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Volkswagen-Verrückter in Beirut
"VW hätte nicht von seinen Werten abfallen sollen"

Einmal in einem VW-Käfer-Sport Platz nehmen - das ist so gut wie unmöglich. Es gibt nur ein Modell und das steht in einer Garage in Beirut. Gebaut hat es der selbsternannte "VW-Verrückte" Maher Tabbouche. Dieselgate wundert Maher nicht. Der Niedergang der Wolfsburger habe schon früher angefangen, sagt er.

Von Björn Blaschke |
    Ein beschädigtes VW Logo hängt am zerkratzten Kofferraum eines Volkswagen in Wolfsburg.
    Der Niedergang von VW habe schon 1957 begonnen - mit der Produktion in Brasilien, sagt der selbsternannte "Volkswagen-Verrückte" Maher Tabbouche. (picture alliance / dpa - Julian Stratenschulte)
    Ölverschmiertes Werkzeug, schwarz-klebrige Ersatzteile, ein aufgebocktes Auto; ein anderes mit offener Motorhaube. Untergebracht ist die Werkstatt halb auf dem Bürgersteig; halb in einer Garage unter einem Wohnhaus. Ein Frickler-Laden in Beirut.
    Der KFZ-Betrieb ist typisch für die Werkstätten im Libanon: Doch der Mechaniker, Maher Tabbouche, ist nicht nur Mechaniker, er ist VWV: VolkswagenVerrückt.
    In seiner Wohnung hat der Mann, dessen liebe zu öligem Werkzeug unverkennbar ist, einen Käfer-Motor aufgestellt: in verschiedenen Farben bunt angestrichen. Kunst mit Geräusch. Manchmal wirft Maher den Motor noch mal kurz vorm Schlafen gehen an. Weil er das Knattern so beruhigend findet.
    VW-Käfer mit weitausladenden Seitenspoilern
    Sein Meisterstück ist allerdings ein eigenes VW-Modell: Er hat es 1972, also vor 44 Jahren entworfen und gebaut: Es ist ein Ferrari roter Viersitzer, mit – klar – weitausladenden Seitenspoilern. Zu erkennen auch: Käferanteile. Aber: Die Innenausstattung ist Mercedes. Unter der Motorhaube – klassisch Käfer: im Heck, das irgendwie auch von Fiat stammt – unter der Motorhaube jedenfalls die Maschine eines Transporters. Deutlich mehr als 200 Sachen bekomme die Kiste drauf; bei der Zulassungsstelle in Beirut gab es nie ein Problem. Nicht Herbie hat Maher sein Auto genannt, sondern "VW-Käfer Sport".
    Maher ist stolz auf das Vehikel: Leider habe sich aber der Wolfsburger Autokonzern nie für den Wagen interessiert; er blieb ein Einzelstück. Auch deshalb musste er seine Kreation vor ein paar Jahren aus Geldmangel verkaufen; erhielt aber ein lebenslanges Besuchsrecht. Heute steht der Wagen plattreifig in einer Garage in Beirut; mit einer Plastikplane abgedeckt und ungenutzt – der Eigentümer wohnt in Brasilien. Apropos: Dass VW von einem hausgemachten Abgasskandal erschüttert wird, erstaunt Maher keineswegs: Für ihn setzte in der Rückschau ein regelrechter Niedergang des Autokonzerns ein, als der 1957 begann, in Brasilien zu produzieren.
    Damals – so Maher – habe VW begonnen, sich zu verändern; sich von Werten und Wertarbeit zu verabschieden.
    Deshalb mag Maher am liebsten die Oldtimer dieser Marke. Zwei Käfer restauriert er gerade. Ein zweites Eigenmodell – nach dem "VW-Käfer Sport" vor 44 Jahren – hat er nicht gebaut. Aber er sitzt gerade an einem Entwurf zu einem Hubschrauber.