Aurélia Marcos hätte nicht im Traum daran gedacht, an eine Grande Ecole zu gehen. Die Eliteschulen sind Hochburgen der Pariser Bourgeosie. Marcos lebte damals, vor zehn Jahren, in einem sozialen Brennpunkt in Fameck in Lothringen – das passte eigentlich nicht.
"Wir hatten das große Glück, dass man auf uns zugekommen ist, eine solche Chance kann man nicht verpassen, das war eine tolle Gelegenheit. Man öffnete uns die Tür zu dieser großen Institution, da überlegt man nicht lange, sondern geht rein!"
Aurélia Marcos Gymnasium Saint-Exupéry in Fameck war eine von sieben Schulen in sozial benachteiligten Vierteln, mit denen die Sciences Po 2001 im Namen der Chancengleichheit erstmals zusammenarbeitete. Und ja –die Studentin aus einer Arbeiterfamilie hat die feinen Unterschiede zu spüren bekommen.
""Vor allem in der Allgemeinbildung spürte man einen Unterschied. Wir Schüler aus den sozialen Brennpunkten hatten mehr aufzuholen an Allgemeinwissen und Redegewandtheit."
Kein Wunder: In den Pariser Grande Ecoles studieren die Kinder der französischen Elite: Kinder von Ministern, Firmenchefs, Uniprofessoren – die dann fast automatisch ähnliche Positionen einnehmen wie ihre Eltern.
Zwar stehen die Schulen formal allen Abiturienten offen, doch die harten Aufnahmeprüfungen schafft oft nur, wer Kurse an speziellen Vorbereitungsschulen belegt – und die sind teuer. Die persönlichen Auswahlgespräche für sozial benachteiligte Schüler sollen deshalb für mehr Gerechtigkeit sorgen, sagt der Bildungsforscher Vincent Tiberj.
"Vor zehn Jahren galten diese Aufnahmeverfahren als skandalös, heute werden sie als natürlich betrachtet. Das zeigt, dass sich die französische Gesellschaft ändert. Ob sie sich schnell genug ändert, ist eine andere Frage."
Für Aurélia Marcos hat sich das Studium an der Science Po sofort ausgezahlt. Sie bekam direkt nach dem Studium einen guten Posten in der Personalabteilung eines Energiekonzerns. Genauso wie ihr Kommilitone Miloud Boudemai, der Franzose algerischer Herkunft kommt aus dem Pariser Banlieu Sevran. Er macht sein Geld heute als Finanzexperte in London – und würde jederzeit wieder Politik studieren:
"In den Vororten hatte man wenig Zugang zu Sozial- und Politikwissenschaften. Man hielt Mathematik für weniger diskriminierend, weil man da weniger kulturelle Voraussetzungen braucht. Doch das ist falsch. Denn gerade in Sciences Po hat man die größte Möglichkeit, seine Sicht der Gesellschaft mit den anderen auszutauschen."
Die Noten der Studenten aus den Vororten sind nicht schlechter als die der anderen. Überraschenderweise verdienen sie nach dem Studium oft sogar besser als die Diplomierten aus dem Bürgertum: Die Hälfte verdient als Berufsanfänger mehr als 2500 Euro netto im Monat, 300 Euro mehr als der Durchschnitt!
Die Grande Ecole arbeitet heute mit 85 Gymnasien aus Problemvierteln zusammen, andere Eliteuniversitäten folgen ihrem Beispiel, erklärt Sciences Po-Direktor Richard Descoings stolz:
"Die größte Gefahr für eine Elite ist in jedem Land, dass sie blind wird für das soziale, wirtschaftliche und politische Umfeld. Diese jungen Menschen sagen, die französische Gesellschaft ist nicht so, wie ihr denkt. Die kommen aus Familien und Orten, die normalerweise nicht in Sciences Po vertreten sind. Sie haben uns bereichert, sie haben uns intelligenter gemacht, relevanter in der Analyse."
2011 wurden 127 Studenten aus Problemvierteln zugelassen. Doppelt so viele, wie noch vor zehn Jahren. Geschadet hat das als "Quotenregelung" kritisierte Aufnahmeverfahren der Eliteschule nicht. Im Gegenteil.
"Wir hatten das große Glück, dass man auf uns zugekommen ist, eine solche Chance kann man nicht verpassen, das war eine tolle Gelegenheit. Man öffnete uns die Tür zu dieser großen Institution, da überlegt man nicht lange, sondern geht rein!"
Aurélia Marcos Gymnasium Saint-Exupéry in Fameck war eine von sieben Schulen in sozial benachteiligten Vierteln, mit denen die Sciences Po 2001 im Namen der Chancengleichheit erstmals zusammenarbeitete. Und ja –die Studentin aus einer Arbeiterfamilie hat die feinen Unterschiede zu spüren bekommen.
""Vor allem in der Allgemeinbildung spürte man einen Unterschied. Wir Schüler aus den sozialen Brennpunkten hatten mehr aufzuholen an Allgemeinwissen und Redegewandtheit."
Kein Wunder: In den Pariser Grande Ecoles studieren die Kinder der französischen Elite: Kinder von Ministern, Firmenchefs, Uniprofessoren – die dann fast automatisch ähnliche Positionen einnehmen wie ihre Eltern.
Zwar stehen die Schulen formal allen Abiturienten offen, doch die harten Aufnahmeprüfungen schafft oft nur, wer Kurse an speziellen Vorbereitungsschulen belegt – und die sind teuer. Die persönlichen Auswahlgespräche für sozial benachteiligte Schüler sollen deshalb für mehr Gerechtigkeit sorgen, sagt der Bildungsforscher Vincent Tiberj.
"Vor zehn Jahren galten diese Aufnahmeverfahren als skandalös, heute werden sie als natürlich betrachtet. Das zeigt, dass sich die französische Gesellschaft ändert. Ob sie sich schnell genug ändert, ist eine andere Frage."
Für Aurélia Marcos hat sich das Studium an der Science Po sofort ausgezahlt. Sie bekam direkt nach dem Studium einen guten Posten in der Personalabteilung eines Energiekonzerns. Genauso wie ihr Kommilitone Miloud Boudemai, der Franzose algerischer Herkunft kommt aus dem Pariser Banlieu Sevran. Er macht sein Geld heute als Finanzexperte in London – und würde jederzeit wieder Politik studieren:
"In den Vororten hatte man wenig Zugang zu Sozial- und Politikwissenschaften. Man hielt Mathematik für weniger diskriminierend, weil man da weniger kulturelle Voraussetzungen braucht. Doch das ist falsch. Denn gerade in Sciences Po hat man die größte Möglichkeit, seine Sicht der Gesellschaft mit den anderen auszutauschen."
Die Noten der Studenten aus den Vororten sind nicht schlechter als die der anderen. Überraschenderweise verdienen sie nach dem Studium oft sogar besser als die Diplomierten aus dem Bürgertum: Die Hälfte verdient als Berufsanfänger mehr als 2500 Euro netto im Monat, 300 Euro mehr als der Durchschnitt!
Die Grande Ecole arbeitet heute mit 85 Gymnasien aus Problemvierteln zusammen, andere Eliteuniversitäten folgen ihrem Beispiel, erklärt Sciences Po-Direktor Richard Descoings stolz:
"Die größte Gefahr für eine Elite ist in jedem Land, dass sie blind wird für das soziale, wirtschaftliche und politische Umfeld. Diese jungen Menschen sagen, die französische Gesellschaft ist nicht so, wie ihr denkt. Die kommen aus Familien und Orten, die normalerweise nicht in Sciences Po vertreten sind. Sie haben uns bereichert, sie haben uns intelligenter gemacht, relevanter in der Analyse."
2011 wurden 127 Studenten aus Problemvierteln zugelassen. Doppelt so viele, wie noch vor zehn Jahren. Geschadet hat das als "Quotenregelung" kritisierte Aufnahmeverfahren der Eliteschule nicht. Im Gegenteil.