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Volkswagen
Wolfsburger Personalrochaden

Herbert Diess gilt als potenzieller Nachfolger von Matthias Müller als VW-Chef. Diess habe sich einen Namen als Kostensenker gemacht, sagte Dlf-Wirtschaftsredakteurin Silke Hahne. Neben dem Wechsel an der Konzernspitze könnten noch weitere Vorstandsposten bei Volkswagen neu besetzt werden.

Silke Hahne im Gespräch mit Günter Hetzke |
    Ein VW-Logo in silberner Farbe
    VW-Logo (picture alliance / dpa / Uli Deck)
    Schon als er 2015 von BMW zu Volkswagen wechselte, gab es Spekulationen, Herbert Diess könnte ein Anwärter auf den Vorstands-Chefposten der Wolfsburger sein. Entsprechende Ambitionen hatte der 59-Jährige bereits bei den Münchnern gezeigt. Bei BMW war Diess unter anderem Chef des Einkaufs und fuhr die Kosten vehement herunter. "So etwas beeindruckt die Aufsichträte ja durchaus", sagte Silke Hahne.
    In Wolfsburg habe er diese Rolle als Markenvorstand fortgeführt und seine Sparte wieder konkurrenzfähig gemacht. Diess habe sich dafür auch mit dem Betriebsrat angelegt, was sich nicht jeder traue, sagte Hahne. So wurde Diess von Seiten der Arbeitnehmer vorgeworfen, den Zukunftspakt mit den Gewerkschaften gebrochen zu haben und mehr als geplant einsparen zu wollen. "Aber mittlerweile hat Diess es offenbar geschafft, diese Differenzen wieder halbwegs auszuräumen", so Silke Hahne.
    Schlechte Karten für Personalvorstand Karl-Heinz Blessing
    Neben der Konzernspitze könnten weitere Personalwechsel bei Volkswagen anstehen. Medienberichten zufolge könnte auch der Personalvorstand in Person von Karl-Heinz Blessing ausgetauscht werden. Auch Blessing war wie Diess mit dem Betriebsrat aneinandergeraten, ohne sich allerdings wieder zu versöhnen. "Ihm ist genau dieses Kunststück offenbar nicht gelungen, das Herbert Diess gelungen ist", sagte Hahne.
    Kurz vor Weihnachten hatte VW die Gehälter von 14 Betriebsräten teils radikal gekürzt. Hintergrund waren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Brauschweig. Sie vermutete, VW könnte den Betriebsräten zu viel gezahlt und so Geld veruntreut haben. Volkswagen wollte weiteren Ärger mit der Staatsanwaltschaft vermeiden und strich das Geld zusammen. Das würden die Arbeitnehmer Blessing zur Last legen.
    Fällt der Personalvorstand ganz weg?
    Noch sei allerdings nicht klar, ob jemand auf Karl-Heinz Blessing folgt. So spekuliert das Handelsblatt, das Ressort könnte an einen anderen Vorstand fallen. Mehrere andere Medien meldeten unter Berufung auf Konzernkreise, dass ihm Gunnar Kilian beerben soll – bisher Generalsekretär und damit enger Vertrauter von Betriebsratschef Bernd Osterloh. Auch Osterloh selbst sollte einst Personalchef werden, das war noch zu Zeiten Martin Winterkorns. Weitere Klarheit soll die Aufsichtsratssitzung am kommenden Freitag.
    Laut Bild und Handelsblatt wackelt auch der Vorstand für das Ressort Beschaffung, Francisco Javier Garcia Sanz. Der hat zwar eine zentrale Rolle bei den Verhandlungen in Sachen Abgasskandal mit den US-Behörden gespielt. Gleichzeitig spielten aber die massiven Probleme mit dem Zulieferer Prevent in Garcia Sanz' Ressort – da standen im Jahr 2016 bei VW teilweise die Bänder still und Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit gehen.
    "Dass er das hat eskalieren lassen, auch sonst als wenig zimperlich gilt – das kann man ihm vielleicht anlasten", vermutet Silke Hahne.
    Audi-Chef Rupert Stadler vor Rausschmiss
    Aus der Außenperspektive wäre vielleicht auch der Rausschmiss von Audi-Chef Rupert Stadler überfällig, der wegen des Dieselskandals unter Druck steht. Es gab mehrere Razzien bei Audi. "Aus Konzernkreisen ist dazu aber nichts zu hören. Klar ist nur, dass sein Job nicht begehrt zu sein scheint der BMW Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich hat jedenfalls schon dankend abgewunken, auf Spekulationen angesprochen er könnte neuer Audi-Chef werden", sagte die Automobilexpertin des Deutschlandfunks.