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Volleyball-Bundesliga
Kein leichter Alltag

Die Volleyball-Bundesligen gehen wieder los. Beide ziehen pro Spiel etwa 1.500 Zuschauer in die Hallen. Aber über die Hallen hinaus kennt kaum einer die Spieler oder deren Vereine. Dass das WM-Bronze der Männer dazu beiträgt, dass die Ligen zu einer neuen, schönen Volleyball-Welt werden – das hoffen natürlich viele, doch kaum einer glaubt wirklich daran.

Von Bastian Rudde |
    Morgens Uni, vormittags Training, nachmittags wieder Uni, abends wieder Training. Willkommen in der Welt von Sarah Petrausch vom USC Münster. „Mir wäre es lieber, nur Volleyball zu machen, weil das wirklich meine Leidenschaft ist!"
    Geht in Deutschland aber nicht, sagt Jaromir Zachrich, Profi bei den Powervolleys Düren und Langzeitstudent. "Wenn man keine Ausbildung nebenbei macht, wird man als deutscher Spieler danach nicht wirklich weiterkommen können. Denn es ist jetzt nicht so, dass wir Millionen verdienen. Leider."
    Leider. Findet auch der Chef der Bundesligen Klaus-Peter Jung - und will eine neue deutsche Volleyball-Welt. „Die Sportarten Handball, Basketball, Eishockey, die haben es uns in den letzten Jahren vorgemacht." Raus aus der Welt des Nischensports will Klaus-Peter Jung. Bis 2016. Mit einem Masterplan: Mehr hauptamtliche Manager, mehr Werbeflächen in fernsehtauglicheren Hallen. Dadurch mehr Medienpräsenz, mehr Geldgeber. Hoffentlich.
    „Wir brauchen einen Ligasponsor. Und wir brauchen als Volleyball TV-Zeiten. Einfach, um näher an die Menschen zu kommen und unsere schöne Sportart zu präsentieren."
    Schöne neue Welt - auf dem Papier. Günter Krivec sagt: „Davon sind wir weit entfernt!"
    Trotz des dritten Platzes bei der WM, glaubt Günter Krivec, Vorstand des Moerser SC. Einschätzungen nach mehr als 20 Jahren Bundesliga. „Wenn sie einen einigermaßen vernünftigen Etat haben in der ersten Bundesliga Volleyball, sprich nicht nur auf den Plätzen eins und zwei, sondern um um die Plätze drei, vier und fünf zu spielen - müssen sie mindestens einen Etat von einer Million haben, und den hat niemand."
    Der Moerser SC und auch andere Vereine bei Männern und Frauen: Finanzielle Engpässe, kaum Sponsoren, Rückzüge aus den Bundesligen. Immer wieder.
    „Wer Volleyball in Deutschland spielt, muss schon ein klein bisschen verrückt sein. Auf dem ganz hohen Niveau, kann man im Ausland einfach deutlich mehr Geld verdienen als in Deutschland."
    Russland und das WM-Gastgeberland Polen, schwärmt Jaromir Zachrich von den powervolleys Düren: „Das ist teilweise eine komplett andere Welt."
    In die fast alle deutschen Nationalspieler ausgezogen sind. Von deren erster WM-Medaille seit über 40 Jahren: keine Live-Minute im deutschen Fernsehen für Sarah Petrausch vom USC Münster. „Was ich sehr schade finde, weil es ja wirklich ein geschichtliches Ereignis ist. Und man hat davon gelesen. Und mittlerweile ist es auch schon wieder ein bisschen verpufft."
    Die Volleyball-Bundesligen müssen sich allein eine schönere Welt schaffen. Die WM – eher kein Urknall, glaubt auch Jaromir Zachrich. „Wie so ein China-Böller: Das gibt dann einmal einen großen Aufschlag und danach passiert nicht mehr viel außer ein bisschen Rauch!"