Andere mögen ordentlich auf die Bremse treten, um ihre Verluste aufgrund der Absatzkrise einzudämmen. Volkswagen hingegen nimmt reichlich Geld in die Hand, um näher an die Marktführer Toyota und General Motors heranzukommen - und sie später gar zu übertrumpfen. In den nächsten fünf Jahren will Europas größter Autobauer gut 84 Milliarden Euro in neue Modelle, innovative Technologien und energieeffiziente Fabriken investieren. Hinzu kommen weitere 18 Milliarden, die Volkswagen in China gemeinsam mit lokalen Partnern aufbringen will. Hier verbucht der Konzern anhaltende Verkaufserfolge, vor allem mit seinen Premiummarken. Vorantreiben will man insbesondere die Entwicklung von Hybrid- und Elektromotoren, verkündete Vorstandschef Martin Winterkorn nach der Aufsichtsratssitzung in Wolfsburg:
"Mit diesen Zukunftsinvestitionen zeigen wir, dass der Volkswagen-Konzern gerüstet ist für die Zukunft. Dass wir gut aufgestellt sind."
Im Vorfeld der Sitzung hatte das Management Disziplin bei den Kosten angemahnt. Zwar deuteten jüngste Absatzzahlen daraufhin, dass die Talsohle erreicht sei, doch auch Volkswagen könne sich der Absatzkrise auf dem Heimatkontinent nicht entziehen. Tatsächlich sind im neuen Fünfjahresplan auch Kürzungen in einzelnen Teilbereichen vorgesehen. So will man etwa einige Bauvorhaben hinauszögern.
"Die Kunst ist natürlich, mit dem Geld möglichst viel zu erreichen. Und da setzt die Kostendisziplin ein. Dass wir das Geld vernünftig einsetzen. Dass wir es an den richtigen Stellen einsetzen, die richtigen Produkte, die richtigen Fabriken. Wird manchmal bisschen wehtun, aber insgesamt, glaube ich, ist es der richtige Kurs."
Europas Branchenprimus steckt so viel Geld in Forschung und Entwicklung wie kein anderer Börsenkonzern der Welt. Volkswagen verweist in diesem Zusammenhang auch auf die aus Brüssel vorgeschriebenen strikteren CO2-Abgaswerte für den europäischen Absatzmarkt. Das böse Wort Sparzwang liegt insofern auch Betriebsratschef Bernd Osterloh fern.
"Wenn man sieht, dass 60 Prozent der Investitionen in Deutschland getätigt werden, 20 Prozent in Niedersachsen und 4,8 Milliarden allein am Standort Wolfsburg – wo natürlich auch die größte Entwicklung innerhalb des Konzerns ist – macht das deutlich, dass wir das Thema Zukunftstechnologien, Innovationen, Batterieantriebe, Elektromobilität und andere Dinge eben nach vorne bringen, um das Unternehmen auch genauso zu positionieren, wie der Vorstand das plant: eben im Jahr 2018 Nummer Eins zu sein."
105 Fabriken weltweit und 570.000 Mitarbeiter: Volkswagen ist breit aufgestellt. Doch den Löwenanteil, 60 Prozent der sogenannten Sachinvestitionen, gibt das Unternehmen hierzulande aus.
"VW ist ein Weltkonzern, der international investiert. Aber es ist ein Weltkonzern mit niedersächsischen Wurzeln."
Stellt Niedersachsen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) mit Genugtuung fest. Fast 17 Milliarden Euro stecke Volkswagen allein in die niedersächsischen Standorte, von denen mehr als 86.000 Arbeitsplätze im Lande abhängen.