Volleyball
Warum Triple-Meister TuS Mondorf nicht aufsteigt

Der TuS Mondorf ist Meister der 2. Volleyball-Bundesliga. Und das bereits zum dritten Mal in Serie. Aber den Aufstieg lehnen die Bonner erneut ab.

Von Matti Mehlhos |
Die Spieler des TuS Mondorf springen im Kreis nach dem Sieg gegen den Kieler TV.
Die Volleyballer des TuS Mondorf sind zum dritten Mal Meister in der 2. Bundesliga. Aufsteigen werden sie dennoch nicht. (IMAGO / Jasper Lorenz)
Der Jubel ist groß. Das Team vom TuS Mondorf streckt den Meisterpokal der 2. Volleyball-Bundesliga Nord in die Höhe. Direkt nach dem 3:0 gegen Kiel ordnet Teammanger Klaus Utke die Meisterschaft ein:
"Grundsätzlich ist es schon eine Sensation, dass wir in der 2. Bundesliga mit unseren bescheidenen Mitteln Meister geworden sind und Sichtweise ist ganz klar: Wer‘s sportlich geschafft hat, der hat es auch verdient, in der nächsthöheren Liga zu spielen. Und bei uns ist es halt erste Bundesliga."

Die Anforderungen sind zu hoch

Aber auch nach dem dritten Zweitligatitel in Folge, wird das Team vom TuS Mondorf nicht in der ersten Liga spielen. Die Anforderungen an den Verein sind zu hoch. Neben einer ausreichend großen Spielhalle braucht es außerdem einen speziellen Vinylboden, der bei Spielen extra verlegt wird. Die Heimmannschaft muss den Gästen auf diesem Boden bereits einen Tag vorher ein Training anbieten können.
Das scheint utopisch, denn die Hardtberghalle in Bonn, Mondorfs Heimspielstätte, ist durch den Schulbetrieb tagsüber anderweitig belegt. Und erschwerend kommt auch noch hinzu: Es fehlt das Geld. "Finanziell sind wir aber reine Amateure, auch wenn wir den Aufwand eines Profis betreiben. Training, Spielbetrieb und so weiter", bestätigt Mondorfs Teammanager Klaus Utke.

Das Budget reicht nicht für Liga 1

Die Volleyballabteilung in Mondorf hat durch Sponsorengelder und andere Einnahmen wie Ticket- und Merchandisingverkäufe gerade einmal einen höheren fünfstelligen Betrag zur Verfügung. Durch die Pandemie fehlen außerdem ehemalige Unterstützer und deren Gelder. Auch deshalb reicht dieses Budget nicht, um in der 1. Liga mitzuhalten.
Früher war die Schwelle in die Bundesliga ein Etat im mittleren bis höheren sechsstelligen Bereich. Mittlerweile brauchen Aufsteiger nur noch 300.000 Euro aufwärts, laut Daniel Sattler, Geschäftsführer der Volleyball-Bundesliga.

Den Vereinen fehlen bessere Infrastrukturen

Neben den finanziellen Problemen müssen aber auch andere gelöst werden. In den Vereinen fehlen bessere Infrastrukturen und ein belastbares Management. Die Volleyballbundesliga klagt bereits seit Jahren über zu kleine Ligen und fehlende Mannschaften. In der Saison 2022/2023 spielten bei den Herren nur neun Teams erstklassig, bei den Damen werden es in der kommenden Saison voraussichtlich noch weniger sein. Viel zu wenig für einen abwechslungsreichen Ligabetrieb und eine große Vermarktung.
Die Liga hat deshalb reagiert: Die Lizenzanforderungen für neue Aufsteiger gesenkt und Unterstützungsprogramme bereitgestellt. Nach Angaben von Ligageschäftsführer Daniel Sattler sieht diese Hilfe wie folgt aus:
"Die Zukunft der Liga aber auch jedes einzelnen Standorts entscheidet sich vor Ort an den Machern bei ganz unterschiedlichen Rahmenbedingungen und dort gilt es anzusetzen, das es gilt diese Personen zu identifizieren, diese Personen zu unterstützen, den Weg dann zu gehen."

Neue Standorte sollen nachhaltig gefördert werden

Die gesenkten Anforderungen haben vier Vereinen im Herrenbereich den gemeinsamen Aufstieg in die erste Liga möglich gemacht. Nach der ersten Saison stellt Liga-Geschäftsführer Sattler fest:
"Die vermeintliche Zweiklassengesellschaft hat sich zwar später im Tabellenbild zurechtgeruckelt, aber das, was wir in den Hallen gesehen haben, was die Leidenschaft der Klubs vor Ort angeht, war wirklich eine sehr, sage ich mal belebende Saison."
Die neuen Standorte sollen jetzt vor allem nachhaltig gefördert werden. In den ersten zwei Jahren gibt es für sie keinen Abstieg. Für den VC Bitterfeld-Wolfen um Geschäftsführer Lukas Thielemann war das ein guter Grund diesen Schritt zu gehen:
"Zuvor wäre es einfach immer wirtschaftlicher Selbstmord gewesen, weil du gewusst hättest du steigt auf und hast keine Chance und steigst wieder ab. Und dann weißt du halt, dann kann ich auch gleich in der 2. Liga bleiben und riskiere nicht alles."

Gespart wird wo es nur geht

Neben Bitterfeld-Wolfen folgten auch die Teams von Dachau, Karlsruhe und Freiburg in die 1.Bundesliga. Obwohl einige dieser Vereine für Zweitligaverhältnisse bereits finanziell gut aufgestellt waren, brauchte es neue Sponsoren und eine Erhöhung der vorhandenen Unterstützung.
Laut Thielemann verursachen Ausgaben wie Krankversicherungen oder gestellte Wohnungen für die Spieler bereits Kosten in einem vierstelligen Bereich und zu diesem Zeitpunkt hat der Verein immer noch keinen Euro direkt ausgezahlt. Mit dem verbleibenden Budget müssen dann beispielsweise Lizenzen und Auswärtsfahrten bezahlt werden. Gespart wird wo es nur geht. Die meisten Jobs seien weiterhin unbezahlt, trotz der gesteigerten Professionalität.
Lukas Thielemann, Geschäftsführer von Bitterfeld-Wolfen betont: "Der Großteil der Arbeit beruht auch weiterhin auf Ehrenamt. Das muss man so deutlich sagen. Das ist aber auch nichts, was ein Alleinstellungsmerkmal von uns ist im Vergleich zu anderen Erstligisten. Das ist überall so. Und dass es ohne Ehrenamt absolut nicht möglich wäre."

Weitere Eingeständnisse plant die Liga nicht

Um dieses Problem dauerhaft zu lösen rät Daniel Sattler deshalb auch:
"Unsere Empfehlung ist halt auch da jetzt die Investitionen, vor allen Dingen in die Vertriebs- und Marketingstrukturen zu investieren, ganz klar ist ohne diese strukturellen Voraussetzungen wird es nicht gelingen, Standorte zu entwickeln. Wer weiter, nur quasi, ob das auf den schnellen sportlichen Erfolg setzt, der läuft immer Gefahr, glaube ich, dass er sich auch wirtschaftlich übernimmt."
Sattler möchte es schaffen weitere Rahmenbedingungen und eine gute Organisation zu etablieren und hofft, "dass ein geregelter Auf- und Abstieg wie in allen anderen Sportarten auch im Volleyball selbstverständlich wird."
Die gesenkten Anforderungen reichen noch nicht aus, für betroffene Vereine wie Mondorf. Sie sind auf neue Sponsoren und weitere Senkungen der Aufstiegshürden angewiesen. Weitere Eingeständnisse plant die Liga allerdings nicht, verrät Daniel Sattler. Gewisse Ansprüche wie ein einheitlich-ausgerollter Vinylboden sollen bleiben. Vor allem für die Vergleichbarkeit auf internationalem Niveau.
Und somit bleibt der Aufstieg am Ende dann doch wieder eins: vor allem eine Frage des Geldes.