"Eine Traube Menschen steht dicht gedrängt auf einer Plattform mitten auf der Avenida Insurgentes. Haltestelle "Hamburgo" steht in großen Lettern über dem Eingang der Plattform. Rechts und links der Metrobushaltestelle stehen die PKWs Stoßstange an Stoßstange in Viererreihen. Rund vier Millionen Autos bewegen sich täglich im Zentrum der Stadt."
Es ist 18.00 Uhr. Der Feierabendverkehr hat längst begonnen. Ein Polizist versucht trillernd den Verkehr zu regeln. Das übliche Chaos. Eine ältere Dame blickt suchend auf das Zielschild des einfahrenden Metrobusses: Marke Mercedes, umweltfreundlich, feuerrot. Marietta lässt ihren Wagen in der Garage stehen, seit es den Metrobus gibt.
"Wenn ich morgens gegen 8.00 Uhr losfahre, gibt es unglaublich viel Verkehr. Genau wie auf dem Rückweg, wenn ich jetzt fahren würde, bräuchte ich eine Stunde."
Mit dem Metrobus hingegen ist Marietta in 15 Minuten zu Hause, denn der hat freie Fahrt auf einer eigenen Spur. Den Bus findet sie praktisch, auch wenn der ständig überfüllt ist. Zwei Metrobuslinien über rund 50 Kilometer existieren bereits. Eine Dritte ist gerade im Bau. Bis 2012 soll es insgesamt zehn Linien geben.
Marietta blickt auf den Stau rechts und links der Haltestelle.
"Alle stecken fest! (lacht - steht frei) Und ich fahre mit dem Metrobus."
Das Schnellbussystem ist das Herzstück des "Grünen Plans" der Stadtregierung. Eine halbe Million Menschen entscheidet sich bereits täglich für den Metrobus. 20 Prozent davon lassen ihren Wagen dafür stehen. Marietta steigt in den Bus und ergattert einen der letzten Sitzplätze. Der Busfahrer des Gelenkbusses gibt Gas. Den Stau auf den PKW-Spuren lässt er einfach hinter sich. Ein junger Mann mit weißem Hemd und Aktentasche unter dem Arm steht am Fenster und schnappt nach Luft. Durch das Fenster kann er am Horizont die Berge am Rande von Mexiko-Stadt sehen. Das war nicht immer so, erinnert sich Juán.
"In den 90er-Jahren war es am Schlimmsten, jetzt ist es schon besser. Der Himmel war grau, komplett grau. Die Spatzen und die Kanarienvögel, sind an der Luftverschmutzung gestorben."
Mit dem Metrobussystem werden jetzt schon 80.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich eingespart, rechnet Martha Delgado den Bewohnern von Mexiko-Stadt vor. Die Umweltministerin will die Leute dazu bringen umzudenken.
"Wir müssen versuchen, den Leuten das Statussymbol Auto auszutreiben und gleichzeitig ein öffentliches Transportsystem anbieten, das effizient, sicher und sauber ist. Sie sollten merken, dass es letztlich von Vorteil ist die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, weil es Geld und Zeit spart."
An seinem "Grünen Plan" arbeitet Bürgermeister Marcelo Ebrard Casaubón seit ein paar Jahren. Ebrard will der Welt zeigen, was eine Megacity wie Mexiko-Stadt für den Klimaschutz leisten kann. Er lässt den öffentlichen Nahverkehr ausbauen, er sieht Einsparungen beim Wasserverbrauch vor, ein effizientes Müllentsorgungssystem, Radwege, Fußgängerzonen und den Ausbau der Solarenergie. Der Moloch Mexiko-Stadt soll für die Bewohner wieder lebenswerter werden. Anfang des Jahres wurde das Fahrradleihsystem Ecobici nach europäischem Vorbild eingeführt, als Ergänzung zu den anderen öffentlichen Transportmitteln. Kurze Wege sollen im Zentrum der Stadt mit dem Rad zurückgelegt werden. Städtische Angestellte sind gehalten, einmal im Monat mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen. Rund 3000 von ihnen nehmen die Sache bereits ernst. Martha Delgado geht mit gutem Beispiel voran. Die Umweltministerin schwingt sich sogar jeden Montag auf den Fahrradsattel.
Jeden Sonntag wird zudem die "Avenida de la Reforma" für den regulären Verkehr gesperrt. An diesem Tag gehört die breite Prachtstraße allein den Fahrradfahrern, Rollerbladern und Spaziergängern. Für die Bewohner von Mexiko-Stadt ein neuer Freiraum. Viele Leute, die noch nie in ihrem Leben vorher auf das Fahrrad gestiegen sind, nehmen diese Gelegenheit jetzt wahr. Bürgermeister Ebrard und seine Kollegen haben einiges auf den Weg gebracht, findet die Büroleiterin der Heinrich Böll Stiftung in Mexiko-Stadt Ingrid Spiller.
"Trotzdem muss man sagen, dass auf der konkreten Ebene noch eine ganze Menge zu tun bleibt. Der größte Emittent der mexikanischen Emissionen ist der Verkehr, sind die Abgase. Es ist, schaut man sich Mexiko-Stadt an, wo ja immerhin ein Viertel der Bevölkerung lebt, dann stellt man fest, dass die Stadtregierung zwar einiges tut, es wird zum Beispiel der öffentliche Nahverkehr ausgebaut, gleichzeitig aber werden auch die Straßen weiter ausgebaut. Man kann jetzt nicht sagen, dass alle Kräfte darauf abzielen, dass wirklich der Individualverkehr eingeschränkt wird, und damit die Emissionen reduziert werden, sondern man fährt so eine Doppelstrategie."
Derzeit wird ein ehrgeiziges Projekt geplant. Der Bau der "Supervia Poniente", einer mautpflichtigen Schnellstraße. Sie soll die wichtigsten Verkehrsadern im Südwesten entlasten. Gut für Freunde des Automobils, schlecht für die Umweltbilanz.
Trotz aller Fortschritte dominiert noch immer das Auto den Alltag der meisten Bewohner in Mexiko-Stadt, meint Areli Carreón. Sie ist die erste Fahrrad-Lobbyistin von Mexiko-Stadt. Vor zwölf Jahren gründete sie die "Bicitekas". Die Mitglieder des Vereins kämpfen dafür, dass das Fahrrad als ein Fortbewegungsmittel wie jedes andere in der Megacity respektiert wird.
"In den ersten Jahren wurden wir als Bande von Träumern betrachtet, Utopisten, potenzielle Selbstmörder."
Von der rücksichtlosen Fahrweise der Autofahrer will Areli Carreón sich nicht einschüchtern lassen. Auf ihrem Rennrad bahnt sie sich täglich ihren Weg durch den Verkehrsdschungel, mit Helm und manchmal auch mit Mundschutz. Bis der endgültig überflüssig wird, muss sich noch viel ändern im Moloch Mexiko-Stadt.
Es ist 18.00 Uhr. Der Feierabendverkehr hat längst begonnen. Ein Polizist versucht trillernd den Verkehr zu regeln. Das übliche Chaos. Eine ältere Dame blickt suchend auf das Zielschild des einfahrenden Metrobusses: Marke Mercedes, umweltfreundlich, feuerrot. Marietta lässt ihren Wagen in der Garage stehen, seit es den Metrobus gibt.
"Wenn ich morgens gegen 8.00 Uhr losfahre, gibt es unglaublich viel Verkehr. Genau wie auf dem Rückweg, wenn ich jetzt fahren würde, bräuchte ich eine Stunde."
Mit dem Metrobus hingegen ist Marietta in 15 Minuten zu Hause, denn der hat freie Fahrt auf einer eigenen Spur. Den Bus findet sie praktisch, auch wenn der ständig überfüllt ist. Zwei Metrobuslinien über rund 50 Kilometer existieren bereits. Eine Dritte ist gerade im Bau. Bis 2012 soll es insgesamt zehn Linien geben.
Marietta blickt auf den Stau rechts und links der Haltestelle.
"Alle stecken fest! (lacht - steht frei) Und ich fahre mit dem Metrobus."
Das Schnellbussystem ist das Herzstück des "Grünen Plans" der Stadtregierung. Eine halbe Million Menschen entscheidet sich bereits täglich für den Metrobus. 20 Prozent davon lassen ihren Wagen dafür stehen. Marietta steigt in den Bus und ergattert einen der letzten Sitzplätze. Der Busfahrer des Gelenkbusses gibt Gas. Den Stau auf den PKW-Spuren lässt er einfach hinter sich. Ein junger Mann mit weißem Hemd und Aktentasche unter dem Arm steht am Fenster und schnappt nach Luft. Durch das Fenster kann er am Horizont die Berge am Rande von Mexiko-Stadt sehen. Das war nicht immer so, erinnert sich Juán.
"In den 90er-Jahren war es am Schlimmsten, jetzt ist es schon besser. Der Himmel war grau, komplett grau. Die Spatzen und die Kanarienvögel, sind an der Luftverschmutzung gestorben."
Mit dem Metrobussystem werden jetzt schon 80.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich eingespart, rechnet Martha Delgado den Bewohnern von Mexiko-Stadt vor. Die Umweltministerin will die Leute dazu bringen umzudenken.
"Wir müssen versuchen, den Leuten das Statussymbol Auto auszutreiben und gleichzeitig ein öffentliches Transportsystem anbieten, das effizient, sicher und sauber ist. Sie sollten merken, dass es letztlich von Vorteil ist die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, weil es Geld und Zeit spart."
An seinem "Grünen Plan" arbeitet Bürgermeister Marcelo Ebrard Casaubón seit ein paar Jahren. Ebrard will der Welt zeigen, was eine Megacity wie Mexiko-Stadt für den Klimaschutz leisten kann. Er lässt den öffentlichen Nahverkehr ausbauen, er sieht Einsparungen beim Wasserverbrauch vor, ein effizientes Müllentsorgungssystem, Radwege, Fußgängerzonen und den Ausbau der Solarenergie. Der Moloch Mexiko-Stadt soll für die Bewohner wieder lebenswerter werden. Anfang des Jahres wurde das Fahrradleihsystem Ecobici nach europäischem Vorbild eingeführt, als Ergänzung zu den anderen öffentlichen Transportmitteln. Kurze Wege sollen im Zentrum der Stadt mit dem Rad zurückgelegt werden. Städtische Angestellte sind gehalten, einmal im Monat mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen. Rund 3000 von ihnen nehmen die Sache bereits ernst. Martha Delgado geht mit gutem Beispiel voran. Die Umweltministerin schwingt sich sogar jeden Montag auf den Fahrradsattel.
Jeden Sonntag wird zudem die "Avenida de la Reforma" für den regulären Verkehr gesperrt. An diesem Tag gehört die breite Prachtstraße allein den Fahrradfahrern, Rollerbladern und Spaziergängern. Für die Bewohner von Mexiko-Stadt ein neuer Freiraum. Viele Leute, die noch nie in ihrem Leben vorher auf das Fahrrad gestiegen sind, nehmen diese Gelegenheit jetzt wahr. Bürgermeister Ebrard und seine Kollegen haben einiges auf den Weg gebracht, findet die Büroleiterin der Heinrich Böll Stiftung in Mexiko-Stadt Ingrid Spiller.
"Trotzdem muss man sagen, dass auf der konkreten Ebene noch eine ganze Menge zu tun bleibt. Der größte Emittent der mexikanischen Emissionen ist der Verkehr, sind die Abgase. Es ist, schaut man sich Mexiko-Stadt an, wo ja immerhin ein Viertel der Bevölkerung lebt, dann stellt man fest, dass die Stadtregierung zwar einiges tut, es wird zum Beispiel der öffentliche Nahverkehr ausgebaut, gleichzeitig aber werden auch die Straßen weiter ausgebaut. Man kann jetzt nicht sagen, dass alle Kräfte darauf abzielen, dass wirklich der Individualverkehr eingeschränkt wird, und damit die Emissionen reduziert werden, sondern man fährt so eine Doppelstrategie."
Derzeit wird ein ehrgeiziges Projekt geplant. Der Bau der "Supervia Poniente", einer mautpflichtigen Schnellstraße. Sie soll die wichtigsten Verkehrsadern im Südwesten entlasten. Gut für Freunde des Automobils, schlecht für die Umweltbilanz.
Trotz aller Fortschritte dominiert noch immer das Auto den Alltag der meisten Bewohner in Mexiko-Stadt, meint Areli Carreón. Sie ist die erste Fahrrad-Lobbyistin von Mexiko-Stadt. Vor zwölf Jahren gründete sie die "Bicitekas". Die Mitglieder des Vereins kämpfen dafür, dass das Fahrrad als ein Fortbewegungsmittel wie jedes andere in der Megacity respektiert wird.
"In den ersten Jahren wurden wir als Bande von Träumern betrachtet, Utopisten, potenzielle Selbstmörder."
Von der rücksichtlosen Fahrweise der Autofahrer will Areli Carreón sich nicht einschüchtern lassen. Auf ihrem Rennrad bahnt sie sich täglich ihren Weg durch den Verkehrsdschungel, mit Helm und manchmal auch mit Mundschutz. Bis der endgültig überflüssig wird, muss sich noch viel ändern im Moloch Mexiko-Stadt.