Weltweit schwächelt die Nachfrage nach Automobilen, zugleich musste der VW-Konzern erneut rund eine Milliarde Euro für die rechtliche Bewältigung des Diesel-Betrugs zur Seite legen - dennoch ist Volkswagen mit erstaunlich soliden Zahlen durch das erste Quartal gekommen.
2,6 Millionen Fahrzeuge wurden in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres an die Kunden ausgeliefert - nur etwas weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damals hatten die Marken ein Rekordergebnis eingefahren. Vor allem in China hielten sich die Autokäufer zurück. Der Einbruch von gut sechs Prozent auf dem weltgrößten Automarkt schmerzt den Vielmarken-Konzern, der dort an Gemeinschaftsunternehmen beteiligt ist.
Immer noch besser als Konkurrenz
Den Umsatz konnte VW dank stabiler Absatzzahlen in den USA, Südamerika und Westeuropa aber sogar um gut drei Prozent auf 60 Milliarden Euro steigern. Zwar sank der Betriebsgewinn zum Jahresauftakt um sieben Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Damit schnitt Volkswagen aber wesentlich besser ab als Konkurrenten.
"Der Volkswagen-Konzern ist gut in das neue Jahr gestartet", konstatiert Konzernfinanzvorstand Frank Witter bei der Vorstellung des Zwischenberichts. Er machte aber auch deutlich, dass der Konzern die Kosten allein schon wegen der vielen Herausforderungen und Unsicherheiten weiter senken müsse.
"In wichtigen Regionen und auch Märkten wie China, Südamerika und Russland existieren gesamtwirtschaftliche Unsicherheiten. Hinzu kommen drohende Zölle in Nordamerika, noch nicht absehbare Auswirkungen eines Brexit, die weitere Entwicklung bei der Diesel-Aufarbeitung, oder auch starke Schwankungen von Währungen in relevanten Regionen."
Fast jedes dritte Auto des Konzerns ist ein SUV
Zahlreiche Marken haben neue SUV-Modelle vorgestellt - im laufenden Geschäftsjahr wird bei Volkswagen bereits jedes dritte Fahrzeug als eine dieser bei den Kunden besonders nachgefragten Geländelimousine vom Band laufen.
Die Kennmarke VW Pkw steigerte Umsatz und Erlöse kräftig, allerdings drücken so genannte Sondereinflüsse von rund 400 Millionen Euro auf die Marge. Insgesamt hat der Gesamtkonzern eine Milliarde Euro an Kosten für Rechtsanwälte, Beratung und Vergleiche zurückgestellt. Über Details will sich Witter mit Hinweis auf laufende Rechtsverfahren nicht äußern - er bestätigt jedoch die Gesamtsumme von 30 Milliarden Euro, die bereits aufgelaufen ist.
Macht WLTP weiter Probleme?
Die Nobelmarke Bentley ist zurück in den schwarzen Zahlen. Erwartungsgemäß enttäuschend hingegen fiel das Ergebnis für die beiden Premiummarken Audi und Porsche aus: Zahlreiche Produktionsanläufe neuer Modelle und höhere Vertriebskosten für Auslaufmodelle wirkten sich ebenso auf die Rendite aus, wie anhaltende Probleme mit dem neuen Abgas- und Verbrauchsprüfstandard WLTP.
Auch im laufenden Geschäftsjahr könnten einzelne Modelle wegen der anstehenden nächsten Stufe nur eingeschränkt verfügbar sein - mit Turbulenzen wie im Vorjahr rechnet Witter aber nicht:
"Wir haben Ressourcen personeller Art in den kritischen Bereichen zugeführt, die Testkapazitäten deutlich erhöht."
Die Nettoliquidität im Konzernbereich Automobile lag Ende März bei rund 16 Milliarden Euro. VW braucht die Gewinne, denn der Konzern investiert derzeit massiv in die Elektrifizierung seiner Flotte, um die schärferen Umweltvorgaben zu erfüllen. Binnen zehn Jahren will der weltgrößte Autobauer rund 22 Millionen E-Autos bauen.
Besserung in China in Sicht
Frank Schwope, Autoanalyst der NordLB, rechnet mit einem Aufschwung in China, wo VW fast jedes zweite Auto verkauft:
"Dadurch, dass in China jetzt zum 1. April gerade die Mehrwertsteuer um drei Prozent gesenkt wurde, kam es einfach zu Kaufzurückhaltung in China, weil man noch diese Steuersenkung mitnehmen wollte, und dementsprechend glaube ich aber, dass die nächsten Monate und insbesondere das zweite Halbjahr 2019 relativ stark in China werden."
Der Vorstand um Konzernchef Herbert Diess bestätigt die Ziele für das laufende Geschäftsjahr: Man hat sich ein leichtes Absatzplus vorgenommen, der Umsatz soll um bis zu fünf Prozent steigen und bei der operativen Rendite vor Sondereinflüssen peilt der Konzern unverändert einen Wert zwischen 6,5 und 7,5 Prozent an.