Wenn Hennig aus der Schule kommt, geht das Pauken richtig los. Zum Beispiel beim Vokabelnlernen mit dem Vater. Mehr als 30 Stunden pro Woche verbringt der 14-Jährige im Johannes-Kepler-Gymnasium in Garbsen bei Hannover. Fast noch einmal soviel investiert der Schüler in die Hausarbeit.
"Also es ist so. In der Schulwoche, da habe ich eigentlich nur Zeit für mich, wenn ich denn fertig bin mit den Hausaufgaben. So ab sechs, wenn’s mal gut kommt. Und sonst nur am Wochenende. Sonntag geht dann schon wieder nicht, weil ich dann schon wieder lernen muss, für die nächste Schulwoche."
Letztes Jahr sind acht Schüler in seiner Klasse sitzengeblieben. Der Druck, bloß nicht zu versagen, überträgt sich auf die ganze Familie, klagt die Mutter, Maria Lück.
"Das wirkt sich auch auf das Familienleben aus. Wir haben immer später Feierabend. Der andere Punkt ist, dass ich oft denke, wenn ich von der Arbeit komme, dass ich dann mit der Arbeit fertig bin, aber mein Kind hier immer noch sitzt. Und der ist morgens häufig früher aus dem Haus gegangen als ich."
Grund für den enormen Stress ist die Verdichtung der Lehrpläne. Schülerinnen und Schüler müssen ihr Abitur jetzt schon nach der 12. Klasse machen und nicht - wie früher - nach der 13.
"Wenn ich 33 Wochenstunden Unterricht habe, jeden Tag ein bis zwei Stunden Hausaufgaben, fast jede Woche Leistungskontrollen, dann ist das ein Arbeitsvolumen von 45 und mehr Stunden pro Woche, und das führt zu erheblichen Friktionen."
So das Urteil von Professor Manfred Bönsch. Die G8-Regelung fördert Frust. Fast ein Drittel der Schüler - so der Erziehungswissenschaftler der Uni Hannover - hatte im letzten Halbjahreszeugnis den Eintrag "versetzungsgefährdet":
"Das ist ein ganz aktuelles Problem, das man eigentlich in den Blick nehmen müsste. Ich fürchte, aufgrund der derzeitig geltenden Konstruktion wird die Versagensquote steigen, ohne dass das primär etwas mit fehlender Begabung und Intelligenz zu tun hat, und das ist eigentlich sehr fatal."
Die Kritik von Eltern, Lehrern und Erziehungswissenschaftlern ist an den Verantwortlichen der Länder nicht spurlos vorbeigegangen. Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann will nun die Stundenzahl an Gymnasien verkürzen, und er will die Lehrpläne entrümpeln:
"Muss all das, was an Stoff besteht, was existiert, ob das alles im Wege strikter Vorgaben in jeden Lehrplan übernommen werden muss. Oder ob wir nicht das dann auch in die praktische Schulanwendung bringen. Dass der Lehrer weiß, das ist die Stofffülle, aber ich habe hier eine gewisse Freiheit zu sortieren, auch zu leichtern. Allerdings, und das ist mir sehr wichtig, ohne einen Niveauverlust!"
Kaum liegt die Idee der "Entrümpelung" auf dem Tisch der Kultusminister, warnen Vertreter der wissenschaftlichen Fachgesellschaften aus Biologie, Chemie und Physik vor Stundenkürzungen im naturwissenschaftlichen Unterricht. Gegen Stoff- und Stundenkürzungen ist auch Garnet Eichholz vom Stadtelternrat Hannover. Sie fordert "Ganztagsgymnasien".
"Also wirkliche Ganztagsschulen mit echten Lehrerstunden, mit Mensen und mit Ruheräumen, das ist eine Grundvoraussetzung, um Schule qualitativ nach vorne zu bringen. Das würde natürlich dazu führen, dass die Schüler auch, wenn sie nach Hause kom¬men, dann auch wirklich frei sind von schulischen Dingen und auch wieder mehr Zeit hätten für soziale Aspekte."
"Also es ist so. In der Schulwoche, da habe ich eigentlich nur Zeit für mich, wenn ich denn fertig bin mit den Hausaufgaben. So ab sechs, wenn’s mal gut kommt. Und sonst nur am Wochenende. Sonntag geht dann schon wieder nicht, weil ich dann schon wieder lernen muss, für die nächste Schulwoche."
Letztes Jahr sind acht Schüler in seiner Klasse sitzengeblieben. Der Druck, bloß nicht zu versagen, überträgt sich auf die ganze Familie, klagt die Mutter, Maria Lück.
"Das wirkt sich auch auf das Familienleben aus. Wir haben immer später Feierabend. Der andere Punkt ist, dass ich oft denke, wenn ich von der Arbeit komme, dass ich dann mit der Arbeit fertig bin, aber mein Kind hier immer noch sitzt. Und der ist morgens häufig früher aus dem Haus gegangen als ich."
Grund für den enormen Stress ist die Verdichtung der Lehrpläne. Schülerinnen und Schüler müssen ihr Abitur jetzt schon nach der 12. Klasse machen und nicht - wie früher - nach der 13.
"Wenn ich 33 Wochenstunden Unterricht habe, jeden Tag ein bis zwei Stunden Hausaufgaben, fast jede Woche Leistungskontrollen, dann ist das ein Arbeitsvolumen von 45 und mehr Stunden pro Woche, und das führt zu erheblichen Friktionen."
So das Urteil von Professor Manfred Bönsch. Die G8-Regelung fördert Frust. Fast ein Drittel der Schüler - so der Erziehungswissenschaftler der Uni Hannover - hatte im letzten Halbjahreszeugnis den Eintrag "versetzungsgefährdet":
"Das ist ein ganz aktuelles Problem, das man eigentlich in den Blick nehmen müsste. Ich fürchte, aufgrund der derzeitig geltenden Konstruktion wird die Versagensquote steigen, ohne dass das primär etwas mit fehlender Begabung und Intelligenz zu tun hat, und das ist eigentlich sehr fatal."
Die Kritik von Eltern, Lehrern und Erziehungswissenschaftlern ist an den Verantwortlichen der Länder nicht spurlos vorbeigegangen. Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann will nun die Stundenzahl an Gymnasien verkürzen, und er will die Lehrpläne entrümpeln:
"Muss all das, was an Stoff besteht, was existiert, ob das alles im Wege strikter Vorgaben in jeden Lehrplan übernommen werden muss. Oder ob wir nicht das dann auch in die praktische Schulanwendung bringen. Dass der Lehrer weiß, das ist die Stofffülle, aber ich habe hier eine gewisse Freiheit zu sortieren, auch zu leichtern. Allerdings, und das ist mir sehr wichtig, ohne einen Niveauverlust!"
Kaum liegt die Idee der "Entrümpelung" auf dem Tisch der Kultusminister, warnen Vertreter der wissenschaftlichen Fachgesellschaften aus Biologie, Chemie und Physik vor Stundenkürzungen im naturwissenschaftlichen Unterricht. Gegen Stoff- und Stundenkürzungen ist auch Garnet Eichholz vom Stadtelternrat Hannover. Sie fordert "Ganztagsgymnasien".
"Also wirkliche Ganztagsschulen mit echten Lehrerstunden, mit Mensen und mit Ruheräumen, das ist eine Grundvoraussetzung, um Schule qualitativ nach vorne zu bringen. Das würde natürlich dazu führen, dass die Schüler auch, wenn sie nach Hause kom¬men, dann auch wirklich frei sind von schulischen Dingen und auch wieder mehr Zeit hätten für soziale Aspekte."