Das war ganz sicher die kälteste und die kürzeste Eröffnung eines Kulturhauptstadtjahrs seit Jahrzehnten. Und um ehrlich zu sein: Seien wir froh, dass wir es hinter uns haben. Denn was da in Essen geboten wurde, war künstlerisch von so bestürzender Harmlosigkeit, dass man nur hoffen kann, dieser Tag war nicht als Messlatte gedacht für das, was noch kommen soll.
Auch wenn alle Mitwirkenden sehr sympathisch dem Schneetreiben trotzten: Bis auf die hübsche Idee, Arbeitsgeräte von einst aus den alten Zechen zu Percussion-Instrumenten umzufunktionieren war alles altbacken und abgelutscht. Ruhrgebiet-Rap, Modern Dance und Musical, die Mischung hörte sich exakt so an, wie Gelsenkirchener Barock aussieht. Irgendetwas kann jedenfalls nicht stimmen, wenn Jürgen Rüttgers sich in einer dreiminütigen Rede zum Philosophen des Festakts aufschwingt. Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen beantwortete sich selbst die Frage "Was ist die Metropole Ruhr"?
Das schlug die neue Grönemeyer-Hymne um Längen, die als reines Ruhrgebiets-Dada und somit als Kunst zu bewerten ist, sich aber kaum zum mitgrölen eignet: Seelenruhr von schwerverlässlicher Natur, so weit so ur: Seelenruhr. Ich mein ja nur: Komm zur Ruhr. Ein bisschen Lebenshilfe war auch dabei.
Die Macher der Kulturhauptstadt "Essen und das Ruhrgebiet" haben hohe Ansprüche formuliert. Sie wollen der Region mit Hilfe der Kultur neues Selbstbewusstsein, ja eine neue Identität verschaffen. Sie betonen, schon jetzt sei die Kulturhauptstadt "Essen und das Ruhrgebiet" die am nachhaltigsten Wirkende der Geschichte dieser Institution. Man soll nicht am ersten Tag kalauern, aber: Von gestern hallt da gar nix nach.
Wie jeder weiß, wird erst am Ende des Kulturhauptstadtjahres klar sein, ob die Region sich in einzelne, hoch subventionierte Kulturveranstaltungen verzettelt, ob sie sich dem Event verkauft hat. Oder ob sie Neues, Bewahrenswertes geschaffen und mehr Menschen nicht nur zur Ruhr, sondern auch zur Kultur gebracht hat. Wenn das gelänge, hätten sich zumindest einige der Spardiskussionen, die jetzt gerade auch im Ruhrgebiet geführt werden, nachhaltig erübrigt. Mehr Menschen - auch solche, die bisher wenig mit Kultur zu tun haben – müssen erleben können, dass Kultur zwar freiwillige Leistung, aber eben nicht verzichtbar ist. Was Bundespräsident Horst Köhler über die Vergangenheit des Ruhrgebiets sagte, muss auch für seine Zukunft gelten: Menschen müssen erfahren "wie sehr Kultur hilft, Würde zu bewahren und Wandel zu bewältigen".
Paradoxerweise ist es nämlich der Wandel, der bleibt, wenn die mediale Aufmerksamkeit erloschen und die Karawane weitergezogen ist. Und die Bauwerke. "Essen und das Ruhrgebiet 2010" schmücken sich in dieser Hinsicht noch mit fremden Federn: Die Eröffnung des neuen Ruhr-Museum war eigentlich früher vorgesehen, fiel dann aber ganz praktisch auf den Beginn des Kulturhauptstadtjahres. Und die Eröffnung des Chipperfield-Neubaus fürs Essener Museum Folkwang Ende Januar ist einer 55-Millionen-Investition von Berthold Beitz von der Krupp-Stiftung zu verdanken und hat mit der Kulturhauptstadt rein gar nichts zu tun.
Das Label "Kulturhauptstadt" ist in jeder Stadt in jedem Jahr ein ungedeckter Scheck. Wer die Zeche bezahlt, wird erst spät fest stehen. Im Zweifel die tapferen Bewohner der neuen "Metropole Ruhr".
Auch wenn alle Mitwirkenden sehr sympathisch dem Schneetreiben trotzten: Bis auf die hübsche Idee, Arbeitsgeräte von einst aus den alten Zechen zu Percussion-Instrumenten umzufunktionieren war alles altbacken und abgelutscht. Ruhrgebiet-Rap, Modern Dance und Musical, die Mischung hörte sich exakt so an, wie Gelsenkirchener Barock aussieht. Irgendetwas kann jedenfalls nicht stimmen, wenn Jürgen Rüttgers sich in einer dreiminütigen Rede zum Philosophen des Festakts aufschwingt. Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen beantwortete sich selbst die Frage "Was ist die Metropole Ruhr"?
Das schlug die neue Grönemeyer-Hymne um Längen, die als reines Ruhrgebiets-Dada und somit als Kunst zu bewerten ist, sich aber kaum zum mitgrölen eignet: Seelenruhr von schwerverlässlicher Natur, so weit so ur: Seelenruhr. Ich mein ja nur: Komm zur Ruhr. Ein bisschen Lebenshilfe war auch dabei.
Die Macher der Kulturhauptstadt "Essen und das Ruhrgebiet" haben hohe Ansprüche formuliert. Sie wollen der Region mit Hilfe der Kultur neues Selbstbewusstsein, ja eine neue Identität verschaffen. Sie betonen, schon jetzt sei die Kulturhauptstadt "Essen und das Ruhrgebiet" die am nachhaltigsten Wirkende der Geschichte dieser Institution. Man soll nicht am ersten Tag kalauern, aber: Von gestern hallt da gar nix nach.
Wie jeder weiß, wird erst am Ende des Kulturhauptstadtjahres klar sein, ob die Region sich in einzelne, hoch subventionierte Kulturveranstaltungen verzettelt, ob sie sich dem Event verkauft hat. Oder ob sie Neues, Bewahrenswertes geschaffen und mehr Menschen nicht nur zur Ruhr, sondern auch zur Kultur gebracht hat. Wenn das gelänge, hätten sich zumindest einige der Spardiskussionen, die jetzt gerade auch im Ruhrgebiet geführt werden, nachhaltig erübrigt. Mehr Menschen - auch solche, die bisher wenig mit Kultur zu tun haben – müssen erleben können, dass Kultur zwar freiwillige Leistung, aber eben nicht verzichtbar ist. Was Bundespräsident Horst Köhler über die Vergangenheit des Ruhrgebiets sagte, muss auch für seine Zukunft gelten: Menschen müssen erfahren "wie sehr Kultur hilft, Würde zu bewahren und Wandel zu bewältigen".
Paradoxerweise ist es nämlich der Wandel, der bleibt, wenn die mediale Aufmerksamkeit erloschen und die Karawane weitergezogen ist. Und die Bauwerke. "Essen und das Ruhrgebiet 2010" schmücken sich in dieser Hinsicht noch mit fremden Federn: Die Eröffnung des neuen Ruhr-Museum war eigentlich früher vorgesehen, fiel dann aber ganz praktisch auf den Beginn des Kulturhauptstadtjahres. Und die Eröffnung des Chipperfield-Neubaus fürs Essener Museum Folkwang Ende Januar ist einer 55-Millionen-Investition von Berthold Beitz von der Krupp-Stiftung zu verdanken und hat mit der Kulturhauptstadt rein gar nichts zu tun.
Das Label "Kulturhauptstadt" ist in jeder Stadt in jedem Jahr ein ungedeckter Scheck. Wer die Zeche bezahlt, wird erst spät fest stehen. Im Zweifel die tapferen Bewohner der neuen "Metropole Ruhr".