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Vom Sorgenkind zum magentafarbenem Hoffnungsträger

Für die Deutsche Telekom bleibt Deutschland ein Fels in der Brandung. Bei stabilem Umsatz stand im ersten Halbjahr sogar ein leichtes Gewinnplus. Zu verdanken hat das der Bonner Konzern ausgerechnet dem Amerikageschäft, das lange Zeit gar nicht gut lief.

Von Andreas Kolbe |
    Ganz plötzlich wird das Sorgenkind zum Hoffnungsträger: Noch vor einem Jahr wollte die Deutsche Telekom ihre amerikanische Mobilfunktochter T-Mobile USA schnellstmöglich loswerden. Nun verhilft der Mobilfunkanbieter - die Nummer Vier auf dem US-Markt - dem Bonner Konzern dank eines deutlich gestiegenen Betriebsgewinns zu sehr soliden Halbjahreszahlen.

    "Hohe Ertragskraft, guter mobiler Datenumsatz und eine deutlich verbesserte Wechslerquote der Kunden in der Marke T-Mobile."

    Freut sich Konzernchef René Obermann über die Entwicklung in Amerika. Die positiven Zahlen sind Folge eines strikten Sparkurses: Um eine Milliarde Euro sollen die Kosten gesenkt werden. 5000 Mitarbeiter mussten gehen. Und dennoch sind Kunden- und Umsatzschwund in Amerika nicht gestoppt: Auf Dollarbasis sanken die Erlöse um drei Prozent.

    In der Bilanz des Gesamtkonzerns schlägt sich das allerdings wegen des schwächeren Euros nicht nieder. Die Deutsche Telekom konnte ihren Umsatz insgesamt im zweiten Quartal mit 14,4 Milliarden Euro nahezu konstant halten.

    "Das vor einem schwierigen wirtschaftlichen Hintergrund. Auch wir spüren die Rezession, vor allem bei unseren europäischen Beteiligungen. Aber die immer noch gute Konjunktur in Deutschland und unsere starke Position in wichtigen Märkten tragen wesentlich dazu bei, dass wir unsere Prognose für das Gesamtjahr nach den ersten sechs Monaten bestätigen können."

    Wichtig vor allem für die Aktionäre: Die Telekom will an ihren Dividendenplänen festhalten und in diesem Jahr mindestens 70 Eurocent je Aktie ausschütten, was einer Dividendenrendite von aktuell mehr als sieben Prozent entspricht.

    Leisten kann sich die Telekom das dank verhältnismäßig stabiler Erträge: Der bereinigte Gewinn vor Steuern und Abschreibungen lag im zweiten Quartal mit 4,7 Milliarden Euro in etwa auf Vorjahreshöhe. Unter dem Strich verblieb mit 614 Millionen Euro ein deutlich verbesserter Konzernüberschuss. Im Vorjahreszeitraum hatte die Telekom viel Geld für teure Vorruhestandsregelungen zurückgelegt.

    Auch in Zukunft soll der Personalabbau weitergehen: So wird in der Bonner Konzernzentrale in den kommenden Jahren etwa jede dritte Stelle gestrichen. Denn in Deutschland bleibt der Ex-Monopolist unter Druck: Die Telekom verliert noch immer scharenweise Festnetzkunden an die Konkurrenz, wenn gleich nicht mehr so rasant wie noch vor einigen Jahren.

    Im Mobilfunk konnte die Telekom hingegen im abgelaufenen Quartal fast eine halbe Million neue Kunden hinzugewinnen. Nahezu drei von vier verkauften Mobiltelefonen seien dabei Smartphones, so René Obermann:

    "Das zahlt auf das mobile Internetgeschäft ein, das von April bis Juni weiter um 18,6 Prozent auf nun fast 500 Millionen Euro zugelegt hat. Also es zeigt sich, wie gut eigentlich der Netzausbau von UMTS und dann demnächst auch LTE sich mittlerweile auszahlt."

    Und die Investitionen sollen weitergehen, kündigte Obermann an. Die Telekom wolle die Marktführerschaft im deutschen Mobilfunkgeschäft zurückgewinnen, nach dem der Konzern im Heimatmarkt zuletzt vom Rivalen Vodafone überholt worden war.