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Vom Terminator zum Klimaschützer

Ex-Bodybuilder und Filmstar Arnold Schwarzenegger setzt sich für den Klimaschutz ein. Mit seiner Organisation R20 will er die Schwerfälligkeit der Staaten unterlaufen. Bürger, Städte und Regionen statt Staaten und UN müssten das Klima rettet, so das Credo seines "Kreuzzugs".

Von Marc Engelhardt |
    Stehende Ovationen, minutenlanger Jubel - ein ungewöhnlicher Empfang für einen Klimaschützer. Aber es ist ja auch gar kein normaler Klimaschützer, der hier vor rund 2.500 Studenten an der Genfer Universität seinen neuen - wie er sagt - Kreuzzug vorstellt.

    "Es gibt immer noch Länder, Bundesstaaten, Städte und Menschen, die glauben, ein globales Abkommen ist zwingende Voraussetzung für eine grüne Zukunft mit nachhaltiger Energieversorgung. Ich werde einen Kreuzzug führen, um diesen Glauben zu besiegen."

    Nicht die da oben, sondern wir da unten müssen das Klima retten - Bürger, Städte und Regionen statt Staaten und UN. So lautet das Credo des Kreuzzuges von Arnold Schwarzenegger, dem Klimaschützer. Und mit Kreuzzügen kennt Schwarzenegger sich aus.

    "Ich habe meine Wurzeln im Marketing. Ich habe Fitness verkauft und danach meine Filme, und meine Erkenntnis war immer die gleiche: Du kannst das großartigste Produkt der Welt haben - wenn Du es nicht richtig bewirbst, dann kauft es niemand."

    Klimaschutz ist ein solches Produkt, sagt Schwarzenegger. Sein Feldzug für das Weltklima soll deshalb auch ein Werbefeldzug sein.

    "Ich sage immer: Unsere Bewegung muss sexy werden, attraktiv, hip, damit jeder dabei sein will."

    Es sind die Jungen und vielleicht auch Hippen, die dem 64-Jährigen an diesem Abend an den Lippen hängen und immer wieder begeistert klatschen. Die Studenten sind mit dem Klimawandel groß geworden. Immer neue Hiobsbotschaften haben viele von ihnen abgestumpft, die scheinbar endlosen und seit Jahren ergebnislosen Gefechte bei den Klimagipfeln langweilen die Meisten. Klimaterminator Schwarzenegger dagegen verbreitet Mut - nicht nur bei den Studenten, auch in der Politik. Die von ihm gegründete und von seiner Popularität beflügelte Organisation R20 - R steht für Regionen - füllt zudem tatsächlich eine Lücke im Kampf gegen den Klimawandel, die auch hochrangige Experten wie Michel Jarraud, Chef der UN-Weltmeteorologie-Organisation, lange vermisst haben.

    "Kein Land kann es alleine schaffen, nicht die USA, nicht die EU, nicht China, niemand. Wir brauchen globale Kooperation. Und wir brauchen unterhalb der Staatenebene die Regionen, jede für sich, und alle gemeinsam - das ist der Grund, warum ich die Initiative von Arnold Schwarzenegger so schätze."

    Was Regionen wie Amerikas Bundesstaaten oder Deutschlands Bundesländer erreichen können, hat Schwarzenegger selbst bewiesen. Kaum ein Land hat in Sachen Klimaschutz zuletzt so große und so schnelle Fortschritte gemacht wie Kalifornien.

    "Die Energieeffizienz in Kalifornien liegt bereits jetzt 40 Prozent über dem Rest der USA. Wenn die anderen Bundesstaaten nachzögen, könnte man drei Viertel der amerikanischen Kohlekraftwerke einfach abschalten."

    Solche Errungenschaften sind auch global bedeutend. Kalifornien ist schließlich die achtgrößte Volkswirtschaft der Erde. Angesichts solcher Dimensionen und des Stillstands im Post-Kyoto-Prozess ist es schlicht überfällig, dass eine Organisation gezielt den Klimaschutz auf subnationaler Ebene vorantreiben will. Schwarzenegger will eine Bürgerbewegung mit viel Action fördern, sagt er - und Projekte, die Klima und Wirtschaft nutzen sollen.

    "Die grüne Wirtschaft in Kalifornien boomt. Der Ökosektor hat zehn Mal mehr Jobs geschaffen als irgendein anderer in Kalifornien und zwei Drittel des US-Wagniskapitals in diesem Sektor angezogen."

    Dass Klimaschutz Arbeitsplätze schafft, ist zwar nicht neu. Neu ist aber die Verve, mit der ein Superstar samt seiner enormen Ressourcen dafür einsetzt. Das muss nicht jedem gefallen. Doch die Chancen stehen gut, dass Schwarzenegger ein bisschen mehr Begeisterung in den festgefahrenen Klimadiskurs bringt. Schaden kann das nicht.