Mit der musikalischen Bouffonerie "Die beiden Blinden" wird im Juli 1855 frech und glanzvoll Jacques Offenbachs erstes Pariser Theaterchen eröffnet: die Bouffes Parisiennes. Für den Prolog zeichnet ein Unbekannter verantwortlich. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich ein Mann, der lieber vorsichtig ist. Wird die gute Gesellschaft des Kaiserreichs, wird die Zensur gute Miene machen zu so viel gutgelauntem Spott? Oder muss er um seinen Posten in der Ministerialbürokratie bangen? Doch die Bouffes werden ein umwerfender Erfolg, und bei Ba-Ta-Clan, dem Eröffnungseinakter im Winterquartier, wagt sich der Autor aus dem Versteck: Ludovic Halévy.
Ein Name mit einem guten Klang in der Pariser Gesellschaft. Sein Onkel Fromental Halévy ist ein berühmter Opernkomponist; sein Vater Leon ein geschätzter Theaterautor. Ludovic, Jahrgang 1834, stehen alle Türen offen. Die zum berühmten Lyzeum Henri Le Grand, zu den Logen im Odéon-Theater - und zu einer vielversprechenden Beamtenlaufbahn. Dort bringt er es zum Staatssekretär für Algerien - bis seine Erfolge als Librettist es ihm erlauben, alle Rücksichten abzustreifen und den Staatsdienst zu quittieren.
Seine größten Erfolge als Librettist - wie in der "Großherzogin von Gerolstein" - teilt sich Ludovic Halévy mit Henri Meilhac. Als Dreigestirn - immer mit Jacques Offenbach als Komponist - prägen sie zwei Jahrzehnte lang das Pariser Musikleben mit ihren Opernparodien, ihren Farcen und Satiren, von der "Schönen Helena "bis zur "Périchole". Und das Erstaunliche: Der Sittenspiegel, den sie dem Zweiten Kaiserreich vorhalten, stößt auf Begeisterung. Eine Gesellschaft, die ihre vornehmste Beschäftigung im Börsenschwindel und im Spekulationsroulette findet, fühlt sich so sicher, dass sie noch ihrem kritischen Zerrbild applaudiert, als handelte es sich um eine Hymne.
Das Musikwerk allerdings, mit dem er es als Librettist zu Weltruhm bringen wird, schätzt Halévy zunächst ganz anders ein.
"Die Angelegenheit ist für Meilhac und mich von nur geringer Bedeutung",
schreibt er kurz vor der Uraufführung von Georges Bizets Oper "Carmen" im Jahr 1875. Er ist irritiert von dem neuen dramatischen Gestus, den der Mann seiner Cousine auf die Opernbühne bringt, und viel zu sehr mit anderen Stücken beschäftigt, um Bizet, der ständig Änderungen verlangt, wirklich helfen zu können - sodass die berühmte Habanera denn auch der Text des Komponisten ist, nicht der seiner Librettisten.
Halévys Arbeit für die Bühne endet recht abrupt bald nach der "Carmen". Von jetzt an muss er den Ruhm für sein Werk nicht mehr teilen. Die Tür zur Akademie Francaise öffnet ihm der Roman "L’Abbé Constantin", das weichgezeichnete Portrait eines Pfarrers auf dem Lande, Welten entfernt von jenem "Pariser Leben", mit dem Halévy groß geworden ist. Am 7. Mai 1908 legt er mit 74 Jahren endgültig die Feder aus der Hand.
Ein Name mit einem guten Klang in der Pariser Gesellschaft. Sein Onkel Fromental Halévy ist ein berühmter Opernkomponist; sein Vater Leon ein geschätzter Theaterautor. Ludovic, Jahrgang 1834, stehen alle Türen offen. Die zum berühmten Lyzeum Henri Le Grand, zu den Logen im Odéon-Theater - und zu einer vielversprechenden Beamtenlaufbahn. Dort bringt er es zum Staatssekretär für Algerien - bis seine Erfolge als Librettist es ihm erlauben, alle Rücksichten abzustreifen und den Staatsdienst zu quittieren.
Seine größten Erfolge als Librettist - wie in der "Großherzogin von Gerolstein" - teilt sich Ludovic Halévy mit Henri Meilhac. Als Dreigestirn - immer mit Jacques Offenbach als Komponist - prägen sie zwei Jahrzehnte lang das Pariser Musikleben mit ihren Opernparodien, ihren Farcen und Satiren, von der "Schönen Helena "bis zur "Périchole". Und das Erstaunliche: Der Sittenspiegel, den sie dem Zweiten Kaiserreich vorhalten, stößt auf Begeisterung. Eine Gesellschaft, die ihre vornehmste Beschäftigung im Börsenschwindel und im Spekulationsroulette findet, fühlt sich so sicher, dass sie noch ihrem kritischen Zerrbild applaudiert, als handelte es sich um eine Hymne.
Das Musikwerk allerdings, mit dem er es als Librettist zu Weltruhm bringen wird, schätzt Halévy zunächst ganz anders ein.
"Die Angelegenheit ist für Meilhac und mich von nur geringer Bedeutung",
schreibt er kurz vor der Uraufführung von Georges Bizets Oper "Carmen" im Jahr 1875. Er ist irritiert von dem neuen dramatischen Gestus, den der Mann seiner Cousine auf die Opernbühne bringt, und viel zu sehr mit anderen Stücken beschäftigt, um Bizet, der ständig Änderungen verlangt, wirklich helfen zu können - sodass die berühmte Habanera denn auch der Text des Komponisten ist, nicht der seiner Librettisten.
Halévys Arbeit für die Bühne endet recht abrupt bald nach der "Carmen". Von jetzt an muss er den Ruhm für sein Werk nicht mehr teilen. Die Tür zur Akademie Francaise öffnet ihm der Roman "L’Abbé Constantin", das weichgezeichnete Portrait eines Pfarrers auf dem Lande, Welten entfernt von jenem "Pariser Leben", mit dem Halévy groß geworden ist. Am 7. Mai 1908 legt er mit 74 Jahren endgültig die Feder aus der Hand.