Der gebürtige Österreicher Pötsch, Jahrgang 1951, soll im November auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in den VW-Aufsichtsrat gewählt werden, teilten die Porsche SE und die Volkswagen AG mit.
Der im österreichischen Traun geboren Pötsch schloss sein Studium an der Technischen Hochschule Darmstadt als Diplom-Wirtschaftsingenieur ab. 1979 kam er zum Münchner Autobauer BMW, 2003 nach Zwischenstationen zu Volkswagen. Pötsch ist zugleich Finanzvorstand der Porsche SE - und soll dies auch künftig bleiben. Seinen Job als VW-Finanzchef könnte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur Audi-Chef Rupert Stadler übernehmen. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, hieß es aus Konzernkreisen.
Der 64-Jährige Pötsch gilt als ausgewiesener Finanzexperte und als einer der Architekten der vollständigen Übernahme der Sportwagenbauers Porsche durch den VW-Konzern. Unter seiner Ägide erfolgte auch die Übernahme der Lastwagenbauer Scania und MAN.
Mit der Personalie sind die monatelangen Spekulationen über die Nachfolge von Ferdinand Piëch beendet. Mit Hans Dieter Pötsch setzt der VW-Konzern auf Kontinuität. Die Zusammenarbeit mit Vorstandschef Martin Winterkorn dürfte gerade jetzt in turbulenten Zeiten reibungslos funktionieren, vermutet Frank Schwope, Auto-Analyst der NORD LB.
"Er war nicht unbedingt der Top-Favorit, aber er hat in den letzten Jahren eine sehr gute Arbeit bei Volkswagen abgeliefert. Er hat seit über zehn Jahren mit Herrn Winterkorn zusammengearbeitet, sodass man letzten Endes ein eingespieltes Team hat, das in Ruhe weiter arbeiten kann. Und mit diesen Personalentscheidungen zugunsten von Herrn Winterkorn gestern und Herrn Pötsch heute, kehrt auch sicherlich wieder mehr Ruhe im Volkswagenkonzern ein!"
Der langjährige Aufsichtsratschef Piëch war vor vier Monaten auf dem Höhepunkt eines Machtkampfs mit VW-Chef Winterkorn zurückgetreten. Seither führte übergangsweise der frühere IG Metall-Chef Berthold Huber den Aufsichtsrat. In einer Erklärung lobte Huber Pötsch als einen mit Bedacht auftretenden Manager, der sich durch "strategische Weitsicht" und "große Expertise an den Finanzmärkten" auszeichne.
Von einer "guten Entscheidung für Volkswagen und das Land Niedersachsen", sprach auch Stephan Weil (SPD). Pötsch kenne den Konzern in allen Details, die Entscheidung für ihn sei Gewähr für eine "vertrauensvolle Zusammenarbeit von Vorstand und Aufsichtsrat", so der niedersächsische Ministerpräsident. Weil hatte im Machtkampf maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Winterkorn durchsetzte.
Erst gestern hatte das Aufsichtsratspräsidium eine vorzeitige Verlängerung von Winterkorns Vertrag als Vorstandschef bis Ende 2018 vorgeschlagen. So kommt es in der Regel auch. Am 25. September soll der Aufsichtsrat darüber entscheiden.
Bereits im Mai hatte Winterkorn das Management darauf vorbereitet, dass die neuen Strukturen im Konzern, mit seinen weltweit mehr als 600.000 Mitarbeitern dezentraler sein werden. Für den Umbau des Konzerns hat Winterkorn auch die volle Rückendeckung des Betriebsrates. Sein Führungsstil war allerdings immer wieder kritisiert worden.
"Man kann davon ausgehen, dass im Herbst oder Winter wohl spätestens eine Entscheidung kommt, dass es eine Aufteilung in Markengruppen gibt, dass es vielleicht eine Markengruppe gibt mit Massenfahrzeugen – sprich Volkswagen, Seat und Skoda, dass es vielleicht auch eine Gruppe gibt mit Premiumfahrzeugen, und dazu natürlich die Lkws!", sagt Analyst Schwope. Die Umstrukturierung des Konzerns ist überfällig!