"Quelle des Lebens" von Oskar Roehler
"Wenn das kleine Oskarchen drei Jahre alt wird, dann soll es eine Blechtrommel bekommen. - Nur die in Aussicht gestellte Blechtrommel hinderte mich damals, dem Wunsch nach Rückkehr in meine embryonale Kopflage stärkeren Ausdruck zu geben."
Es ist nicht nur der Vorname, es ist auch das Schicksal des ungewollten Kindes, das Oskar Röhler mit Oskar Matzerath verbindet. Mehr noch: Beide haben im selben Jahr - 1959 - das Licht der Welt erblickt. Wahrscheinlich hätte der echte Oskar mit dem literarischen sogar das Verlangen nach sofortiger Rückkehr in den Mutterleib geteilt. Denn eine glückliche Kindheit war bei diesen Eltern bereits vor seiner Geburt ausgeschlossen.
"Sie hatte tatsächlich keinen Pfennig mehr in der Tasche und glaubte nun auf dem Strich das Geld für eine Abtreibung auftreiben zu können. Mein Vater machte der Sache ein Ende."
Oskar und wie er die Welt sieht. Roehler hat eine Reise in sein Leben unternommen und diese streckenweise fiktionalisiert. So heißt er nicht Oskar, sondern Robert. Die Icherzählung in "Quellen des Lebens" wie auch in der Buchvorlage mit dem Titel "Herkunft" ähnelt dabei der von "Die Blechtrommel". Doch eines sei vorab gesagt: Als Autor erreicht Roehler nicht Grass, als Filmemacher nicht Schlöndorff.
Chronologisch klappert er die Stationen ab. Alles beginnt 1949 mit der Heimkehr des Großvaters aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Als Produzent von Gartenzwergen wird er seinen Beitrag zum Wirtschaftswunder leisten. Sohn Klaus dagegen träumt von einer Karriere als Schriftsteller, als er der Studentin Gisela begegnet.
"Wenn ich mit dem Studium fertig bin, dann werde ich von da oben herunterspringen. Werden Sie mir helfen und mich schubsen? - Haben Sie keine anderen Freunde, die das vielleicht für Sie erledigen können? - Bedaure - nein."
Das werden sie sein: Roberts Rabeneltern. Ein Paar, das sich noch schneller auseinanderleben wird, als es sich gefunden hat. Alles vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umbrüche in den 1960er-Jahren. Ja - "Quellen des Lebens" soll auch ein Film über die Geschichte der jungen Bundesrepublik sein. Ein Dreigenerationenporträt im Spiegel der Zeitgeschichte. Daran kann man sich leicht überheben. Erst recht, wenn das Ganze auch noch einen satirischen Überbau bekommen soll.
Trotz einer ausladenden Länge von knapp drei Stunden bleibt hier alles Stückwerk und die Motivation der Figuren nebulös. Die Schauspieler - unter anderem Jürgen Vogel, Moritz Bleibtreu und Lavinia Wilson - scheint Roehler sich selbst überlassen zu haben. Aus schlecht geschriebenen Charakteren werden durch Überzeichnung bestenfalls Knallchargen. Vom aussagekräftigen Sittenbild ist diese zahme Nabelschau ohnehin weit entfernt. Genauso weit wie von der Kunstfertigkeit eines Rainer Werner Fassbinder, dem Roehler zum wiederholten Male in fast schon bemitleidenswerter Hilflosigkeit nacheifert. Diese "Quellen des Lebens" versiegen im Nichts. Enttäuschend.
"Ende der Schonzeit" von Franziska Schlotterer
"Ist dir klar, was passiert, wenn die so einen bei uns finden. - Du brauchst nicht flüstern. Hier hört uns keiner."
Während des Zweiten Weltkriegs - im Jahr 1942 - spielt "Ende der Schonzeit" von Franziska Schlotterer. Schauplatz ist ein abgelegener Hof im Südschwarzwald. Der Bauer hat beim Wildern Albert aufgelesen - einen jungen Juden auf der Flucht vor der Gestapo. Er bietet ihm an, auf dem Hof bleiben zu können, wenn er sich nützlich macht. Dazu hat er sich eine ganz besondere Aufgabe für Albert einfallen lassen.
"Die Emma und ich kriegen keine Kinder. Wir brauchen einen Stammhalter auf dem Hof. Du und die Emma. - Was? - Probieren könnten wir es mal. Ich bin Bauer. Und wenn eine Kuh kalben soll, dann bringe ich sie zum Stier."
Ein grobschlächtiger Bauer, seine sich nach Liebe sehnende Ehefrau und ein sensibler Fremder. Diese ungewöhnliche Dreierkonstellation bestimmt den Film. Dass Albert auch noch ein Verfolgter des NS-Regimes ist, sorgt zusätzlich für Zündstoff in einer Geschichte, die um Menschlichkeit und Mitgefühl, am Ende auch um Schuld und Vergebung kreist. Die Stärken dieses - zugegeben - recht konstruierten Films liegen in seiner ruhigen Erzählweise und den Darstellern. Vor allem Brigitte Hobmeier als vom Leben und vom Ehemann gezeichnete Bäuerin spielt großartig. "Ende der Schonzeit" von Franziska Schlotterer: Empfehlenswert!
"Celeste & Jesse Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!" von Lee Toland Krieger
"Du und Jesse - ihr seid eindeutig nicht bereit loszulassen."
"Celeste & Jesse Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!" von Lee Toland Krieger
Zum Schluss noch Erfrischendes aus der Abteilung der romantischen Komödie. Ein Genre, das sich oft komplett in einen Horrorstreifen verwandelt. So dümmlich und an den Haaren herbeigezogen sind vielfach die Geschichten. Dass es auch anders geht, beweist die amerikanische Independent-Produktion "Celeste & Jesse Beziehungsstatus": Es ist kompliziert". Ein Ehepaar versteht sich, seitdem es voneinander getrennt ist, so gut, dass den gemeinsamen Freunden langsam der Kragen platzt.
"Ich könnte dich fressen vor Liebe. - Was für eine blöde Scheiße zieht ihr Zwei eigentlich da ab? Ihr Zwei habt euch getrennt. Das ist nicht normal."
Drehbuchautorin und "Celeste"-Darstellerin Rashida Jones findet die Komik in nachvollziehbaren Alltagssituationen eines Paares, das weder mit- noch ohne einander kann. So wird die Lebensnähe von Figuren und Geschichte zum größten Plus von "Celeste & Jesse Beziehungsstatus: Es ist kompliziert". Empfehlenswert!
"Wenn das kleine Oskarchen drei Jahre alt wird, dann soll es eine Blechtrommel bekommen. - Nur die in Aussicht gestellte Blechtrommel hinderte mich damals, dem Wunsch nach Rückkehr in meine embryonale Kopflage stärkeren Ausdruck zu geben."
Es ist nicht nur der Vorname, es ist auch das Schicksal des ungewollten Kindes, das Oskar Röhler mit Oskar Matzerath verbindet. Mehr noch: Beide haben im selben Jahr - 1959 - das Licht der Welt erblickt. Wahrscheinlich hätte der echte Oskar mit dem literarischen sogar das Verlangen nach sofortiger Rückkehr in den Mutterleib geteilt. Denn eine glückliche Kindheit war bei diesen Eltern bereits vor seiner Geburt ausgeschlossen.
"Sie hatte tatsächlich keinen Pfennig mehr in der Tasche und glaubte nun auf dem Strich das Geld für eine Abtreibung auftreiben zu können. Mein Vater machte der Sache ein Ende."
Oskar und wie er die Welt sieht. Roehler hat eine Reise in sein Leben unternommen und diese streckenweise fiktionalisiert. So heißt er nicht Oskar, sondern Robert. Die Icherzählung in "Quellen des Lebens" wie auch in der Buchvorlage mit dem Titel "Herkunft" ähnelt dabei der von "Die Blechtrommel". Doch eines sei vorab gesagt: Als Autor erreicht Roehler nicht Grass, als Filmemacher nicht Schlöndorff.
Chronologisch klappert er die Stationen ab. Alles beginnt 1949 mit der Heimkehr des Großvaters aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Als Produzent von Gartenzwergen wird er seinen Beitrag zum Wirtschaftswunder leisten. Sohn Klaus dagegen träumt von einer Karriere als Schriftsteller, als er der Studentin Gisela begegnet.
"Wenn ich mit dem Studium fertig bin, dann werde ich von da oben herunterspringen. Werden Sie mir helfen und mich schubsen? - Haben Sie keine anderen Freunde, die das vielleicht für Sie erledigen können? - Bedaure - nein."
Das werden sie sein: Roberts Rabeneltern. Ein Paar, das sich noch schneller auseinanderleben wird, als es sich gefunden hat. Alles vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umbrüche in den 1960er-Jahren. Ja - "Quellen des Lebens" soll auch ein Film über die Geschichte der jungen Bundesrepublik sein. Ein Dreigenerationenporträt im Spiegel der Zeitgeschichte. Daran kann man sich leicht überheben. Erst recht, wenn das Ganze auch noch einen satirischen Überbau bekommen soll.
Trotz einer ausladenden Länge von knapp drei Stunden bleibt hier alles Stückwerk und die Motivation der Figuren nebulös. Die Schauspieler - unter anderem Jürgen Vogel, Moritz Bleibtreu und Lavinia Wilson - scheint Roehler sich selbst überlassen zu haben. Aus schlecht geschriebenen Charakteren werden durch Überzeichnung bestenfalls Knallchargen. Vom aussagekräftigen Sittenbild ist diese zahme Nabelschau ohnehin weit entfernt. Genauso weit wie von der Kunstfertigkeit eines Rainer Werner Fassbinder, dem Roehler zum wiederholten Male in fast schon bemitleidenswerter Hilflosigkeit nacheifert. Diese "Quellen des Lebens" versiegen im Nichts. Enttäuschend.
"Ende der Schonzeit" von Franziska Schlotterer
"Ist dir klar, was passiert, wenn die so einen bei uns finden. - Du brauchst nicht flüstern. Hier hört uns keiner."
Während des Zweiten Weltkriegs - im Jahr 1942 - spielt "Ende der Schonzeit" von Franziska Schlotterer. Schauplatz ist ein abgelegener Hof im Südschwarzwald. Der Bauer hat beim Wildern Albert aufgelesen - einen jungen Juden auf der Flucht vor der Gestapo. Er bietet ihm an, auf dem Hof bleiben zu können, wenn er sich nützlich macht. Dazu hat er sich eine ganz besondere Aufgabe für Albert einfallen lassen.
"Die Emma und ich kriegen keine Kinder. Wir brauchen einen Stammhalter auf dem Hof. Du und die Emma. - Was? - Probieren könnten wir es mal. Ich bin Bauer. Und wenn eine Kuh kalben soll, dann bringe ich sie zum Stier."
Ein grobschlächtiger Bauer, seine sich nach Liebe sehnende Ehefrau und ein sensibler Fremder. Diese ungewöhnliche Dreierkonstellation bestimmt den Film. Dass Albert auch noch ein Verfolgter des NS-Regimes ist, sorgt zusätzlich für Zündstoff in einer Geschichte, die um Menschlichkeit und Mitgefühl, am Ende auch um Schuld und Vergebung kreist. Die Stärken dieses - zugegeben - recht konstruierten Films liegen in seiner ruhigen Erzählweise und den Darstellern. Vor allem Brigitte Hobmeier als vom Leben und vom Ehemann gezeichnete Bäuerin spielt großartig. "Ende der Schonzeit" von Franziska Schlotterer: Empfehlenswert!
"Celeste & Jesse Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!" von Lee Toland Krieger
"Du und Jesse - ihr seid eindeutig nicht bereit loszulassen."
"Celeste & Jesse Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!" von Lee Toland Krieger
Zum Schluss noch Erfrischendes aus der Abteilung der romantischen Komödie. Ein Genre, das sich oft komplett in einen Horrorstreifen verwandelt. So dümmlich und an den Haaren herbeigezogen sind vielfach die Geschichten. Dass es auch anders geht, beweist die amerikanische Independent-Produktion "Celeste & Jesse Beziehungsstatus": Es ist kompliziert". Ein Ehepaar versteht sich, seitdem es voneinander getrennt ist, so gut, dass den gemeinsamen Freunden langsam der Kragen platzt.
"Ich könnte dich fressen vor Liebe. - Was für eine blöde Scheiße zieht ihr Zwei eigentlich da ab? Ihr Zwei habt euch getrennt. Das ist nicht normal."
Drehbuchautorin und "Celeste"-Darstellerin Rashida Jones findet die Komik in nachvollziehbaren Alltagssituationen eines Paares, das weder mit- noch ohne einander kann. So wird die Lebensnähe von Figuren und Geschichte zum größten Plus von "Celeste & Jesse Beziehungsstatus: Es ist kompliziert". Empfehlenswert!