"The evergreen state" wird Washington auch genannt – der immergrüne Staat an der Pazifikküste mit beeindruckenden Bergen und Wäldern. Und ja, man sagt den "Washingtonians", wie sich die Bewohner nennen, ein großes Natur- und Nachhaltigkeitsbewusstsein nach. Umfragen zufolge zweifelt die große Mehrheit der dortigen Verbraucher daran, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel sicher und gesundheitlich unbedenklich sind. Maria Hines, Starköchin in Seattle, im Gespräch mit dem Radiosender NPR:
"Ich würde gentechnisch veränderte Lebensmittel meiden. Solange bis es bessere Forschungserkenntnisse gibt. Momentan widersprechen sich die Informationen, ob sie sicher sind oder nicht."
Die verfügbaren Verbraucherinformationen widersprechen sich tatsächlich, die wissenschaftlichen Erkenntnisse allerdings weniger: Bisher gelten die angewandten Gentech-Verfahren als nicht gesundheitsschädlich. Gentechnik-Gegner bemängeln allerdings, die Produkte seien nicht ausreichend getestet worden – das sei Panikmache, sagt wiederum das Gros der Wissenschaftler. Ruth Kava ist Ernährungswissenschaftlerin beim American Council on Science and Health in New York.
"Selbst wenn die Industrie der Gesellschaft eigentlich nützt, Ängste zu wecken ist immer leicht. Weil die meisten Menschen sich nicht auskennen, auch nicht wissenschaftlich ausgebildet sind, die Prozesse nicht verstehen. Angst lässt sich leicht schüren."
Amerikaner essen Nahrungsmittel mit gentechnisch veränderten Bestandteilen seit 1996 – soweit ohne ersichtliche Nebenwirkungen. Satte 70 bis 80 Prozent aller heute verkauften Nahrungsmittel in den USA enthalten bereits gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe. Auch Lebensmittel-Journalist Michael Pollan, der in den USA als Held der Bio-Bewegung gilt, gibt gegenüber NPR zu:
"Es geht bei dem Kampf eigentlich nicht um Wissenschaft, es geht um die Transparenz. Die Menschen, die dies wissen wollen, sollten erfahren dürfen, wo ihr Essen herkommt."
Auch Ernährungswissenschaftlerin Kava weiß, dass es Kontrollen und Regulierungen im Bereich Gentechnik und Lebensmittel geben muss, aber eine plumpe Kennzeichnung verfehle das Ziel.
"Es gibt Dinge in der modernen Gesellschaft, von denen wir profitieren sollten und die nicht gefährlich sind. Klar muss die Gentechnik reguliert werden, aber auf der Basis des gesunden Menschenverstandes und der Wissenschaft und nicht als Reaktion auf solch emotionale Angstkampagnen. Wenn die Kennzeichnung sagt ‚Gentechnik drin oder nicht drin‘, dann wird der Durchschnitts-Konsument damit nur ‚gut oder schlecht‘ assoziieren, es erklärt ihm gar nichts und hilft ihm auch nicht weiter."
Die Richtlinie, über die in Washington abgestimmt wird, wäre die Erste in einem US-Bundesstaat, die ohne Auflagen sofort in Kraft tritt. Zwar wurde bereits in 26 anderen Staaten ein solcher Gesetzesvorschlag eingebracht, aber nur Connecticut und Maine haben die Kennzeichnung durchgesetzt. Allerdings mit Auflagen: Gekennzeichnet wird erst, wenn die jeweils angrenzenden Staaten mitmachen.
In Kalifornien wurde die Kennzeichnung im vergangenen Jahr mit knapper Mehrheit abgelehnt. Zuvor hatten die Biotech-Firmen und Agrargiganten ordentlich Lobbygelder fließen lassen. Auch gegen den Antrag in Washington hat allein der Agrar- und Saatgut-Multi Monsanto nur im Oktober etwa 4,6 Millionen US-Dollar ausgegeben. Andrew Stout ist Biobauer im Umland von Seattle:
"Das ist doch wirklich der Wahnsinn, da kommen sechs Unternehmen von außerhalb und erzählen uns Washingtonians, was wir machen und was wir lassen sollen, das ist schockierend."
In einem Blog auf der Monsanto-Webseite heißt es, man unterstütze die freiwillige Kennzeichnung, aber eine Pflicht schade dem öffentlichen Vertrauen in die Gentechnik. "Die Firma unterstütze die wissenschaftlichen Erkenntnisse.”
Ruth Kava vom American Council on Science and Health in New York:
"Die ganze Bio-Bewegung interessiert sich mehr für den Prozess, durch den ein Nahrungsmittel gegangen ist, als für das Nahrungsmittel selbst. Aber es ist doch das Endprodukt, das in unserer Küche liegt und was wir essen. Ob genetisch verändert oder traditionell angebaut: Es ist das Endprodukt, das die Vitamine und Mineralien beinhaltet oder eben nicht."
Zudem gebe es bereits ein Label in den USA, auf das Konsumenten zurückgreifen können: Das Organic-, also Bio-Label, meinen Kritiker, wie Ruth Kava. Weltweit besteht in mehr als 60 Staaten die Pflicht, gentechnisch veränderte Inhaltstoffe zu kennzeichnen. Und weil beispielsweise Vermarkter in Europa die Ablehnung der Konsumenten fürchten, gibt es seit jeher nicht viele Produkte, die Gentechnik beinhalten. In den USA müssten dagegen bei einer Kennzeichnungspflicht besagte 70 bis 80 Prozent aller Nahrungsmittel umetikettiert werden.
Die Mehrkosten der Umstellung betragen umgelegt auf eine vierköpfige Familie rund 450 Dollar pro Jahr, falls diese genfrei einkaufen möchte, warnen die Hersteller. Auch befürchten Beobachter, dass eine Kennzeichnung schnell an Bedeutung und Einflusskraft verliert, wenn sie ohnehin auf mehr als zwei von drei Produkten zu finden ist.
"Ich würde gentechnisch veränderte Lebensmittel meiden. Solange bis es bessere Forschungserkenntnisse gibt. Momentan widersprechen sich die Informationen, ob sie sicher sind oder nicht."
Die verfügbaren Verbraucherinformationen widersprechen sich tatsächlich, die wissenschaftlichen Erkenntnisse allerdings weniger: Bisher gelten die angewandten Gentech-Verfahren als nicht gesundheitsschädlich. Gentechnik-Gegner bemängeln allerdings, die Produkte seien nicht ausreichend getestet worden – das sei Panikmache, sagt wiederum das Gros der Wissenschaftler. Ruth Kava ist Ernährungswissenschaftlerin beim American Council on Science and Health in New York.
"Selbst wenn die Industrie der Gesellschaft eigentlich nützt, Ängste zu wecken ist immer leicht. Weil die meisten Menschen sich nicht auskennen, auch nicht wissenschaftlich ausgebildet sind, die Prozesse nicht verstehen. Angst lässt sich leicht schüren."
Amerikaner essen Nahrungsmittel mit gentechnisch veränderten Bestandteilen seit 1996 – soweit ohne ersichtliche Nebenwirkungen. Satte 70 bis 80 Prozent aller heute verkauften Nahrungsmittel in den USA enthalten bereits gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe. Auch Lebensmittel-Journalist Michael Pollan, der in den USA als Held der Bio-Bewegung gilt, gibt gegenüber NPR zu:
"Es geht bei dem Kampf eigentlich nicht um Wissenschaft, es geht um die Transparenz. Die Menschen, die dies wissen wollen, sollten erfahren dürfen, wo ihr Essen herkommt."
Auch Ernährungswissenschaftlerin Kava weiß, dass es Kontrollen und Regulierungen im Bereich Gentechnik und Lebensmittel geben muss, aber eine plumpe Kennzeichnung verfehle das Ziel.
"Es gibt Dinge in der modernen Gesellschaft, von denen wir profitieren sollten und die nicht gefährlich sind. Klar muss die Gentechnik reguliert werden, aber auf der Basis des gesunden Menschenverstandes und der Wissenschaft und nicht als Reaktion auf solch emotionale Angstkampagnen. Wenn die Kennzeichnung sagt ‚Gentechnik drin oder nicht drin‘, dann wird der Durchschnitts-Konsument damit nur ‚gut oder schlecht‘ assoziieren, es erklärt ihm gar nichts und hilft ihm auch nicht weiter."
Die Richtlinie, über die in Washington abgestimmt wird, wäre die Erste in einem US-Bundesstaat, die ohne Auflagen sofort in Kraft tritt. Zwar wurde bereits in 26 anderen Staaten ein solcher Gesetzesvorschlag eingebracht, aber nur Connecticut und Maine haben die Kennzeichnung durchgesetzt. Allerdings mit Auflagen: Gekennzeichnet wird erst, wenn die jeweils angrenzenden Staaten mitmachen.
In Kalifornien wurde die Kennzeichnung im vergangenen Jahr mit knapper Mehrheit abgelehnt. Zuvor hatten die Biotech-Firmen und Agrargiganten ordentlich Lobbygelder fließen lassen. Auch gegen den Antrag in Washington hat allein der Agrar- und Saatgut-Multi Monsanto nur im Oktober etwa 4,6 Millionen US-Dollar ausgegeben. Andrew Stout ist Biobauer im Umland von Seattle:
"Das ist doch wirklich der Wahnsinn, da kommen sechs Unternehmen von außerhalb und erzählen uns Washingtonians, was wir machen und was wir lassen sollen, das ist schockierend."
In einem Blog auf der Monsanto-Webseite heißt es, man unterstütze die freiwillige Kennzeichnung, aber eine Pflicht schade dem öffentlichen Vertrauen in die Gentechnik. "Die Firma unterstütze die wissenschaftlichen Erkenntnisse.”
Ruth Kava vom American Council on Science and Health in New York:
"Die ganze Bio-Bewegung interessiert sich mehr für den Prozess, durch den ein Nahrungsmittel gegangen ist, als für das Nahrungsmittel selbst. Aber es ist doch das Endprodukt, das in unserer Küche liegt und was wir essen. Ob genetisch verändert oder traditionell angebaut: Es ist das Endprodukt, das die Vitamine und Mineralien beinhaltet oder eben nicht."
Zudem gebe es bereits ein Label in den USA, auf das Konsumenten zurückgreifen können: Das Organic-, also Bio-Label, meinen Kritiker, wie Ruth Kava. Weltweit besteht in mehr als 60 Staaten die Pflicht, gentechnisch veränderte Inhaltstoffe zu kennzeichnen. Und weil beispielsweise Vermarkter in Europa die Ablehnung der Konsumenten fürchten, gibt es seit jeher nicht viele Produkte, die Gentechnik beinhalten. In den USA müssten dagegen bei einer Kennzeichnungspflicht besagte 70 bis 80 Prozent aller Nahrungsmittel umetikettiert werden.
Die Mehrkosten der Umstellung betragen umgelegt auf eine vierköpfige Familie rund 450 Dollar pro Jahr, falls diese genfrei einkaufen möchte, warnen die Hersteller. Auch befürchten Beobachter, dass eine Kennzeichnung schnell an Bedeutung und Einflusskraft verliert, wenn sie ohnehin auf mehr als zwei von drei Produkten zu finden ist.