden von Jörg Hube so kongenial intoniert, variiert und moduliert, dass beim Zuhören allmählich das komplette Bild dieses München entsteht. Politisches Theater im Kopf, Hörfunk zum Anschaun. Passt.
Dass das alles nicht als "vergangen" abgetan werden kann, verhindern die Biermösl-Blosn. Mit ihren aktuellen Texten, in denen sie sowohl so genanntes bayrisches Brauchtum als auch bayrische Politik namentlich aufs Korn nehmen, entsprechen sie genau dem Buch und dessen Autor, ironisch, kritisch, einwandfrei:
"Hinterwieser, was meinst mit der G’schicht?...
...na,was?"
Eigentlich, so könnte man meinen, gehöre beides, Buch und Musik, ins Volkstheater. Dass dem nicht so ist, liegt an Dieter Dorn. Der hat schon als Intendant an den Münchner Kammerspielen vor Jahren den Kabarettisten Gerhard Polt auf seine Bühne geholt. Der Polt wiederum war mit den Biermösl-Blosn befreundet, was den gemeinsamen Auftritt auf der Hochkulturbühne zur Folge hatte. Und daraus hat sich – logisch – ergeben, dass die drei Well-Brüder Hansi, Christoph und Michael, Gerhard Polt und wie jetzt Freund und Kollege Jörg Hube aus Treue und Dankbarkeit dem Dieter Dorn zuliebe in den Tempel der Hochkultur gefolgt sind. Passt doch! Und – ganz nebenbei – ein Riesenerfolg!
Schräg ist nicht nur die Musik, sondern eigentlich alles, was hier abläuft. Die – übrigens von den studierten und perfekt spielenden Musikern – in bayerischer Mundart vorgetragene echte! bayerische Volksmusik beißt sich mit dem Hoch-Kulturtragenden Ambiente des königlich renovierten Residenztheaters; der Aufzug in Jeans und Lederhose der zwar angegrauten, aber doch bubenhaft wirkenden Well-Brüder kontrastiert zum mausgrauen Anzug mit Krawatte des in seiner kahlen Rundschädeligkeit urbayerischen Jörg Hube; die Beschreibungen der bayerischen Mentalitäten, politische Intrigen und Befindlichkeiten im Vorfeld des Faschismus treffen auf ein heftig applaudierendes, sich köstlich amüsierendes, bürgerliches Publikum. Wie heißt es in Bayern, wenn’s um an und für sich unvereinbare Dinge geht? "Passt scho". Auch wenn’s einem dabei manchmal mulmig wird:
"Es gab Bier und Weißwürste..
...so also war das, wenn man siegte."
Lion Feuchtwangers Buch über "drei Jahre Geschichte einer Provinz" mit kaum verkappten Originalfiguren ist keine Abrechnung, sondern ein unglaublich genauer Blick auf und in die Protagonisten. Die liebevollen und grausamen Schilderungen des bayrischen und vielleicht nicht nur des bayrischen Gemüts werden von Jörg Hube so kongenial intoniert, variiert und moduliert, dass beim Zuhören allmählich das komplette Bild dieses München entsteht. Politisches Theater im Kopf, Hörfunk zum Anschaun. Passt.
Dass das alles nicht als "vergangen" abgetan werden kann, verhindern die Biermösl-Blosn. Mit ihren aktuellen Texten, in denen sie sowohl so genanntes bayrisches Brauchtum als auch bayrische Politik namentlich aufs Korn nehmen, entsprechen sie genau dem Buch und dessen Autor, ironisch, kritisch, einwandfrei:
"Hinterwieser, was meinst mit der G’schicht?...
...na,was?"
Eigentlich, so könnte man meinen, gehöre beides, Buch und Musik, ins Volkstheater. Dass dem nicht so ist, liegt an Dieter Dorn. Der hat schon als Intendant an den Münchner Kammerspielen vor Jahren den Kabarettisten Gerhard Polt auf seine Bühne geholt. Der Polt wiederum war mit den Biermösl-Blosn befreundet, was den gemeinsamen Auftritt auf der Hochkulturbühne zur Folge hatte. Und daraus hat sich – logisch – ergeben, dass die drei Well-Brüder Hansi, Christoph und Michael, Gerhard Polt und wie jetzt Freund und Kollege Jörg Hube aus Treue und Dankbarkeit dem Dieter Dorn zuliebe in den Tempel der Hochkultur gefolgt sind. Passt doch! Und – ganz nebenbei – ein Riesenerfolg!