An Bernd Osterloh kommt die Vorstandsetage von Volkswagen nicht vorbei. Für alle wichtigen Entscheidungen muss er grünes Licht geben. Im VW-Aufsichtsrat kann Osterloh zusammen mit dem Land Niedersachsen Ideen der Konzernspitze blockieren. Für den Betriebsrats-Boss sind die Verhältnisse klar:
"Wir sind die helle Seite der Macht und es gibt die dunkle Seite der Macht. Und ich sitze auf der hellen."
Osterloh vertritt mehr als eine halbe Million VW-Mitarbeiter auf der ganzen Welt - seine Arbeit ist eher die eines Managers. Dementsprechend selbstbewusst und stur tritt der 57-Jährige auf - höfliche Zurückhaltung zählt eher nicht zu seinen Stärken.
"Dass das nicht immer ganz einfach mit mir ist, ergibt sich schon aus der Funktion heraus. Ich vertrete ja die Interessen der Belegschaft. Nicht die der Aktionäre."
Der Betriebsrats-Chef muss sich in allem auskennen: Von der Leiharbeit in Wolfsburg bis zu Auslastungsproblemen in Brasilien. An jedem zweiten Montagmorgen sitzt Osterloh mit Konzernchef Winterkorn im Büro zusammen. Manches lässt sich aber auch nebenbei beim Fußball besprechen - im Stadion des VfL Wolfsburg.
"Da gibt es dann sicherlich keine Verbrüderungsszenen, aber da sind wir uns schon einig, dass wir ganz gern oben stehen wollen in der Tabelle und nicht unten."
Auch der Autobauer soll ganz oben stehen - bis spätestens 2018 will Volkswagen die Weltspitze erobert haben. Bernd Osterloh sucht immer einen pragmatischen Weg: Er will Arbeitsplätze sichern - das, sagt er, geht aber auch nur, wenn das Unternehmen Erfolg hat. Bei Problemen macht der Betriebsrat Druck: Entweder zusammen mit dem Land Niedersachsen im Aufsichtsrat - oder direkt vor der Wolfsburger Konzern-Zentrale.
"Dann sind wir auch in der Lage, mit 30.000 Menschen vor das Hochhaus zu stehen. Das ist die Macht, die man hat als Betriebsratsvorsitzender. Die wir aber nie einsetzen zum Nachteil des Unternehmens, sondern nur zum Vorteil der Beschäftigten."
Seit 37 Jahren ist Osterloh inzwischen bei Volkswagen. Angefangen hat er als einfacher Arbeiter in der Produktion. Inzwischen genießt er als Betriebsrats-Vorsitzender eines Weltkonzerns viele Annehmlichkeiten - für abgehoben hält er sich trotzdem nicht.
"Schnelle Autos, schnelle Motorräder und auch Fußball. Ich gehe ja auch gerne nach Eintracht Braunschweig, guck mir da auch mal ein paar Spiele an, das sind so meine Hobbys. Aber meine Kinder dürfen auch nicht zu kurz kommen."
Darum arbeitet der 57-Jährige bis zu 80 Stunden pro Woche - Samstag und Sonntag sind aber feste Familien-Tage. Das Privatleben bleibt oft auf der Strecke, sagt Osterloh selbst, ans Aufhören denkt er trotzdem nicht. Zumindest für die nächsten vier Jahre gehört er weiter zu den mächtigsten Männern bei Europas größtem Autobauer.