Manchen ist angesichts der Causa Guttenberg schwindelig geworden, andere fangen an zu schwindeln: Ein nettes Wortspiel bestimmte den Abend auf dem Podium. Denn in einem waren sich alle einig: Fälle wie die des Plagiators zu Bayreuth hat es immer schon gegeben und wird es auch weiterhin geben. Wolfgang Marquardt, Vorsitzender des Wissenschaftsrates.
"Wir wissen alle, dass bei Routinevorgängen immer auch die Kanten abgeschliffen werden, früher oder später. Und man immer in Gefahr läuft, die Formalismen abzuarbeiten und die Inhalte nicht mehr richtig zu verfolgen. Und an der Stelle müssen wir ansetzen. Da bin ich dankbar in Anführungszeichen, dass wir so einen prominenten Fall hatten."
Ein Fall, an dem sich die Hochschulprofessoren mit großer, verbaler Leidenschaft abarbeiten. Zum Beispiel Diethelm Klippel, als Ombudsmann in der Kommission für die Selbstkontrolle in der Wissenschaft an der Uni Bayreuth. Abseits der Podiumsdiskussion nahm er gestern Abend zu den aktuellen Vorwürfen des Ex-Verteidigungsministers Stellung, die Uni Bayreuth habe Guttenberg der vorsätzlichen Täuschung bezichtigt, weil sonst der Verlust von Forschungsgeldern gedroht hätte.
"Dieser Vorwurf ist absurd und dreist. Herr zu Guttenberg hat überhaupt nichts gelernt offensichtlich aus der ganzen Affäre. Welche Forschungsgelder meint er eigentlich? Was soll der Vorwurf?"
Deutschlands Universitäten jedoch hätten gelernt, hieß es vom Podium, zumindest ein bisschen. Landauf, landab arbeiteten sie an neuen Satzungen und verschärften Regeln für Doktorarbeiten. Die Bereitschaft zur Selbstkontrolle, die sei allerdings immer noch sehr eingeschränkt. Klaus Dicke, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz.
"Wenn ich ein Hindernis in Deutschland nennen darf: Es gibt in Deutschland so was wie Standesdenken. Es gibt auch so was wie Standesdünkel."
Alle sind in Alarmbereitschaft versetzt. Wer kann schon ausschließen, dass die Plagiat-Jäger im Internet nicht auch an der eigenen Universität fündig werden? Dennoch gab es von Matthias Kleiner, dem Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, auch großes Lob. Für ‘Vroniplag’, das seit März dieses Jahres verdächtige Dissertationen prüft.
"Das ist eine vollkommen neue Dimension von Arbeit und auch Ressourcenverwendung, die vor drei, vier Jahren an einer Universität, an einer Fakultät überhaupt nicht hätte geleistet werden können. Das ist ja nicht irgendeine Software, die da abläuft, sondern es ist ganz harte, wissenschaftliche Arbeit, genau zu recherchieren: einzelne kleine Textelemente, wo finde ich die wieder."
Die Nutzung von Plagiatsoftware bei Seminararbeiten: ja, sozusagen zur Abschreckung, aber sie verbindlich in die Promotionsordnung aufnehmen? Nein. So weit gingen die Hochschulexperten auf dem Podium nicht. Sie räumten ein, ihre Waffen seien eher stumpf: Prüfaufträge und Problemprotokolle. Oder altmodisch – Wolfgang Marquardt, der Vorsitzende des Wissenschaftsrates.
"Ich glaube, dass man sehr viel als Seniorwissenschaftler über eine Vorbildfunktion machen kann. Und dass einfach ganz knallhart thematisiert. Dem Doktoranden sagt, wenn er mal eine Idee ab vom richtigen Weg formuliert oder man da irgendwas entdeckt, dass man da ganz klar sagt: Das ist ein no no, das macht man nicht, ja."
"Ich bin nicht so sehr begeistert."
Am Ende der Diskussion meldete sich plötzlich Jürgen Zöllner zu Wort. Lange hatte der soeben zurückgetretene Wissenschaftssenator von Berlin schweigend in der ersten Reihe des Publikums gesessen, nun hielt es ihn nicht mehr.
"Warum gibt es keinen Beschluss der Hochschulrektorenkonferenz, der verbindlich vorschreibt, dass man nur promovieren kann, wenn man ein zweisemestriges Seminar über gutes wissenschaftliches Arbeiten und ein zweisemestriges Seminar über Wissenschaftstheorien besucht hat? Es muss richtig ernst genommen werden. Weil: Die Glaubhaftigkeit der Wissenschaft hängt daran, dass sie immer einen Schritt voraus ist. Und nicht umgekehrt, dass ein durch einen Journalisten irgendwo zutage getretener Skandal die Aufmerksamkeit auf ein Problem lenkt."
Der flammende Appell des ehemaligen Wissenschaftssenators beendete die zweistündige Debatte. Über den "Skandal" hatten die Teilnehmer reichlich erfahren, über den richtigen Weg zur "Qualitätsoffensive" besteht weiterhin Redebedarf.
"Wir wissen alle, dass bei Routinevorgängen immer auch die Kanten abgeschliffen werden, früher oder später. Und man immer in Gefahr läuft, die Formalismen abzuarbeiten und die Inhalte nicht mehr richtig zu verfolgen. Und an der Stelle müssen wir ansetzen. Da bin ich dankbar in Anführungszeichen, dass wir so einen prominenten Fall hatten."
Ein Fall, an dem sich die Hochschulprofessoren mit großer, verbaler Leidenschaft abarbeiten. Zum Beispiel Diethelm Klippel, als Ombudsmann in der Kommission für die Selbstkontrolle in der Wissenschaft an der Uni Bayreuth. Abseits der Podiumsdiskussion nahm er gestern Abend zu den aktuellen Vorwürfen des Ex-Verteidigungsministers Stellung, die Uni Bayreuth habe Guttenberg der vorsätzlichen Täuschung bezichtigt, weil sonst der Verlust von Forschungsgeldern gedroht hätte.
"Dieser Vorwurf ist absurd und dreist. Herr zu Guttenberg hat überhaupt nichts gelernt offensichtlich aus der ganzen Affäre. Welche Forschungsgelder meint er eigentlich? Was soll der Vorwurf?"
Deutschlands Universitäten jedoch hätten gelernt, hieß es vom Podium, zumindest ein bisschen. Landauf, landab arbeiteten sie an neuen Satzungen und verschärften Regeln für Doktorarbeiten. Die Bereitschaft zur Selbstkontrolle, die sei allerdings immer noch sehr eingeschränkt. Klaus Dicke, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz.
"Wenn ich ein Hindernis in Deutschland nennen darf: Es gibt in Deutschland so was wie Standesdenken. Es gibt auch so was wie Standesdünkel."
Alle sind in Alarmbereitschaft versetzt. Wer kann schon ausschließen, dass die Plagiat-Jäger im Internet nicht auch an der eigenen Universität fündig werden? Dennoch gab es von Matthias Kleiner, dem Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, auch großes Lob. Für ‘Vroniplag’, das seit März dieses Jahres verdächtige Dissertationen prüft.
"Das ist eine vollkommen neue Dimension von Arbeit und auch Ressourcenverwendung, die vor drei, vier Jahren an einer Universität, an einer Fakultät überhaupt nicht hätte geleistet werden können. Das ist ja nicht irgendeine Software, die da abläuft, sondern es ist ganz harte, wissenschaftliche Arbeit, genau zu recherchieren: einzelne kleine Textelemente, wo finde ich die wieder."
Die Nutzung von Plagiatsoftware bei Seminararbeiten: ja, sozusagen zur Abschreckung, aber sie verbindlich in die Promotionsordnung aufnehmen? Nein. So weit gingen die Hochschulexperten auf dem Podium nicht. Sie räumten ein, ihre Waffen seien eher stumpf: Prüfaufträge und Problemprotokolle. Oder altmodisch – Wolfgang Marquardt, der Vorsitzende des Wissenschaftsrates.
"Ich glaube, dass man sehr viel als Seniorwissenschaftler über eine Vorbildfunktion machen kann. Und dass einfach ganz knallhart thematisiert. Dem Doktoranden sagt, wenn er mal eine Idee ab vom richtigen Weg formuliert oder man da irgendwas entdeckt, dass man da ganz klar sagt: Das ist ein no no, das macht man nicht, ja."
"Ich bin nicht so sehr begeistert."
Am Ende der Diskussion meldete sich plötzlich Jürgen Zöllner zu Wort. Lange hatte der soeben zurückgetretene Wissenschaftssenator von Berlin schweigend in der ersten Reihe des Publikums gesessen, nun hielt es ihn nicht mehr.
"Warum gibt es keinen Beschluss der Hochschulrektorenkonferenz, der verbindlich vorschreibt, dass man nur promovieren kann, wenn man ein zweisemestriges Seminar über gutes wissenschaftliches Arbeiten und ein zweisemestriges Seminar über Wissenschaftstheorien besucht hat? Es muss richtig ernst genommen werden. Weil: Die Glaubhaftigkeit der Wissenschaft hängt daran, dass sie immer einen Schritt voraus ist. Und nicht umgekehrt, dass ein durch einen Journalisten irgendwo zutage getretener Skandal die Aufmerksamkeit auf ein Problem lenkt."
Der flammende Appell des ehemaligen Wissenschaftssenators beendete die zweistündige Debatte. Über den "Skandal" hatten die Teilnehmer reichlich erfahren, über den richtigen Weg zur "Qualitätsoffensive" besteht weiterhin Redebedarf.