H.P. Babbage: "Tatsache ist, das man mit einem Jacquard-Webstuhl jedes erdenkliche Muster weben kann. In den Fabriken arbeiten Künstler, die solche Muster entwerfen. Nach ihren Plänen werden dann mit Hilfe einer speziellen Maschine Löcher in Karten aus Pappkarton gestanzt. Bringt man diese Karten im Jacquard-Webstuhl unter, webt er exakt das vorgegebene Muster. Auch bei Fäden mit verschiedenen Farben oder Farbschattierungen bleiben die Muster auf dem Stoff stets die gleichen; sie unterscheiden sich voneinander nur in ihren Farben."
1889, als sich Henry Prevost Babbage, der Sohn des englischen Computerpioniers Charles Babbage, so bewundernd über den ersten voll mechanischen Webstuhl und dessen Lochkartensteuerung äußerte, war diese Technik in der Textilindustrie schon fest etabliert. Der Fortschritt, den sie mit sich brachte, hatte allerdings auch seine Schattenseiten. Das hatte Joseph-Marie Jacquard, der Erfinder des Jacquard-Webstuhls, am eigenen Leib erfahren. Am 7. Juli 1752 als Sohn eines Seidenwebers in Lyon geboren, war er in einer Zeit aufgewachsen, in der im Textilgewerbe die Kinderarbeit noch selbstverständlich war.
"Die schwere Arbeit in der Weberei ist dem jungen Jacquard verhasst"," heißt es in einer biographischen Skizze aus dem Deutschen Museum für Technikgeschichte in München:
" "Er erlernt deshalb das Buchbinder-Handwerk. Nach dem Tod seiner Eltern erbt der 20-Jährige die ungeliebte Webwerkstatt. Doch statt die Weberei zu betreiben, beschäftigt er sich vor allem damit, die Musterwebtechnik zu mechanisieren."
Jacquard, anfangs wenig erfolgreich, geriet bald in finanzielle Nöte. Er verstrickte sich in die Wirren der französischen Revolution. Aber er nutzte auch die Chancen, die sich ihm boten.
"Jacquard findet Fabrikanten, die ihn unterstützen. Er verwirklicht einige wichtige Verbesserungen, die ihm Preise und Anerkennung einbringen."
Seit 1804 konnte sich Jacquard dank staatlicher Unterstützung ganz auf die Lochkartensteuerung konzentrieren; binnen eines Jahres machte er die in Ansätzen bereits vorhandene Technik praxisreif. Durch die Löcher auf den Karten fielen Drahthaken, die automatisch nach den Webfäden griffen. Für besonders komplizierte "Jacquard-Muster" wurden Tausende von Lochkarten zu einer Endlosschleife verbunden. Jacquard hatte sich damit einen Kindheitstraum erfüllt - und stand unversehens im Brennpunkt sozialer Auseinandersetzungen. Die Weber probten den Aufstand; sie fürchteten um die Arbeitsplätze, die ihnen der mechanische Webstuhl wegrationalisierte.
"Lyon 1806. Auf Befehl des Zunftmeisters der Weber findet eine öffentliche Hinrichtung statt. Der Jacquard-Webstuhl wird zerschlagen und verbrannt, Jacquard tätlich angegriffen und mit Prozessen zermürbt."
Erst auf dem Umweg über England setzte sich der mechanische Webstuhl auch in Frankreich durch. Kaiser Napoleon Bonaparte sprach dem Erfinder eine lebenslange Rente zu. Später erhielt er sogar das Kreuz der französischen Ehrenlegion. Am 7. August 1834 starb Joseph-Marie Jacquard in Oullins an der Rhone als hoch angesehener Mann. Sechs Jahre später setzte ihm die Gemeinde ein lebensgroßes Denkmal. Bunt gemusterte Stoffe, einst den Reichen vorbehalten, wurden im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung zur erschwinglichen Massenware. Die Bedeutung des Jacquard-Webstuhls reicht aber noch weit darüber hinaus.
"Als Joseph-Marie Jacquard um 1805 den Musterwebstuhl erfand, da trennte er als erster die Software von der Hardware", "
schrieb der Sozialhistoriker Hans G. Helms:
" "Mit der Lochkarte führte er das bis heute die Grundarchitektur aller datenverarbeitenden Maschinen und Computer bestimmende binäre System in den Maschinenbau ein: Wo die Nadel, die die Lochkarte abtastet, auf ein Loch, eine Eins, trifft, da findet Veränderung statt; wo sie jedoch auf Pappe, gleich einer Null stößt, bleibt der Zustand unverändert."
Charles Babbage, der Computerpionier, ließ sich von Jacquards Webstuhl zu seiner ersten, ebenfalls lochkartengesteuerten Rechenmaschine inspirieren. Die Analogie zwischen den beiden Apparaten, so schrieb sein Sohn Henry Prevost Babbage, sei "nahezu perfekt". Vom ersten mechanischen Webstuhl führt die Entwicklungslinie damit geradewegs zum modernen Elektronengehirn.
1889, als sich Henry Prevost Babbage, der Sohn des englischen Computerpioniers Charles Babbage, so bewundernd über den ersten voll mechanischen Webstuhl und dessen Lochkartensteuerung äußerte, war diese Technik in der Textilindustrie schon fest etabliert. Der Fortschritt, den sie mit sich brachte, hatte allerdings auch seine Schattenseiten. Das hatte Joseph-Marie Jacquard, der Erfinder des Jacquard-Webstuhls, am eigenen Leib erfahren. Am 7. Juli 1752 als Sohn eines Seidenwebers in Lyon geboren, war er in einer Zeit aufgewachsen, in der im Textilgewerbe die Kinderarbeit noch selbstverständlich war.
"Die schwere Arbeit in der Weberei ist dem jungen Jacquard verhasst"," heißt es in einer biographischen Skizze aus dem Deutschen Museum für Technikgeschichte in München:
" "Er erlernt deshalb das Buchbinder-Handwerk. Nach dem Tod seiner Eltern erbt der 20-Jährige die ungeliebte Webwerkstatt. Doch statt die Weberei zu betreiben, beschäftigt er sich vor allem damit, die Musterwebtechnik zu mechanisieren."
Jacquard, anfangs wenig erfolgreich, geriet bald in finanzielle Nöte. Er verstrickte sich in die Wirren der französischen Revolution. Aber er nutzte auch die Chancen, die sich ihm boten.
"Jacquard findet Fabrikanten, die ihn unterstützen. Er verwirklicht einige wichtige Verbesserungen, die ihm Preise und Anerkennung einbringen."
Seit 1804 konnte sich Jacquard dank staatlicher Unterstützung ganz auf die Lochkartensteuerung konzentrieren; binnen eines Jahres machte er die in Ansätzen bereits vorhandene Technik praxisreif. Durch die Löcher auf den Karten fielen Drahthaken, die automatisch nach den Webfäden griffen. Für besonders komplizierte "Jacquard-Muster" wurden Tausende von Lochkarten zu einer Endlosschleife verbunden. Jacquard hatte sich damit einen Kindheitstraum erfüllt - und stand unversehens im Brennpunkt sozialer Auseinandersetzungen. Die Weber probten den Aufstand; sie fürchteten um die Arbeitsplätze, die ihnen der mechanische Webstuhl wegrationalisierte.
"Lyon 1806. Auf Befehl des Zunftmeisters der Weber findet eine öffentliche Hinrichtung statt. Der Jacquard-Webstuhl wird zerschlagen und verbrannt, Jacquard tätlich angegriffen und mit Prozessen zermürbt."
Erst auf dem Umweg über England setzte sich der mechanische Webstuhl auch in Frankreich durch. Kaiser Napoleon Bonaparte sprach dem Erfinder eine lebenslange Rente zu. Später erhielt er sogar das Kreuz der französischen Ehrenlegion. Am 7. August 1834 starb Joseph-Marie Jacquard in Oullins an der Rhone als hoch angesehener Mann. Sechs Jahre später setzte ihm die Gemeinde ein lebensgroßes Denkmal. Bunt gemusterte Stoffe, einst den Reichen vorbehalten, wurden im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung zur erschwinglichen Massenware. Die Bedeutung des Jacquard-Webstuhls reicht aber noch weit darüber hinaus.
"Als Joseph-Marie Jacquard um 1805 den Musterwebstuhl erfand, da trennte er als erster die Software von der Hardware", "
schrieb der Sozialhistoriker Hans G. Helms:
" "Mit der Lochkarte führte er das bis heute die Grundarchitektur aller datenverarbeitenden Maschinen und Computer bestimmende binäre System in den Maschinenbau ein: Wo die Nadel, die die Lochkarte abtastet, auf ein Loch, eine Eins, trifft, da findet Veränderung statt; wo sie jedoch auf Pappe, gleich einer Null stößt, bleibt der Zustand unverändert."
Charles Babbage, der Computerpionier, ließ sich von Jacquards Webstuhl zu seiner ersten, ebenfalls lochkartengesteuerten Rechenmaschine inspirieren. Die Analogie zwischen den beiden Apparaten, so schrieb sein Sohn Henry Prevost Babbage, sei "nahezu perfekt". Vom ersten mechanischen Webstuhl führt die Entwicklungslinie damit geradewegs zum modernen Elektronengehirn.