Sie mischen oben mit und waren nah dran, die United Volleys aus Frankfurt. Nah dran am Finale um die deutsche Meisterschaft und: nah dran am Europapokal-Finale. Aber: in beiden Wettbewerben scheiterten sie jeweils im Halbfinale. Immer mit dabei auf der Tribüne: Jörg Krick, Mäzen und Vater des Frankfurter Junioren-Nationalspielers Tobias Krick:
"Man fiebert natürlich mit, mit dem Sohn, aber auch mit der ganzen Mannschaft. Es ist ein sehr junges Team, was wir hier zusammen haben, es ist das jüngste Team im Europapokal aber auch in der Volleyball-Bundesliga."
Junge, talentierte Spieler geholt
Vor zwei Jahren entschied sich der IT-Unternehmer, Geld in die große Leidenschaft seines Sohnes zu stecken und in Frankfurt einen neuen Volleyball-Standort aufzubauen. Viel Geld! Sprich: mehrere hunderttausend Euro. Die Lizenz zum Mitspielen in der Volleyball-Bundesliga übernahm er von einem Traditionsverein, vom damals frischgebackenen Bundesliga-Aufsteiger Rüsselsheim. Außerdem holte Investor Krick einige wenige routinierte und jede Menge junge, talentierte Spieler. Und mit Michael Warm einen Cheftrainer, der den Ruf hat, eben genau diese jungen Spieler formen zu können:
"Das war ganz klar der Grund, warum ich auch dahin gegangen bin, die Ambitionen, zu sagen, wir wollen hier einen Standort in Deutschland aufbauen. In der Region gibt es seit Jahren viel Nachwuchs, viel Umfeld, dabei: Einen Spitzenverein gab's in Frankfurt schon lange nicht mehr, der ganz oben mitgespielt hat."
Die Konkurrenz freut sich
Was im Fußball verpönt ist und Traditionalisten und Nostalgiker auf den Plan rufen würde: In der Volleyball-Bundesliga ist es ausdrücklich erwünscht. Auch Kaweeh Niroomand, Boss beim Deutschen Meister Berlin, neben Friedrichshafen einer der beiden Branchen-Riesen, freut sich über jeden neuen Konkurrenten, der das Geschäft belebt:
"Volleyball hat leider im Vergleich zum Fußball nicht die Tradition, dass sich Vereine bis an die Spitze entwickeln könnten. Insofern sind wir auf Investoren auf innovative Ideen angewiesen. Vergleichbar ist das mit Gründungen in der Start-Up-Szene. Und nun kommt es darauf an, ob sich andere Investoren auch dafür begeistern können und sich daran beteiligen und ob dieses Produkt vom Markt, im Sport wären das die Zuschauer oder die Medien, angenommen wird."
Weg vom Turnhallenmief, hin zum Hochglanzprodukt
Im Kampf um die Gunst von Zuschauern, Medien und Investoren hat die Volleyball-Bundesliga vor fünf Jahren begonnen, sich professioneller aufzustellen und die Sportart attraktiver zu machen. Dazu gehört ein einheitliches Erscheinungsbild, wie zum Beispiel gleicher Boden in allen Hallen, schicke LED-Banden und ausreichend Zuschauerkapazität. Weg vom Turnhallenmief, hin zum Hochglanzprodukt. Das Problem: Die Liga ist inzwischen beinahe eine geschlossene Gesellschaft, weil kleine Vereine bei den kostspieligen Reformen nicht mitzukommen drohen und sich den Aufstieg nicht mehr leisten können. Deshalb jetzt die neueste innovative Idee der Volleyball-Bundesliga mit ihrem Geschäftsführer Klaus-Peter Jung: eine Wildcard, also ein Startrecht, ohne den Weg der sportlichen Qualifikation gegangen zu sein:
"Weil es eben diese freien Plätze gibt, und zum anderen gibt es auf der deutschen Landkarte noch Regionen, wo Volleyball gespielt wird, aber nicht hochklassig, und auch hier könnte man entsprechend Standorte entwickeln und über die Wildcard direkt in die Bundesliga bringen."
Die erste Wildcard ging an den TSV Haching, viermaliger Pokalsieger, der sich 2014 nach mehr als einem Jahrzehnt aus der Bundesliga abmelden musste, weil der Hauptsponsor sein Engagement beendete. Jetzt macht der Verein gemeinsame Sache mit dem österreichischen Meister Innsbruck und dessen Manager Hannes Kronthaler:
"Das ist wirklich etwas Außergewöhnliches. Das hat es noch nie gegeben, dass zwei Vereine, die in ihren Verbänden sehr erfolgreich waren, sich im Spitzensport zusammentun und ihre Kräfte bündeln wollen, dass man wieder, wenn ich das mal aus Sicht des TSV Unterhaching sagen darf, zu alter Stärke zurückfinden kann."
Kritik an Wildcard-Vergabe
Die Mannschaft geht als Hypo Tirol Alpenvolleys Haching an den Start und wird einige Spiele auch in Innsbruck austragen. Ein Projekt, das nicht unumstritten ist. Auch wenn die Liga sagt, der verkürzte Weg in die Bundesliga durch die Wildcard biete unterklassigen Teams eine gute Perspektive und sei interessant für Fans und Sponsoren - es gibt auch Kritik. Zum Beispiel von Jaromir Zachrich, vorrübergehend schon mal Co-Trainer der deutschen Volleyball-Nationalmannschaft und Kapitän des Traditionsklubs Powervolleys:
"Einfach eine Stelle auf den Markt zu schmeißen und zu sagen, guckt mal hier, der erste, der genug Geld hat und ein Konzept, der darf da ran, ich weiß nicht. Dann ist es auch noch so, dass da einige Spiele in Innsbruck gespielt werden, das heißt, wir haben nicht mehr so richtig eine deutsche Liga. Das ist, glaube ich, nicht so richtig zu Ende gedacht."
Aufsteigern die Angst vor dem Abenteuer nehmen
Jaromir Zachrich, einer der sich einmischt, wenn es um die Weiterentwicklung der Volleyball-Bundesliga geht - er fände es besser, die Kluft zwischen erster und zweiter Liga zu verringern, einem Aufsteiger die Angst zu nehmen, das Abenteuer Volleyball-Bundesliga zu wagen:
"Es werden ja jetzt schon Ausnahmegenehmigungen für Hallen erteilt, das finde ich schon mal gut, weil man in Hintertupfingen nicht gleich einen riesen Hallenkomplex bauen kann, das dauert halt. Aber man könnte zusätzlich darüber nachdenken, ein Leasing für den Hallenboden zu machen oder für die LED-Banden, die wirklich richtig teuer sind, oder vielleicht geht man als Liga auch hin und sagt, wir geben finanzielle Spritzen."
Etwa über Darlehen von den großen Vereinen. Zu denen gehören auch die Newcomer von 2015, die United Volleys Rhein Main aus Frankfurt, die nach der Starthilfe ihres finanzkräftigen Investors hart daran arbeiten, weitere Sponsoren und auch Fans für ihr Projekt zu begeistern, damit sie auch in Zukunft mitmischen können. Am liebsten oben.