Volkswagen wankt. Die Folgen der Diesel-Abgas-Manipulationen sind in ihrer Wirkung nach oben völlig offen. Alles kommt auf den Tisch, wurde vom Aufsichtsrat nach dem Führungswechsel im Vorstand versprochen. Aufsichtsratschef Berthold Huber vorgestern:
"Wir haben verstanden. Ein Weiter-so wird es nicht geben."
Nicht geben können, möchte man ergänzen. Ohnehin lohnt ein kurzer Rückblick auf die Erklärungen der vergangenen Tage. Berthold Huber sagte auch:
"Das rechtswidrige Verhalten von Entwicklern und der Motorenentwicklung hat Volkswagen ebenso geschockt, wie die Öffentlichkeit."
Die einen mehr, die anderen weniger, muss man wohl hinzufügen. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" hat ein Mitarbeiter im Konzern bereits im Jahr 2011 auf die Möglichkeit von Rechtsverstößen in Zusammenhang mit der Schummel-Software bei Abgastests hingewiesen. Dies geht angeblich aus einem internen Revisionsbericht vor, der dem Aufsichtsrat am Freitag vorgelegt wurde. Offen blieben dabei Fragen, warum eine solche Warnung folgenlos geblieben ist.
Wusste Winterkorn doch mehr?
Was wusste Winterkorn? Titelt die "FAS", eine abschließende Antwort darauf kann zur Zeit wohl nicht gegeben werden, weshalb eine Aussage von Berthold Huber unmittelbar nach dem Rücktritt von Winterkorn vielen wenigstens voreilig erscheint. Huber hatte im Namen des Aufsichtsrats gesagt:
"Wir wollen dabei ausdrücklich festhalten, dass Herr Winterkorn keine Kenntnis hatte von der Manipulation der Abgaswerte. Seine Bereitschaft, die Verantwortung zu übernehmen in dieser schwierigen Situation für Volkswagen, haben wir mit größter Hochachtung zur Kenntnis genommen."
Jetzt wird also alles durchleuchtet, von innen und möglicherweise durch US- Anwälte auch von außen. Die "Bild am Sonntag" berichtet unterdessen über Warnungen an den Konzern, die noch weit länger zurückliegen. Auch die BAMS bezieht sich auf Informationen der internen Revision von VW. Demnach hatte Bosch als Software Zulieferer für Testzwecke bei VW darauf hingewiesen, dass ein entsprechender Einsatz im Fahrbetrieb illegal sei. Nach bisherigen Informationen sind über 11 Millionen Volkswagen betroffen, knapp drei Millionen in Deutschland. Betriebsratschef Bernd Osterloh am Freitag:
"Eine kleine Gruppe hat Volkswagen und unseren Kunden schweren Schaden zugeführt."