Archiv

Vom Computerspiel zum Kinofilm
Das Phänomen "Angry Birds"

Mit über einer Milliarde Downloads ist das im Jahr 2009 veröffentlichte Computerspiel "Angry Birds" eines der erfolgreichsten Games. Jetzt hat Hollywood aus dem Spiel einen Film gemacht, der ab Donnerstag in den deutschen Kinos zu sehen ist.

Von Jörg Albrecht |
    Der Schauspieler Omar Sy mit Filmfiguren bei der Premiere von "Angry Birds Movie" beim 69. Filmfestspiel in Cannes am 10.05.2016.
    Der Schauspieler Omar Sy mit Filmfiguren bei der Premiere von "Angry Birds Movie" beim 69. Filmfestspiel in Cannes. (imago / Starface)
    Ein Vogel, der selbst nicht fliegen kann, wird in eine Schleuder gespannt und auf Gegenstände abgefeuert, die von grünen Schweinen bevölkert sind. Dieses simple Spiel, das sich finnische Entwickler ausgedacht haben und das auf dem Prinzip der Artillerie in der Antike und des Mittelalters beruht, hat seit seiner Veröffentlichung 2009 den Weg auf zig Millionen Handys, Smartphones und Computer gefunden.
    Wenn in der Einfachheit einer Konstruktion ihre Genialität liegt, dann darf man "Angry Birds" wohl ein geniales Spiel nennen. Hier gibt es keinen intellektuellen Ballast – sprich die Spieldynamik bedarf keiner Erzählung. Der Spieler wählt nur zwischen den verschiedenen Figuren und Levels. Als Ausgangspunkt für einen Spielfilm schießt das wirklich den Vogel ab.
    Mäßige Story
    Rund um den Angriff der bunten Vogelschar auf die Schweineinsel hat der Film "Angry Birds" eine eher flügellahme Geschichte konstruiert, in der sich – wie schon so oft – ein Außenseiter in einen Helden verwandelt. Der chronisch cholerische Vogel Red, der zu einer Wuttherapie verdonnert worden ist, kann seinen Artgenossen endlich beweisen, dass Gefühlsausbrüche durchaus ihre positiven Seiten haben.
    Lob für die gelungene Animation und noch größeres für die Synchronarbeit vor allem von Christoph Maria Herbst, der den zornigen Red in der deutschen Fassung spricht.
    Zu einem Höhenflug setzt "Angry Birds – Der Film" – wie zu erwarten war – dennoch nicht an. Der Grundsatz von der Genialität des Einfachen funktioniert beim Medium Film eben nicht so problemlos. Auch dann nicht, wenn die Zielgruppe Kinder sind.
    Komplexe Figuren und originelle Drehbücher dagegen begeistern. Das zeigen regelmäßig die Produktionen des Animationsstudios Pixar.
    Es sei schwer, aus einem schlechten Drehbuch einen guten Film zu machen, hat Billy Wilder einmal gesagt. Hollywood versucht es dennoch immer wieder. Das Traurige daran: Bei Filmen, die nur noch Teil einer gigantischen Merchandising-Maschinerie sind, hängt der Erfolg offensichtlich immer weniger vom Drehbuch ab. Beispiele:
    Die Plastikfiguren einer amerikanischen Spielzeugfirma haben uns vier "Transformers"-Streifen beschert: Einer schlimmer als der andere. Und drei weitere sind in Planung.
    Fortsetzungen häufig verzichtbar
    Der liegt in einem Vergnügungspark und ist im Original eine Themenfahrt. Auch die Reihe "Pirates of the Caribbean" ist spätestens seit ihrem zweiten Teil ein Fall für die Seebestattung. Von den zahlreichen, meist unsäglichen Computerspielverfilmungen wie "Resident Evil" oder "Tomb Raider" ganz zu schweigen.
    Seit 40 Jahren ist die Macht mit George Lucas. Der "Star Wars"-Schöpfer gilt als Erfinder des Film-Merchandisings. Die Fans seines ersten "Krieg der Sterne" - Abenteuers hatte Lucas mit Figuren, Spielen und Büchern versorgt, um sie so noch stärker an die Filmreihe zu binden.
    Heute ist ein Film nur noch ein Puzzleteil komplexer Vermarktungsstrategien und er steht immer seltener an ihrem Anfang. Für die Zukunft der sogenannten Blockbuster und Event-Movies verheißt das wenig Gutes.